Mittwoch, 16. November 2016

{Rezension} Changers: Kim ~ T. Cooper & Allison Glock

Kim || T. Cooper & Alison Glock || Kosmos || Jugendbuch || HC || 368 Seiten || 3/4

Ein neues Schuljahr bringt Oryon eine neue, diesmal wieder weibliche Identität: Er verwandelt sich in Kim, ein 16-jahriges asiatisches Mädchen. Mit ihrem Übergewicht und ihrem burschikosen Auftreten ist Kim in der Schule eine Außenseiterin. Vergeblich versucht sie, Audreys Aufmerksamkeit zu gewinnen. In einer einsamen, betrunkenen Nacht schreibt Kim an Audrey einen Brief, in dem sie ihr alles über die Changers und ihre verschiedenen Identitäten – Drew, Oryon, Kim – erzählt. Sie will den Brief nicht abschicken, doch Benedict, der Anführer der RaChas, hat andere Pläne...


Diese Reihe habe ich mittlerweile sehr ins Herz geschlossen, und zwar nicht unbedingt, weil mich die Handlung begeistert (streckenweise, aber nicht immer ^^), sondern wegen der ernsten Themen und der Art der Thematisierung. Während es im ersten Band um Geschlechterrollen ging, drehte sich der zweite Teil um Rassismus und so war ich schon gespannt, was im neusten Buch wohl das Hauptthema sein würde, mit dem sich Ethan aka Drew aka Oryon herumschlagen muss...


#1 SCHWIERIGER START

Der Einstieg in das Buch fiel mir leider recht schwer. Zu Beginn versinkt Oryon nämlich leider in philosophischem Blabla und Selbstmitleid. Natürlich hat er einiges durch- und mitmachen müssen, aber dennoch hätte ich mir von ihm mehr Stärke gewünscht. 

»Ein Jahr als Oryon hat mich hellhörig gemacht, Intoleranz schwingt fast überall mit, ähnlich wie Löwenzahn sich durch die Ritzen im Asphalt zwängt. Ich weiß jetzt, wie klein die Fehlertolerant für jeden Menschen (und jeden Hund) ist. Wenn das Urteil einmal gefällt ist – Pitbulls = schlecht -, kann man noch so viel Fakten liefern, das Vorurteil hält sich trotzdem hartnäckig.« 

Als er dann seine neue V bekommt, wird es noch schlimmer, denn er hat -im Gegensatz zu seinen Freunden- den scheinbar schlechtesten Körper bekommen. Auch hier habe ich Verständnis, aber über 100 handlungsarme Seiten, in denen Kim nicht mal nach ihrer Identität sucht...?! o.O


#2 NEUE FREUNDE IM HAUPTTEIL

Kims neusten Freunde Michelle* und Kris fand ich absolut großartig. Beide trauen sich die zu sein, die sie wirklich sind und stehen auch dazu, noch nicht zu wissen, wer sie sind und sein wollen. Besonders Kris bewundere ich für seine Stärke, seinen Humor und seinen Schutzschild gegenüber Intoleranz. 

Und mit diesen neuen Freunden wird auch das Thema dieses Buches klar: Sexuelle Orientierung. Will Kim ein Junge oder Mädchen sein? Junge oder Mädchen lieben? Ist das überhaupt wichtig, muss sie es so genau definieren können? 

»Für wen ich mich halte? Für das Mädchen, das alles über dich weiß, Jason. Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, was du bist. Und eines nicht ganz so fernen Tages werden alle anderen es auch wissen. Deine Abrechnung kommt, König Jason. Und ich bin das Mädchen, das sie dir serviert. Genau dafür halte ich mich, verdammt noch mal.« 

Als sie anfängt, sich darauf einzulassen, mehr über sich herauszufinden, wird sie endlich taffer und springt über ihre Selbstverachtung hinweg. Da habe ich begonnen, auch Kim zu mögen.

*Wobei sie doch um einiges zu kurz kam, weil Kim mehr Zeit mit Kris, dem Verusch Audrey zurückzuerobern und Chatten mit Destiny (die ich ebenfalls ins Herz geschlossen habe) verbringt.


#3 FINALE, OHOH...

Gerade als Kim beginnt, sie selbst zu sein und Spannung aufkommt durch die Aktionen der Ra-Chas und den Rat der Changers bzw. die Enthüllungen und Entdeckungen über sie, endet dieses Buch leider abrupt. Kim hat noch über 150 Tage ihrer V übrig, sodass viel Potential für den letzten Teil bleibt, das dann hoffentlich auch genutzt wird...

»Sie hat gespürt, dass du endlich für dich selbst einstehst und deren Scheiße nicht mehr schluckst. Selbstvertrauen und innere Stärke wirken immer anziehend auf andere Menschen. Überall auf der Welt. Das ist ein primitiver Instinkt. Löst den Wunsch aus, dem Anführer zu folgen.« 

Ich erwarte ein weiteres spannendes Thema, Identitätssuche seitens Kim und zumindest eine Teilantwort auf die Frage, wer sie ist und sein möchte, mehr Veränderungen im Rat der Changers durch die RaChas und ein überraschendes Ende (in dem Audrew und Ethan zusammen sind xD).


#4 ALLES IN ALLEM

Auch wenn ich enttäuscht von diesem Buch an sich bin, finde ich die Reihe weiterhin großartig und kann sie nur jedem empfehlen, der Gesellschaftskritik gegenüber offen ist. Denn darum geht es in den Büchern wirklich, die Handlung spielt für mich eher eine zweitrangige Rolle.

»Erwachsenwerden heißt, seine Wahrheit zu zeigen, selbst wenn es wehtut.«

Der Schreibstil ist vor allem durch Dialoge geprägt, es wird viel gesprochen, gequatscht und gechattet und ansonsten berichtet Kim mal verzweifelt, mal humorvoller, vor allem aber mit vielen Zeitsprüngen, was ihr widerfährt. Einfach zu lesen eben, man kommt schnell und leicht voran.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Ganz im Stile seiner Vorgänger, kann man auch auf diesem Cover den Umriss der aktuellen V nur erahnen. Gefällt mir richtig gut! Äußerungen zum "Titel" sind bei nur einem Wort recht witzlos, daher belasse ich es dabei, lobend zu erwähnen, dass der Stil beibehalten wurde.


VIELEN DANK AN KOSMOS FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Wieder spannende Thematik, aber leider deutlich schwächer als seine Vorgänger, da einfach zu wenig Handlung stattfindet und Kim lange Zeit in Selbstmitleid versinkt, anstatt ihre Identität weiterhin zu suchen. Bin dennoch gespannt auf das Finale, da weiterhin viel Potential existiert!

zäh ~ verzweifelt ~ gesellschaftskritisch

Mögt ihr es, wenn ernste (gesellschaftskritische) Themen in Jugendromane und/ oder Fantasygeschichten verwoben werden? Würdet ihr euch für Drew, Oryon oder Kim entscheiden und warum? Wie würdet ihr damit zurecht kommen, vier Jahre lang wer anders zu sein, aber niemals wieder der, der ihr jetzt seid?

Wenn ihr eine andere Person (optisch) sein könntet, wie wärt ihr dann gerne?


 Ähnliche Bücher in meiner Schatztruhe:
{mit einem Klick auf die Cover gelangt ihr zu den Rezensionen}
Oryon

2 Kommentare:

  1. Hi Marysol,

    mich hat Kims anfängliches Gejammer am Anfang auch gestört, aber im Nachhinein finde ich, dass der dritte Band der bisher beste gewesen ist.Ich habe keine Probleme damit, wenn in einem Buch auch viele gesellschaftskritische Sachen angesprochen werden und für Diversity, die ja in ,,Kim" richtig wichtig wird, bin ich sowieso Feuer und Flamme ^^ Auf den letzten Band freue ich mich 2017 jetzt am meisten, besonders auf Ethans/Drews/Oryons/Kims letzte Entscheidung, wer er/sie für den Rest des Lebens sein möchte :)

    LG Julia von Lizoyfanes

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    1. Ahoy Julia,

      oh ja ich bin auch voll gespannt auf Ethans Entscheidung - nimmt er die einfach Wahl Drew, die coole Oryon, die schwere Kim oder die unbekannte Kyle??!

      Guten Rutsch! Mary <3

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