Montag, 30. Januar 2017

{Rezension} Lisbetta: Das Herz des Grafen ~ Tanja Penninger

Rezension Lisbetta 2 Das Herz des Grafeb
Das Herz des Grafen || Tanja Penninger || Dark Diamonds || Fantasy || eBook || 379 Seiten || 2/2

Noch immer kann Lisbetta sich nicht von dem geheimnisvollen Grafen lösen, der so nah und gleichzeitig unerreichbar für sie zu sein scheint. Zu schön ist sein Lachen, das sie in letzter Zeit immer häufiger hervorzubringen vermag. Gemeinsam mit ihm erforscht sie die Ruinen in der Nähe des Anwesens und erfährt mehr über die magische Legende der verstorbenen Grafenfamilie. Nur ihre Herrin Marjan kann ihr dieses Glück einfach nicht gönnen und das obwohl sie ihr Herz längst an einen anderen Mann verloren hat. Doch als dieses und andere Lügengebäude allmählich zusammenbrechen, beginnt sich eine neue Welt zu öffnen, die nicht nur das Schicksal des Grafen, sondern auch das von Lisbetta für immer verändert…


Nachdem mich der erste Band mit seiner unheimlichen Atmosphäre förmlich in den Bann gezogen hat, konnte ich diese Fortsetzung (und Finale) kaum erwarten. Wie groß war dann meine Enttäuschung, als...


... die düstere Spannung nach kurzer Zeit kitschigem Drama wich. Während ich nach 20% des Buches noch zuversichtlich war, dass es seinem Vorgänger gerecht werden könnte und nur noch etwas Zeit bräuchte, um mich restlich zu begeistern, konnte ich irgendwann die Geschichte kaum noch ernst nehmen, denn sie schwankte zwischen übertriebener Dramatik, dermaßen unsubtilen Andeutungen und rosaroten Schnulze. Die eigenartigem Verstrickungen und Jane Eyre- Stimmung des vorherigen Bandes fielen hinten runter.

SPOILER! Was mich besonders nervte, war, das Lisbetta sich gleich beim ersten Treffen unsterblich in Ivan verliebte, "ihr" Willhelm das natürlich mitbekommt und unbedingt will, dass sie ihn nach seinem Tod (den ich übrigens mehr als unnötig fand - ich meine hallo, der Mann ist doch nicht 80, sondern um Ende 30?!) heiratet, Lisbetta und Ivan sich dann ewig nicht mehr sehen und dann doch heiraten. Ich meine...?! 

Auch die Charaktere waren eine herbe Enttäuschung für mich, denn nach dem Sympathieverlust für Marjan im letzten Band, spielte sie in diesem Buch auch keine große Rolle mehr, während Lisbetta ihr gelichzeitig soooo viel Liebe gegenüber aufbringt. Riana hielt ich einige Zeit für einen gelungen- ambivalenten Charakter, nur um dann festzustellen, dass sie es doch nicht ist.

»Das Komplizierte daran war, dass es meistens nicht nur dunkel und hell, böse und gut gab. Tatsächlich pendelte jeder Mensch mit jeder Tat zwischen einem reinen Weiß und einem tiefen Schwarz in facettenreichen Grautönen hin und her.«

Die Auflösung, wer hier der Mädchenmörder ist, konnte mich nicht überzeugen, all´ die Verluste und Todesfälle kaum berühren (zumal ich die meisten davon unnötig fand) und die rasante Entwicklung von Lisbettas Kindern fand ich, gelinde gesagt, GRU-SE-LIG!!! *husttwilighthust*

Überhaupt, war der ganze zeitliche Verlauf echt merkwürdig - die Technik schreitet innerhalb weniger Monate so schnell voran wie sonst in Jahrzehnten, Charaktere verändern sich in kürzester Zeit, tiefe Freundschaften entstehen angeblich in nur einigen Monaten und die märchenhaft anmutende Erzählung Lisbettas von "vergangenen Zeiten" ist in Wirklichkeit nur ein paar Jahre zurückliegend. Dann wieder, als das Ende des Buches naht, springt die Geschichte einfach ein paar Jahre in die Zukunft, wo vorher doch so viel in kürzester Zeit passierte. Wirkte auf mich alles an den Haaren herbeigezogen :(

Die ganze Drachengeschichte konnte man im vorherigen Band ja bereits erahnen und sie hätte mich auch begeistern können, wenn ich vom restlichen Handlungsstrang, der zwischen Nichtstuerei, Beschreibungen des neuen Glanzes der Grafschaft und pompösen Festen schwankte, so genervt gewesen wäre. 

Und DANN!!! Arrrgh, ich könnte mich immer noch aufregen - die "Rebellion". Sorry, was war das denn?! Nicht nur fand ich diesen Angriff/ Kampf einfach nur lächerlich*, aber die Erlösung der Drachen durch Lisbetta setzte den bisherigen gewollt wirkenden Szenen die Krone auf. 


»Die Zeit schreibt Märchen und Tragödien, Liebesgeschichten und Balladen, mit Feder und Tinte, so einzigartig und kostbar wie ein Menschenleben.« 

Was mir an dieser Geschichte gefallen hat, war der märchenhafte und verträumte Schreibstil, der sich einerseits leicht lesen und andererseits bunte Bilder in meinem Kopf entstehen ließ. Leider reichte der jedoch nicht aus, um die enttäuschende Handlung zu übertünchen.



Alles in allem ist in diesem finalen Band nicht nur die einzigartige Stimmung verloren gegangen, eine bisher überzeugende Liebesgeschichte unromantisch abgewickelt worden und die düstere Vergangenheit in Nebenhandlungen aufgeklärt worden, sondern auch noch mit "War-ja-klar"- Momenten um sich geworfen. Denn hey, natürlich muss die mittellose Magd die Erbin eines angeblich ausgestorbenen Grafengeschlechts sein und Drachenkönigin werden, natürlich sind ihre Kinder über-begabt und ja klar, jeder verfällt ihr sofort unsterblich, wenn er sie sieht. #istklar

»Eine Fee, die keine Flügel hatte. Eine Kriegerin, der alle Kraft geraubt wurde. Eine Königin der Gezeiten, der die Kälte jede Wärme entzog.« 

*Es bildet sich eine Widerstandsgruppe gegen die Drachen, nach einem misslungenen Anschlag verschwinden sie wieder von der Bildfläche, tauchen dann plötzlich mit wahnsinnig böööösen und gefährlichen Drachen wieder auf, ein kurzer (und für mich wenig aufregender) Kampf, bei dem fast alle "Guten" sterben und dann tötet Lisbetta den Anführer und plötzlich ist der Kampf vorbei?! Drachen wieder lieb, Rebellen geköpft, Ende. Ende?!!!!!


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[2/5] Das Cover gefällt mir aus vielerlei Gründen nicht. Erstens ist Lisbetta blond und zweitens empfinde ich ihr Lächeln auf dem Bild als dümmlich und was dieses Fenster aussagen soll, ist mir auch nicht so recht klar. Was ich am Cover allerdings mag, ist der Grünton und die düstere Ausstrahlung durch dieses Verwischte. Der Titel ähnelt dem des ersten Bandes, wobei mir "Das Kind des Grafen" oder einen Titel mit "... der Gräfin" besser gefallen hätte, denn der Graf spielte doch eigentlich nur noch eine Nebenrolle.


Lisbetta II Fazit Merinung
VIELEN DANK AN CARLSEN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Nach dem so atmosphärischen Auftakt hat mich dieser Band mit Kitsch, gewollt wirkenden Szenen und übertriebener Dramatik enttäuscht. Selbst der angenehme Schreibstil und gelungenen Be- und Umschreibungen konnten den Zauber, den fesselnden Sog, für mich nicht wiederherstellen. Schade, denn diese Reihe hätte etwas ganz besonderes sein können...

vorhersehbar ~ sprunghaft ~ gewollt

Ist euch das auch schon passiert, dass ein großartiger Auftakt, durch einen weniger gelungenen zweiten Band total runtergezogen wird? Mögt ihr Bücher mit düsterer Jane Eyre- Stimmung? Könnt ihr welche empfehlen?  Was haltet ihr eigentlich vom neuen Carlsen- Imprint Dark Diamonds? Habt ihr schon Titel gelesen, mochtet ihr sie...?


 Ähnliche Bücher in meiner Schatztruhe:
{mit einem Klick auf die Cover gelangt ihr zu den Rezensionen}
Being BeastlyBelle – Der Fluch von Balmoral CastleSnowFyre - Elfe aus Eis(Die) vierte Braut

2 Kommentare:

  1. Huhu,
    ohweh, bei dir ist das Buch ja wirklich komplett durchgefallen. Zwar kann ich viele Punkte in deiner Rezension nachvollziehen, fand es aber einfach nicht soooo schlimm, ich hatte trotzdem Spaß beim Lesen.
    Was den dicken Spoiler angeht - da habe ich lange überlegt, was ich davon halte. Erst fand ich es auch komisch und habe an Lisbetta gezweifelt, aber irgendwie fügte es sich für mich dann doch ins Gesamtkonstrukt.

    Lieben Gruß
    Anja

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    1. Ahoy Anja,

      so unterschiedlich sind die Ansichten manchmal ^^
      Aber ich war definitiv auch überrascht davon, wie enttäuscht ich von dem Buch war...

      Es hat gut gepasst, aber das war mein Problem - es wirkte so gewollt :/

      LG, Mary <3

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