Schwestern im Sturm || Sibylle Baillon || dotbooks || Historisch || eBook || 316 Seiten || 1/9
Frankreich, zur Zeit der Bauernaufstände: Um sie vor dem drohenden Hungertod zu retten, verschafft der Bauer Cotin seinen drei Töchtern eine Anstellung in Paris. Während Madeleine und Marianne in gut gestellten Häusern unterkommen, muss Jeanne vor den Misshandlungen ihres schmierigen Dienstherrn fliehen. Ganz auf sich allein gestellt, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand und baut sich Schritt für Schritt eine eigene Zukunft auf. Immer wieder führt das Schicksal die drei Mädchen in die Nähe der anderen – doch nie treffen sie aufeinander. Trotzdem geben Marianne, Madeleine und Jeanne die Hoffnung nicht auf, sich wiederzufinden. Doch dann bricht die Revolution aus und stürzt das Land ins Chaos …
Wenn ich für dieses Jahr einen Vorsatz habe, dann endlich wieder mehr Klassiker, Sachbücher und Historisches zu lesen... und da ich bereits ein Buch (in dem es um die Krönungszeit Napoleons geht) gelesen habe, freute ich mich auf dieses, während der Revolution spielende!
Das Buch beginnt auch gleich mit dem jungen Napoleon, springt dann aber zwei Jahre zurück zu dem Zeitpunkt, an dem das Schicksal der drei Schwestern Jeanne, Marianne und Madeleine beginnt. Ein jede in eine neue "Familie"gegeben, müssen sie lernen, für sich selbst zu kämpfen und zu starken jungen Frauen heranwachsen. Obwohl man wechselnd über alle drei etwas liest, liegt der Fokus doch stark auf der jüngsten, Jeanne, die auch das schwerste Los gezogen hat. Ihre Abschnitte schockten mich häufig, ist sie doch erschreckender sexueller Gewalt ausgesetzt und erlebt sie (wenngleich glücklicherweise nicht am eigenen Körper). Hier musste ich oft schlucken und war entsetzt... Zumal alle drei Schwestern frühreif waren, und insbesondere Jeanne für ihre 10 Jahre viel zu intelligent und aufgeweckt wirkte. Doch sie wird älter und selbstständiger, und damit auch weniger und weniger Objekt abstoßender Begierde.
»Sie sind doch auch ein Mädchen und leiten ein viel
größeres Geschäft als einen Bauchladen!«, rief Jeanne trotzig aus. »Und soll
ich etwa verhungern, nur weil ich ein Mädchen bin? Dafür bin ich nämlich nicht
zu jung.«
Bei den drei Perspektiven der Schwestern bleibt es nicht, hinzu kommen historische Perönlichkeiten wie Talleyrand, Napoleon und ein paar Nebenfiguren (wie die Eltern oder der widerliche Krämer). Durch diese große Anzahl wechselnder Perspektiven war die Geschichte gerade zu Beginn häufig verwirrend - man muss sich bei diesem Buch also gut konzentrieren, aufmerksam lesen und ein ausgeprägtes Namensgedächtnis haben! Gerade Jeannes ältere Schwestern brachte ich öfters durcheinander.
»Es ist doch alles nur Heuchelei! Die einen philosophieren
über Freiheit, die anderen hungern, und wieder andere töten massenhaft Menschen
im Namen der Gerechtigkeit, pah!«
Inhaltlich ist die Geschichte wahnsinnig spannend, da nicht nur historische Fakten gekonnt in den Handlungsverlauf eingewebt und in bunten Farben ausgemalt werden, sondern auch die vielen Handlungsfäden alle ihre Faszination auf mich ausüben konnten. Allerdings fehlte mir streckenweise etwas Tiefe, insbesondere bei Marianne und Madeleine und den Liebhabern der Schwestern. In knappen 300 Seiten vergehen viele Jahre, neue Personen treten in das Leben der Schwestern und die Lebensumstände verändern sich - bisweilen wirkten die Handlungsstränge mehr erzählt denn erlebt und so, als ob aus jedem ein Buch hätte geschrieben worden können. So war jedes Schicksal gerafft und gegen Ende mir zu hektisch zusammengefügt.
»Das Leben ist oft hässlich und gemein, nimmt einem Dinge
und Menschen, die man liebt. Doch es gibt Menschen, denen es um vieles
schlechter geht und die doch den Mut nicht verlieren.«
Nichtsdestotrotz ist diese Geschichte eine wunderbare Lektüre, durch die man viel lernt, aber definitiv auch seinen Lesespaß hat, da die Spannung nie abflaut und die Charaktere sympathisch, aber mit Ecken und Kanten versehen sind. Zudem ist der Schreibstil der Autorin höchst angenehm zu lesen - leicht und flüssig, aber auch Kopfkino anregend.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Das Cover gefällt mir außerordentlich gut, da man gleich erkennt, dass es sich um einen historischen Roman handelt, gleichzeitig aber nicht der übliche Nackenbeißer abgebildet ist, sondern der Hintergrund fast schon wie ein Ölgemälde aussieht. Auch den Titel finde ich klasse - dynamisch und passend, wird doch die Französische Revolution immer direkt mit dem Sturm auf die Bastille assoziiert.
NACHTRAG: Cover und Titel wurden verändert - nun heißt das Buch "Die Töchter des Sturms".
NACHTRAG: Cover und Titel wurden verändert - nun heißt das Buch "Die Töchter des Sturms".
VIELEN DANK AN DOTBOOKS FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Gelungener Einblick in die Wirren der Französischen Revolution durch viele einzelne, höchst verschiedene Schicksale. Lesespaß und Lerneffekt - man muss sich aber konzentrieren, da die Perspektiven schnell und häufig wechseln, die Zeit voranschreitet und neue Personen in das Leben der Schwestern treten.
schnell ~ überraschend ~ unterhaltsam
Französische Revolution... gäähn, das langweilige Thema aus dem Geschichtsunterricht oder faszinierender Epochenumbruch? Und ist euch mal aufgefallen, dass Napoleon fast immer positiv porträtiert wird, selten als jähzorniger, skrupelloser Despot, sondern als ehrgeiziger Aufsteiger?
Mögt ihr es, wenn Geschichten aus wechselnden Perspektiven erzählt werden, oder bevorzugt ihr einen, maximal zwei Erzählstimmen?
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