{Landgang} ¡Pura vida! ~ Costa Rica

Ahoi! Nach meiner Rückkehr vor einem Jahr hatte ich ja eigentlich vor, euch in unregelmäßigen Abständen von den Ländern zu berichten, die ich gesehen habe. Wie das immer so ist mit guten Ideen... es fehlt die Zeit! Doch nun ist es endlich soweit, ich möchte euch eines der 12 Länder vorstellen, die wir angesegelt haben - Costa Rica :)

Wir waren insgesamt vier Wochen in Costa Rica - die ersten zwei aufgeteilt in ein Naturschutzprojekt in der Pazifikregion Guanacaste (Monte Alto) und ein Regenwaldprojekt an der Atlantikseite des Landes. Ich war in ersterem Projekt und konnte die beeindruckend grüne Natur kennenlernen, sowie das wunderbare Essen. In Costa Rica ist das Nationalessen gallo pinto, zubereitet aus Reis und schwarzen Bohnen - und das gibt es wirklich zu jeder Tages- und Nachtszeit! Egal ob zum Frühstück, als Beilage zu Fleisch und Fisch oder auch einfach so, zu Nudeln - die ticos und ticas, so nennen sich die Costaricaner*innen, haben immer Reis und Bohnen da! Außerdem gibt es lecker Kochbananen, grandios schmeckendes Obst (ich wusste nicht, dass Ananas und Bananen SO schmecken können!), vor allem auch allerlei Sorten, die ich noch nie zuvor gesehen oder gegessen hatte. Nur bei Süßigkeiten und Getränken ist die Auswahl wenig berauschend - obwohl Kakao im Land angebaut wird, gibt es wenig gute Schokolade oder Leckereien; sondern unfassbar süßes Zeug - wie auch bei den klebrigen Getränken ^^

Anschließend waren wir alle zusammen zwei Wochen in Gastfamilien in einem Vorort der Hauptstadt San Josés und sind zur Sprachschule gegangen. Das Spanische wird in Lateinamerika weicher und weniger zischelnd ausgesprochen; zudem wird viel mehr gesiezt; selbst in der Familie wird gerne die Höflichkeitsform usted verwendet. Die wohl wichtigste Sprachlektion war jedoch wohl "Pura vida", das als Ausruf und Antwort in quasi jeder Situation verwendet werden kann. 

Während der Sprachschul-Zeit haben wir auch einige Ausflüge unternommen: Zum Vulkan Irazú, in einen Nebelwald, zum Surfen an den Pazifik, auf eine Kakaofarm, in die Hauptstadt, zur Wallfahrtskirche und Basilika Nuestra Señora de los Ángeles in Cartago... Außerdem konnten wir einen kleinen Einblick in das alltägliche Leben gewinnen und feststellen, dass Bananen, Papayas, Eis am Stil und Busfahren z. B. ziemlich günstig, Äpfel, Schokolade oder Tampons hingegen schwer zu kriegen und sehr teuer sind und das Wetter an der Atlantikküste und in der höher gelegenen Hauptstadt nicht so karibisch ist, wie wir dachten - in Puerto Limón regnete es quasi täglich und in San José/Coronado war es teilweise richtig frisch und selten T-Shirt-freundlich!

Die letzte Woche haben wir auf einer Kaffeefarm in Talamanca gezeltet und mitgeholfen - von der Ernte, über die Sortierung und Trocknung bis hin zur Mahlung und Weiterverarbeitung durften wir bei allen Schritten mitmachen und haben zudem allerhand über Kaffee und Welthandel gelernt. Insgesamt sind wir also viel durchs Land getourt, haben festgestellt, wie schlecht die Straßen größtenteils sind (weshalb zumeist eine Maximalgeschwindigkeit von 40km/h gilt!), allerhand Freiwilligenarbeit (streichen, Weg und Hütte bauen, pflanzen...) geleistet, zwei Tanzkurse wahrgenommen und atemberaubende Natur gesehen. 27% des Landes sind unter Naturschutz gestellt! Tukane, Krokodile, Aras, Faultiere, Brüllaffen... die Tiervielfalt hat mich tief beeindruckt - es gibt wohl an die 500.000 (Tier-)Arten, nicht wenige davon endemisch! Doch kommen wir zum Hintergrundwissen über das Land :)

 Hauptstadt: San José

 Zeitzone: UTC-6 (d. h. acht Stunden früher als momentan in Deutschland)

 Nachbarländer: Nicaragua, Panama

 längster Fluss: Río Térraba (160 km)

 höchster Berg: Cerro Chirripó (3820 m)

 Währung: Colón (1€ = 622,37 Colónes)

 Diplomatenkennzeichen: 138 (wenn ihr in Deutschland also ein Auto mit dem Kennzeichen         0 - 138 - xxx seht, wisst ihr bescheid!)

Costa Rica hat knapp 5 Millionen Einwohner*innen, fast die Hälfte davon lebt in und um die Hauptstadt San José. Indigene Bevölkerung hat das Land kaum noch, die größten Gruppen stellen die Cabécar, die Bribri und die Guaymí dar. Somit sind auch die indigenen Sprachen und Glaubenswelt vom Aussterben bedroht. 90% der Bevölkerung sind christlich; die meisten davon Katholiken - was auch die Staatsreligion ist. Während unserer Zeit in den Gastfamilien konnten wir feststellen, dass in vielen Haushalten Heiligenfiguren, Rosenkränze und Kreuze zu finden sind.

Costa Rica ist ein wirtschaftlich und politisch stabiles Land - von den Unruhen in der Region ist und war es wenig betroffen. Besonders ist zudem, dass das Land seit 1948 kein Militär unterhält und in Konflikten zumeist neutral bleibt, weshalb es auch als "die Schweiz Lateinamerikas" bezeichnet wird. Auch wenn Armut leider weiterhin einen Teil der (Land-)Bevölkerung betrifft, ist der Prozentsatz geringer als in anderen Ländern der Region. Neben Landwirtschaft (Bananen, Ananas, Kaffee) spielt zunehmend der Tourismus eine große Rolle - dank eben jener Stabilität und der wunderbaren Natur ist das Land ein beliebtes Reiseziel! Überhaupt, Umweltschutz wird in Costa Rica sehr ernst genommen - 90% des Stroms wird aus erneuerbaren Energien gewonnen! Laut unserer Gastmutter ist er jedoch sehr teuer und zu unterschiedlichen Uhrzeiten schwankend im Preis. Heißes Wasser ist auch keine Selbstverständlichkeit; vielerorts gibt es nur kaltes oder wenn überhaupt spezielle Erwärmer in den Duschen, die für eine kurze Zeit ein (lau)warmes Nassvergnügen erlauben.

Auf die wechselhafte und interessante Geschichte des Landes werde ich hier nicht eingehen - der Besuch des Nationalmuseums in der Hauptstadt lohnt sich jedoch auf jeden Fall! Weil er für eine meiner Hausarbeiten von Relevanz war, möchte ich nur kurz Óscar Arias Sánchez erwähnen, der Präsident des Landes und wichtig für die Beendungen von Kriegen in Mittelamerika war. Zur sagenumwobene Kokos-Insel, die zu Costa Rica gehört, verlinke ich euch zwei informative Artikel: klick und klick.

Interessant finde ich ja, dass das Schuljahr von Februar bis November/Dezember geht, die großen Ferien finden also über Weihnachten statt, einer Zeit zu der viele Feste und Paraden sowie auch der Karneval in der Hauptstatt stattfinden; im Juni/Juli sind nur zwei-drei Wochen schulfrei. Der Anteil der Kinder, die eine weiterführende Schule (übrigens mit Uniform!) besuchen, ist höher als ansonsten in Mittelamerika; die Analphabetismusrate relativ gering.

Und schließlich noch drei "Fun Facts" zum Ende:

• Da die meisten Toiletten alte, schmale Rohre haben, ist es üblich, Toilettenpapier & Hygieneprodukte in den Eimer zu werfen; muss man sich echt dran gewöhnen!
• Ananas heißt bei uns so, da sie in den Bananenkisten transportiert worden; um beide Obstsorten auseinanderhalten zu können, hat man jedoch bei den Ananaskisten das "B" weggestrichen. Bananas → Ananas. 
• Frauen behalten bei der Heirat ihren Mädchennamen; Kinder tragen einen Doppelnamen ihrer Eltern.

Reizt euch Costa Rica oder wart ihr sogar schon mal dort? Was war euer aufregendstes Reiseziel und wohin würdet ihr gerne mal reisen?