Titel: Der Kuss des Raben
Autor: Antje Babendererde
Verlag: Arena
Genre: Jugendthriller
Format: Hardcover
Seitenzahl: 496
Reihe: /
Mila ist schön und rätselhaft. Ihre Vergangenheit will sie um jeden Preis geheim halten. In Moorstein sucht die Sechzehnjährige einen Neuanfang und findet ihre große Liebe. Tristan, eigentlich unerreichbar, erwählt ausgerechnet sie! Mila kann ihr Glück kaum fassen. Doch auch Tristan hat ein Geheimnis. Als in der Kleinstadt ein junger Mann namens Lucas auftaucht und das Haus der Rabenfrau in Besitz nimmt, erwachen die Schatten der Vergangenheit zum Leben. Denn Lucas und Tristan scheinen sich zu kennen – und zu hassen. Im undurchsichtigen Spiel der beiden gerät Mila zwischen die Fronten und findet sich plötzlich vor einem finsteren Abgrund wieder…
Als ich dieses Buch in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, wollte ich es unbedingt lesen, da ich Raben total spannende Tiere finde... Vielen Dank also an den Arena Verlag, dass ich bei der Blogtour teilnehmen durfte!
Ich glaube, ich habe den Klappentext nicht aufmerksam genug gelesen. Denn ich hatte irgendwie eine Fantasygeschichte erwartet, auf Grund des Covers eine leichte und sanfte. Nööööp. Während ich also noch auf magische Kräfte wartete, riss mich das Buch mit. Denn die Schrecken der Vergangenheit lauerten nicht nur den Protagonisten, sondern auch mir auf. Wie grausam Menschen sein können, wie grausam das Schicksal mit Menschen umgehen kann... Irgendwann wurde mir dann auch klar, dass die Raben keine wirklich magischen Geschöpfe sind und auch sonst keiner seinen Hogwards- Ausweis (Gibt´s so was? Wenn nicht: Erfinden!) aus der Tasche holen wird. Und das war okay für mich. Denn Spannung bot das Buch auch ohne Fantasyelemente, wenngleich es einige übernatürliche Ereignisse und Vorahnungen gibt.
Unglaublich war, wie so viele ernste Themen und schreckliche Ereignisse mit dem oberflächlichen Teenie- Leben verbunden wurden, um sie einerseits etwas zu relativieren und ihnen doch nicht die Schärfe und Intensität zu nehmen. Identität, Vergangenheitsbewältigung, Armut, Verlust, Zwangsheirat, Prostitution, gesellschaftliche Ablehnung, Integration... Gerade wegen dieser schwierigen Themen blieb die Geschichte konstant spannend, bedrohlich und schrecklich - haarscharf davor, zuviel zu werden. Aber eben nur haarscharf! Genial gelungen, wirklich. Total spannend war ja auch das Leben der Sinti und Roma, das in dem Buch angerissen wurde. Darüber wird nicht oft, und schon gar nicht in Jugendbüchern geschrieben...
»Blickte sie sich um, tanzten hinter ihrem
Rücken die Geister ihrer unbekannten Vorfahren, und Mila ahnte, dass alles
irgendwie zusammenhing. Freude und Leid, Schmerz und Glück – so dicht
beieinander. Ihre Kindheit, elend und bunt. Die Menschen, die sie geliebt
hatte, die guten und die schmerzlichen Erinnerungen. All die Worte und Lieder,
die unveränderbaren Geschichten. Das alles war ein Teil von ihr und würde es
immer sein.«
Ähnlich sah es mit den Protagonisten aus. Eigentlich waren sie mir alle suspekt, unsympathisch und irgendwie sogar gruselig, aber dennoch konnte ich mitfiebern und sie irgendwie in mein Herz schließen. Nur, dass mir immer wieder das Blut in den Adern gefror...
Mit dem Schreibstil hatte ich hingegen so meine Schwierigkeiten. Die Rückblenden verwirrten mich häufig, trugen aber auch zur Spannung bei. Was mich beim Lesen leider doch ziemlich gestört hat, war, wie abgehackt und teilweise extrem jugendlich die Sätze waren um dann wieder bildlich und fast schon schwülstig zu werden. Auch Milas falsches Deutsch hat mich immer wieder Stutzen lassen. Natürlich verstehe ich, warum sie so spricht, aber für mich als Leserin war es trotzdem anstrengend, den Sinn ihrer verkehrten Redewendungen und missinterpretierten Wörter zu entschlüsseln.
»Das Böse im Märchen forderte den Helden
heraus, über sich selbst hinauszuwachsen. Vielleicht war er ja kein Held, aber
die Herausforderung hatte er angenommen. Unbewusst, schon vor Wochen. Die
Vergangenheit war unveränderlich, seine Zukunft, die konnte er selbst
gestalten. Wenn er es wollte, dann war das Monster in ihm nur ein Wort. Und
Worte hatten keine Klauen, keine Zähne.«
Außerdem ist, dafür dass das Buch ab 14 ist und ja auch recht harmlos aussieht, nicht nur die Geschichte zu stark, sondern auch das Körperliche zu präsent, Seien es die Gedanken der drei Hauptprotagonisten, Szenen oder auch die teilweise schon roh anmutende Gewalt. Nicht meins.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Das Cover finde ich ziemlich schön, nur ist es mit zu pink, zu mädchenhaft und zu sanft. Das passt nicht so recht zu der düsteren Geschichte dahinter... Gerade der Titel hat mich ja glauben lassen, eine Fantasygeschichte zu lesen. Im Nachhinein müsste es, wenn überhaupt, wohl "Der Kuss der Raben" heißen. Ich favorisiere aber ganz klar den ursprünglichen Titel der Autorin "Das Spiel des Raben", da das Buch bei Weitem nicht so romantisch ist, wie suggeriert. Sondern bitterböse und perfide.
So ganz anders als erwartet, aber dennoch unheimlich gut. Lediglich die Sprache hat mich manchmal etwas irritiert. Was aber gesagt sein muss, ist dass das Buch sicher nicht ab 14 ist, dafür gibt es zu viel Gewalt, Sex und Schrecken ^^
erschreckend ~ heftig ~ bewegend
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Lass´ mir doch einen Kommentar da! Ich würde mich über deinen Landgang sehr freuen :)