Nineteen Eighty Four || George Orwell || Penguin Classics || Dystopie || SC || 352 Seiten || 1/1
Orwells Roman über die Zerstörung des Menschen durch eine perfekte Staatsmaschinerie ist längst zu einer scheinbar nicht mehr erklärungsbedürftigen Metapher für totalitäre Verhältnisse geworden. Sein literarischer Erfolg verdankt sich einem beklemmenden Wirklichkeitsbezug, dem auch der Leser von heute sich nicht entziehen kann.
Eigentlich "nur" Schullektüre... und dann doch zu einem Buch geworden, zu dem ich mich äußern muss und möchte.
Okay, der deutsche Klappentext ist echt dürftig. Daher mal kurz in eigenen Worten: Im London der Zukunft herrscht Armut und Krieg. Gegen wen, dass weiß keiner so genau. Auch Winston und Julia, die Hauptprotagonisten, Angehörige der "Mittelschicht" nicht. Sie wissen aber, dass in ihrem total überwachten Leben ohne Freiheit schon der Gedanke an Rebellion tödlich sein kann. Denn er, Big Brother, sieht und hört alles. Offen das System kritisieren kommt also nicht in Frage, doch als sie Kontakt zu einem der Mitglieder der Widerstandsgruppe um Goldstein bekommen, scheint sich alles zum Guten zu wenden...
Nicht. Natürlich nicht. Dieses Buch ist Gesellschaftskritik pur. Romantik und Happy- End passen da nicht, denn auch in unserer Gesellschaft, die Orwells Zukunftsvision zu verblüffend und erschreckend ähnlich ist, gibt es für viele kein gutes Ende. Umso beklemmender die Geschichte, denn auch wenn die Charaktere weder sympathisch noch heroisch sind und nicht mal viel tun, so realistisch ist das Bild doch. Unterdrückung, Manipulierung und Gewalt, sowohl auf psychischer und physischer Ebene. Und selten ist das Thema digitaler Überwachung so aktuell wie heutzutage. Nicht umsonst ist "Big Brother" zum Bonmot geworden. Der Bundesnachrichtendienst hat übrigens den diesjährigen BigBrother- Award für sein Lebenswerk bekommen, nur mal so am Rande.
Dieses Buch ist nicht schön, vielleicht nicht mal spannend und ganz sicher keine leichte Lektüre. Aber es ist brillant und stimmt nachdenklich. Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, wie berechenbar die Natur des Menschen und sein fehlendes politisches Engagement zu sein scheint, wenn wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ein erschreckend realistisches Bild unserer Welt im 21. Jahrhundert gezeichnet werden konnte.
Mich haben besonders die Auszüge aus dem Buch der Widerstandsgruppen fasziniert, da sie das durchaus ambivalente Denken und Handeln der höchsten politischen Ebene erklären und aufdecken. Gerne hätte ich da das letzte Kapitel noch gelesen ^^
Obwohl als Pflichtbuch gelesen und vor allem analysiert, möchte ich doch noch kurz auf die typischen Kriterien eingehen. Der Schreibstil ist recht gewöhnungsbedürftig und gleichzeitig unglaublich real. Ich konnte als Leserin den Dreck, die Kälte und die Bombendetonationen förmlich spüren. Spannung wird nicht so sehr durch die eigentlich Handlung aufgebaut, viel eher durch das Konstrukt, die Zukunftsvision. Man möchte einfach wissen, was Orwell noch so im Petto seiner Imagination hat.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[2/5] Ja naja, das Cover ist nun wirklich nicht schön oder ästhetisch. Aber authentisch, denn die futuristische Stadt passt irgendwie zu meiner Vorstellung von Orwells London. Dennoch gibt es eindeutig schönere Varianten, wenngleich das bei Schulbüchern ja ganz offensichtlich noch nie ein Kriterium gewesen ist. Schade eigentlich :) Der Titel ist kurz, knapp und präzise. Und doch irgendwie auch nicht. Denn Winston weiß gar nicht so genau, welches Jahr geschrieben wird. Gerade deshalb passt der Titel so gut - auf den ersten Blick stimmig und auf den zweiten doch nicht ganz.
Ein schwieriges und beklemmendes Buch, dass erschreckend realistisch ist und mich noch lange beschäftigen wird...
nachdenklich stimmend ~ erschreckend ~ brillant
Heute bin ich mal total unkreativ und habe keine Frage für euch... hinterlasst doch einfach einen netten Kommentar ;)
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