Mittwoch, 27. November 2019

{Rezension} Mesrée-Saga: Die Stadt der stillen Wasser ~ Florian Clever

 Rezension Die Stadt der stillen Wasser Florian Clever Selfpublishing
Die Stadt der stillen Wasser | | Florian Clever | | Selfpublishing | | Fantasy | | eBook | | 398 Seiten | | 1/?

Die Stadt Mesrée leidet unter einer langen Dürre. Schlimmer noch, ein kriegerisches Wüstenvolk zieht gegen die stolzen Mauern. Während die Eliten Mesrées zittern, kommt der Ratsschreiber Sajit mit einer mythischen Macht in Berührung. Einer Macht, die Mesrée nun dringend braucht, denn auch hinter dem Angriff der Wüstensöhne steckt mehr, als das Auge zunächst sieht. Sajit aber fühlt sich als Sandkorn in dem Sturm, der über seine Heimat hereinbricht. Er will keine Macht, er will nur Misha retten, seine Geliebte.


Schon das Cover verheißt Fantasy und Flair aus 1001 Nacht - wie konnte ich da also widerstehen, mich der Leserunde auf LovelyBooks anzuschließen?

Bereits der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, zeichnet der Autor doch eine lebendige Welt, in der sich nordafrikanisches, prototypisch "orientalisches" und fiktives Ambiente vermischen. Dabei sind die Beschreibungen keinesfalls ausführlich, sondern gerade so kompakt, dass beim Lesen ein Bild entsteht, dass ich mir als Leserin aber ausmalen und mit Details versehen kann.

»Eine harte, aber handfeste Wahrheit ist allemal besser, als verdächtige Teilstücke, die dir wie nasse Seife durch die Finger gleiten und ein schmieriges Gefühl zurücklassen.«

Später im Buch kommt die Magie zum Tragen, wunderbar verwoben mit der ansonsten historisch anmutenden Geschichte, dem mittelalterlichen Setting und der Glaubenswelt Mesrées.

Gerade die Charaktere in ihrer Alltäglichkeit und Weltlichkeit zeichnen dieses Buch aus: Sajit ist sicher kein geborener Held, will nicht einmal ein Anführer sein - und wird es in seiner Güte und Menschlichkeit dennoch. Auch Furat, der Leuchtturmwärter und die Hafenbewohner*innen schlichen sich mit ihrem Überlebenswillen, ihrer Kreativität und ihrem Zusammenhalt in mein Herz. Bis auf die großen Widersacher ist keine Figur prototypisch gut oder böse, sondern realistisch individuell.

Während der dramatischen Haupthandlung, die aus dem Entgegenstreben der beiden Erzählstränge besteht, konnte ich auch Einblicke in das Leben der einfachen Bürger, sowie in die politischen Machenschaften des Rates erlangen; die Liebesgeschichte bleibt erfreulich hintergründig. Kein nervtötendes Hin-und-Her, keine Missverständnisse und Zweifel, sondern eine herzerwärmende Zuneigung.

»Wer meint, durch Drohungen herrschen zu müssen, hat kein Vertrauen in sich selbst. Der fürchtet ständig, nicht genug zu sein. Der lebt in ständiger Angst, kleiner zu werden und zu erlöschen, ausgeblasen zu werden wie eine Kerze durch die Puste eines Kindes.«

Der Schreibstil ist angenehm und durch die kurze Kapitellänge konnte ich das Buch ideal während Bahnfahrten lesen - Zeitangaben zu Beginn jedes Kapitels strukturieren dabei die Handlung und transportieren zugleich den steigenden (Zeit-)Druck, die Brenzligkeit.

Während für mich vor allem die Charaktere, das historische Setting und der Einbezug aktueller Themen wie Wasserknappheit, Sorglosigkeit gegenüber der Natur, Korruption und Armut begeistern konnten, haben mich auch die Endkämpfe, magisch und ganz weltlich mit Waffen überzeugen können - häufig bauschen sich Fantasybücher ja bis zum epischen Endkampf auf, nur um dann spektakulär unglaubwürdig mit Riesenadlern gelöst zu werden. Nicht so hier! Florian Clever räumt den Kämpfen Raum und Zeit ein, schildert sie dramatisch und bildlich, aber eben nicht überzeichnet. Feuer gegen Wasser ist ja eigentlich ein klassischer Fantasykampf, aber durch das Setting in der islamischen Welt, den historischen Flair und die ruhige Erzählweise wird hier etwas Neues draus!

»Ihr Menschen besteht zwar überwiegend aus Wasser, geratet aber nur allzu leicht aus dem Fluss. Viele stocken und kreisen um sich selbst. ›Ich, ich, ich.‹ Kein Wunder, wenn aus ihrem Wasser dann Brühe wird, verunreinigt, abgestanden, und schließlich: Starre, Trockenheit. Die Dürre hat es schlimmer gemacht, hat die Herzen ausgetrocknet.«

Mit Beenden der letzten Sätze war ich zunächst unzufrieden mit dem Ausgang der Geschichte, dann aber konnte ich mich mehr und mehr mit genau diesem Ende anfreunden - es ist viel realistischer! Vergesslichkeit und Undankbarkeit scheinen in der Natur des Menschen zu liegen; Armut gab und gibt es leider immer und überall. Eine Rückkehr in die Welt Mesrées ist bereits angekündigt und ich bin gespannt, was sich der Autor dafür einfallen lassen wird. Genug Potential haben diese Wüstenstadt und ihre Bewohner definitiv, auch wenn die Handlung dieses Buch in sich abgeschlossen ist.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Das Cover ist nicht nur ästhetisch wunderbar gelungen, sondern spiegelt (haha!) die Geschichte zudem treffend wieder. Zudem ist das Buch mit einer Karte ausgestattet, was könnte ich mir also mehr wünschen! :) Auch der Titel ist klangvoll und passend.


 Die Stadt der stillen Feuer Fantasy Orient historisch
VIELEN DANK AN FLORIAN CLEVER FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Wunderbar gelungene Verschmelzung von historisch anmutendem Roman aus der islamischen Welt und Fantasy, mit liebenswürdigen Charakteren, hohem Spannungsgrad und einem glaubwürdigen Ende.

atmosphärisch ~ überzeugend ~ unterhaltsam

Die obligatorische Frage nach Adaptionen von 1001 Nacht: Ja oder nein? Seit ihr ein Coverkäufer? Und wenn ihr die Wahl zwischen Feuer- und Wassermagie hättet - was würdet ihr wählen?


 Ähnliche Bücher in meiner Schatztruhe:
{mit einem Klick auf die Cover gelangt ihr zu den Rezensionen}
Im Banne des Mächtigen (Die) Lichtbringer von Enés Tausend Nächte aus Sand und Feuer Zorn und Morgenröte

2 Kommentare:

  1. Hallo Ronja,

    Danke erst einmal für das Vorstellen des Romanes. Ich bin keine Coverkäuferin, aber ich nehme ein gutes Cover gerne hin ..mir kommt es auf den Inhalt an.

    Sonst etwas exotischen Tatsch finde ich durchaus nett und bringt Abwechslung ins Lesen. Und was die Magie angeht, ist mir persönlich beides eigentlich zu gefährlich..

    O.K. ..schöne Restwoche..LG..Karin..

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    1. Ahoi Karin,

      sehr vorbildlich! Ich lasse mich (leider?!) total von Covern leiten xD
      Gäbe es denn eine Magie/Fähigkeit, die du gerne hättest?

      Liebe Grüße
      Ronja

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