Zerschlagene Krone || Victoria Aveyard || Carlsen Verlag || Dystopie|| HC ||
560 Seiten || Zusatzband
Wie geht es weiter mit Mare und Cal? Um das zu erfahren – und vieles mehr –, kehren wir zurück in die schillernde, tödliche Welt der Silbernen und Roten. Dieser durchgestaltete Begleitband ist die perfekte Ergänzung zur Bestseller-Serie. Er enthält drei spannende neue Geschichten, die zwei bereits veröffentlichten eShorts »Rotes Netz« und »Der Gesang der Königin«, sowie zusätzliches Kartenmaterial, diverse Bonusszenen, Tagebucheinträge und weitere exklusive Inhalte. Ein unverzichtbarer Abschluss für alle, die Mares Geschichte lieben.
Anders als viele Dystopien endet Wütender Sturm nicht mit der klaren Zukunftsvision, den heilenden Wunden und auf ewig verbundenen Liebespaaren sondern in einem realistischen und doch hoffnungsvollen Scherbenhaufen - kann dieses Sequel quälende Fragen beantworten und Leser*innen wie Figuren Frieden bescheren?
Über die Notwendigkeit von Sequels lässt sich streiten - für mich war dieses hier jedoch eine wunderbare Bereicherung der eigentlichen Serie! Denn ich liebe, wie Victoria Aveyard diese enden lässt; einer solch komplexen Geschichte wäre ein flaches, abgeschlossenes Ende einfach nicht gerecht geworden. Und doch - mein Leserinnenherz brauchte mehr. Mehr Klarheit, mehr Hoffnung, mehr Happy End.
Während sich in dem Buch auch zwei bereits veröffentliche Kurzgeschichten befinden, besteht es zudem ein Kartenmaterial, Julians Rechercheergebnissen, weiteren Kurzgeschichten, unter anderem zu Evangelina, sowie das heißersehnte "Was danach geschah" um Mare und Cal. Mir gefiel diese bunte Zusammenstellung aus Perspektiven, Informationen und Gefühlen ausgesprochen. Evangelina habe ich während der Reihe schon in mein Herz geschlossen und es hat mir Freude bereitet, dass diesem queeren und kontroversen Charakter ein eigener Erzählstrang eingeräumt wurde.
»So sucht
man sich doch einen Beruf aus, oder? Man überlegt, was man gut kann und lässt
sich dafür bezahlen.« »Ich nehme an, der Posten der professionellen Beschimpferin
ist bereits vergeben.« »Nein, sie halten ihn frei, bis Barrow genug davon hat,
die Berge anzustarren«
Und ja, die Hauptliebesgeschichte - Cal mag im Gegensatz zu Mare in der Reihe enttäuschend wenig Entwicklung durchlaufen zu sein; erst ganz am Ende bekam er das Einsehen und ja, die Liebesgeschichte zwischen den Beiden war teilweise ärgerlich kompliziert; ein ewiges Hin-und-Her. Und doch. Mich hat das elektrische Knistern von Anfang an bewegen und erreichen können; das Vertrackte an Cals und Mares Beziehung ließ sie für mich real und tiefgehend erscheinen; nachfühlbar und nicht nur eine 0815 Lovestory austauschbarer Charaktere. Ich bin vollends zufrieden mit diesem Doch-noch-Happy-End - kein erzwungen wirkendes wie bei Tribute von Panem noch ein verhinderbares Drama wie bei Romeo & Julia, sondern einem Tanz auf dem Eis gleich; zögerlich und doch mutig. Sich den eigenen Schatten und Wunden zu stellen. Denen, die sie sich gegenseitig zugefügt haben.
»Eine
Diebin«, sagt er mit tiefer Stimme. Ich schaue ihn über den Rand des Glases
hinweg an, während ich es leere. »Sieht so aus.« Die vertrauten Worte hängen
zwischen uns und bedeuten mehr, als sie sollten. Sie fühlen sich wie ein Ende
an, und wie ein Anfang. Von was, weiß ich nicht.
Womit mich dieses Buch zudem (erneut) begeistern konnte, ist die Komplexität des Worldbuildings. Victoria Aveyard hat nicht einfach mit ein paar Federstrichen eine Welt skizziert, sondern sie von Grund auf konzipiert, ausgebaut; realistisch und greifbar gemacht. Durch all die Figuren und Bündnisse, Handlungsstränge und Orte, Geschichten und Schicksale sind die Bücher umfangreicher als die eigentliche Geschichte um Mare es sein "müsste" und nicht für alle ist dieses ausführliche Ausholen erbaulich. Für mich schon. Mädchen mit besonderen Fähigkeiten kämpft gegen die böse Welt und verliebt sich in den Feind - diese Grundhandlung gibt es oft genug. Interessant ist doch eben die Ausgestaltung; das Nebenher und Dahinter. Bei Mares Welt habe ich das Gefühl, das könnte tatsächlich alles so geschehen; die zum Haare raufenden Irrungen und Windungen entsprechen dem Lauf der Geschichte, wie wir sie kennen. Mit den Fragmenten dieses Buch umliegende Regionen und von der Haupthandlung losgelöste Figuren kurzzeitig (näher) kennenzulernen, fand ich reizvoll.
Die Farben des Blutes ist eine mutig komplexe, ausgefeilte und starke Dystopie mit Fantasyelementen, die mit Worldbuilding, facettenreichen Charakteren und einem mitreißenden Schreibstil überzeugt.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Im Stile des ersten Bandes gehalten fügt sich das Cover bestens ein (wobei der rote Einband nach den bläulichen Tönen der vorherigen Bände im Regal heraussticht...). Wunderbare Innengestaltung mit Stammbäumen, Karten und nach Tagebuch aussehenden Seiten. Bei dem Titel empfinde ich erneut den ursprünglichen Titel präziser und stärker.
VIELEN DANK AN CARLSEN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Vielfältiger und wunderbarer Abschluss einer grandiosen und komplexen Reihe. Für Fans der Reihe ein bereichernder Zusatzband, der jedoch unbedingt nach Beenden gelesen werden sollte - sonst Spoilergefahr!
facettenreich ~ erlösend ~ überzeugend
Gehört ihr zu denen, die die Reihe in ihrer Komplexheit lieben oder seit ihr bei Mares Entwicklung im zweiten Band ausgestiegen? Welche Dystopie konnte euch am meisten überzeugen? Und was haltet ihr von Sequels/Prequels im Allgemeinen?
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