Freitag, 9. Juli 2021

{Rezension} Und der Ozean war unser Himmel ~ Patrick Ness

Und der Ozean war unser Himmel || Patrick Ness || cbj || Kinderbuch || HC || 160 Seiten || 1/1

In der Tiefe lauern Monster, doch die schlimmsten erschaffen wir selbst... Die stolzen Wale in Bathsebas Herde leben für die Jagd, riskieren alles in dem ewigen Krieg gegen die Welt der Menschen. Als sie ein treibendes Schiff attackieren, rechnen sie mit leichter Beute. Doch stattdessen stoßen sie auf die Spur einer Legende, eines Monsters, vielleicht des leibhaftigen Teufels selbst...


Von Patrick Ness habe ich bisher viel Gutes gehört - und bei diesem wie für mich gemachten Buchcover konnte ich natürlich der Versuchung nicht widerstehen, seine Schreibwelt kennen zu lernen!

Leider habe ich mich jedoch von Beginn an schwergetan, mich auf Bathsebas "verkehrte" Welt einzulassen, hielt immer wieder inne, blätterte zurück und blieb merkwürdig distanziert zu den Ereignissen. 

»Wir müssen es tun. Es ist uns prophezeit worden. Ihr drückt euch vor der freien Wahl. Und vor den Konsequenzen. Quäle mich, verletzte mich, töte mich. Mach das alles, aber tu nicht so, als gäbe es ein Muss. Auf diese Weise rationalisiert man bloß das Böse.« 


Die beeindruckenden Illustrationen, die Botschaft, nautisches Setting und Thematik - alles sprach dafür, dass mich dieses Buch mitreißen würde und doch, es tat es leider nicht. Der rationale Teil meines Hirns war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über die "menschliche" Welt der Wale zu wundern, herauszufinden, wie rum sie schwimmen und wie funktioniert, was sie tun, um mich auf die emotionale Ebene einzulassen; ständig schwebte das "Wie soll das funktionieren?" über meinem Kopf.

Ich liebe die Idee, die Sinnlosigkeit von Gewalt, die Spirale aus Hass und Gewalt, den Teufelskreis des Krieges durch vertauschte Perspektive (kindgerecht) vor Augen zu führen, allegorisch aufzuzeigen. So manch elegant formulierter Gedankengang konnte mich berühren - nur sprang für mich eben der Funke nicht über. Gut möglich, dass die Geschichte bei Kindern/Menschen mit lebhafterer Fantasie und Wille, sich Details selbst auszumalen jedoch besser funktioniert!

»Der große Trick des Teufels ist es, dass er uns dazu verleitet, ihn sehen zu wollen. Aber nur wer ihn sieht, bekommt Angst vor ihm. Und dann ist es uns zu spät.« 

Als Plädoyer gegen Krieg und Gewalt nicht nur eindrucksvoll gestaltet, sondern auch im gewichtigen Sprachstil überzeugend; in der Kürze des Buches konnte ich das Worldbuilding jedoch nicht erfassen, der Handlung nur wie aus weiter Ferne folgen. Schade! So reizvoll ich es auch finde, Moby Dick aus Walperspektive zu lesen - für mich hat das (hier) nicht funktioniert.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Wie gesagt - die Gestaltung des Buches ist grandios und auch der Titel spricht mich in seiner poetisch anmutenden Art an.


VIELEN DANK AN RANDOMHOUSE FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Als Plädoyer ergreifend und einleuchtend, als Geschichte für mich emotional nicht greifbar und verwirrend. So gerne wollte ich dieses Buch lieben und wurde doch nicht mitgerissen. 

verwirrend ~ bedeutungsvoll ~ verdreht

Fällt es euch leicht, euch eine Welt beim Lesen (bildlich) vorzustellen? Ist das überhaupt wichtig für euch? Und habt ihr Moby Dick gelesen?


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8 Kommentare:

  1. Hi Ronja,

    schade dass es dich nicht so ganz mitnehmen konnte. Ich hab das Buch auf meiner Wunschliste und ich freu mich schon mega drauf: das klingt genau nach einem Buch für mich :D
    Ich kann mir Buchwelten definitiv sehr gut bildlich vorstellen, es kommt halt drauf an, obs der Autor auch gut rüberbringen kann ^^
    Von Patrick Ness hatte ich bisher "7 Minuten nach Mitternacht" gelesen und das war ein sehr berührendes, wundervoll geschriebenes Buch!

    Moby Dick hab ich gelesen, ist aber schon länger her. Fand ich mega zäh und war gar nicht mein Fall...

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ahoi Aleshanee,

      ja ich bin auch ganz betrübt deswegen; hatte das Buch so sehr lieben wollen! Bin gespannt, ob du dich besser einfinden und es lieben wirst können :)

      Aber ich bin auch allgemein nicht mit einer allzugroßen Vorstellungsgabe gesegnet was Bücherwelten angeht, haha. Und ja, Moby Dick ist vor allem lang und nicht soooo aufregend xD

      LG Ronja

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    2. Wenn man viel Fantasy liest hat man (oder bekommt man) von selber eine große Vorstellungsgabe :D
      Ich denke dass das Buch genau das richtige für mich ist. Mal sehen wann es einzieht ^^

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    3. Müsste man meinen, bei mir hat all das Lesen da noch nicht viel getan haha - kann mir weder Personen noch Orte gut vorstellen xD

      Ich bin gespannt ;)

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  2. Hallöchen Ronja =)

    Ich habe das Buch auch gelesen, hatte aber einen etwas besseren Eindruck als du. Ich hab zunächst auch ein wenig zu kämpfen gehabt, mich in die quasi spiegelverkehrte Welt von Bathseba einzudenken. Dieses menschenähnliche hat mich doch etwas irritiert. Aber als ich erstmal drin war, habe ich es sehr genossen, wenn man denn von "Genießen" sprechen kann, bei dem vielen Blutvergießen.

    LG
    Anja

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    1. Ahoi Anja,

      wie schön, dass du dich besser in das Buch einfinden konntest! Hast du bereits andere Bücher von Patrick Ness gelesen?

      Liebe Grüße
      Ronja

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  3. Hey Ronja!
    Es ist natürlich schade, wenn man nicht so richtig reinkommt, dafür finde ich deinen Beitrag aber umso ehrlicher und schöner!
    Generell ein toller Blog, bei dem ich jetzt auf jeden Fall öfter vorbeischauen muss!

    Liebe Grüße
    Jill

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    1. Ahoi Jill,

      ja dann willkommen an Bord! Freut mich, dass es dir hier gefällt :)

      Liebe Grüße
      Ronja

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