Freitag, 24. September 2021

Wer, wie was ~ Bundestagswahl: Warum ihr wählen solltet & was ihr unbedingt wissen müsst


Ahoi! Heute mal kein buchiges Thema - sondern ein politisches. Eines, das mir am Herzen liegt. Etwas, dass ihr bestimmt schon 500 Mal gesehen habt und doch, hier ist Aufforderung 501: Geht wählen! 

Ja, ich habe Politik studiert, verfolge aktiv das Weltgeschehen und tausche mich mit meinem Freundeskreis regelmäßig aus und gehöre damit sicherlich zu einer privilegierten Gruppe der Informierten. Aber es bedarf keinerlei akademischen Grad, Zeitungsabonnement oder Diskussionsrunden für die grundlegendste Beteiligung an unserer Demokratie - das Wählen! 

Zugegeben: Die Wahlplakate helfen bei der Entscheidung nicht wirklich - irgendwelche Gesichter und leere Phrasen, die genauso gut Kalendersprüche sein könnten. Mut, Ideen, Respekt - aha. Der Wahl-O-Mat stellt sicher eine Möglichkeit dar, sich über die Positionen der Parteien und die eigenen (politischen) Präferenzen klar zu werden; Parteiprogramme tatsächlich lesen eine aufwendigere aber fundiertere. Das kostet natürlich etwas Zeit und ist möglicherweise nicht immer alles leicht zu verstehen. Aber eine Grundeinstellung haben selbst Menschen, die (leider) politisch wenig bis nicht interessiert sind.

Heftig runtergebrochen stehen CDU/CSU für die Interessen der Großunternehmen, FDP für (sehr gut verdienende) Selbstständige, die Grünen für eine nachhaltige(re) Klimapolitik, SPD und Linke für die Arbeitenden. Und die AfD, nun ja...

Eine sehr prägnante (visuelle) Aufbereitung der Wahlprogramme bzw. Kernthesen hat übrigens Katapult geleistet; hier zwei Beispiele:



Mit der Erststimme werden die Direktkandidat*innen gewählt - Deutschland ist in 299 Wahlkreise gegliedert. Idee dahinter: Auch lokale Interessen werden vertreten. Die Person, die in eurem Wahlkreis die meisten Stimmen bekommt, zieht in den Bundestag. Vielleicht kennt ihr eure Kandidat*innen und wählt danach, wer eurer Meinung nach das Beste für eure Region ausholt. Oder ihr wählt parteipolitisch.

Die Zweitstimme ist nicht personengebunden - damit wählt ihr eine Partei. Je nachdem, wie viel Prozent diese erhalten; so viele Abgeordnete stellen diese dann (sofern sie mehr als 5% der Stimmen haben). Vereinfacht. Es gibt auch noch Ausgleichs- und Überhangsmandate, die entstehen, wenn das Verhältnis durch die Erststimmen nicht passt. Sagen wir, die Grünen holen 20%; wenn man dann aber noch die neuen Abgeordneten berücksichtigt, die durch die Erststimme einziehen, wären es 30% - dann bekommen die anderen Parteien noch ein paar Sitze, damit es wieder passt. Deswegen ist der Bundestag momentan übrigens auch so groß - mehr Parteien & Ungleichgewicht zwischen Erst- und Zweitstimmen. Das hätte schon lange verändert werden sollen, aber das ist eine andere Diskussion.

Was ist nun dieses "taktisch wählen"? Besondere Bedeutung hat das bei der Erststimme: Es zieht ja nur die Person in den Bundestag ein, die die meisten Stimmen hat. Nehmen wir also mal an, ihr wolltet die SPD wählen; in eurem Wahlkreis sind aber super viele AfD-Wähler*innen. Über die letzten Wahlen und auch in Umfragen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Kandidat*innen der AfD und der Grünen ab; die SPD abgeschlagen hinten. Dann könnte es jetzt eventuell sinnvoll zu sein, doch grün zu wählen - um die AfD zu verhindern. Andererseits: Wenn alle immer so denken würden, wären viele Parteien nie entstanden, hätten sich Machtverhältnisse nicht ändern können und Linke und Grüne wären nie in den Bundestag eingezogen. Und: Prognosen sind eben nicht Wahlergebnisse.

Es bleibt also dabei: Informiert euch! Wenigstens rudimentär, bitte. Und geht wählen! Das ist eure Möglichkeit, die Zukunft des Landes und damit eure Zukunft mitzugestalten und zu beeinflussen. Und auch wenn Corona momentan möglicherweise vieles überschattet: Deutschland und die Welt stehen vor einer Menge Herausforderungen und wegweisender Entscheidungen, die getroffen werden wollen. Und: Jede gültige Stimme reduziert den prozentualen Anteil von rechten Parteien - denn von einer Nichtwahl profitiert der extreme Rand!


[Die Farben auf dem Foto sind natürlich weder eine Koalitionsprognose meinerseits noch sollen sie meine parteipolitische Orientierung widergeben. Bis auf meine Absage gegen rechte Hetze (ja, AfD/NPD/III. Weg, ihr seid gemeint!) soll dieser Beitrag neutral sein. Außerdem ist er natürlich stark verkürzt - wenn ihr mehr zu einem Thema wissen wollte, dürft ihr natürlich gerne fragen und/oder recherchieren!]

4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Ronja,

    also ich persönlich gehe immer wählen und diese immer wieder gewählte Aussage von Nichtwähler es ändert sich doch nichts .... kann und möchte ich so nicht stehen lassen....

    Denn jede Stimmte ist wichtig und zählt..und wer nicht wählen geht...verschenkt sein Recht...besonders wo vielen Menschen ihre Rechte so wichtig sind...siehe Impfung...

    Also Bitte wählen gehen....schönen Wahlsonntag..LG...Karin..

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    1. Amen liebe Karin! Ich finde auch, dass nur wer wählt, was ändern kann; vom Meckern passiert nix ^^

      LG Ronja

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  2. Hallo liebe Ronja

    Ich wähle auch immer und stimme immer ab und es ist wirklich witzig, dass in der Schweiz ausgerechnet an "eurem" grossen Wahlwochenende ein wichtiges Abstimmungswochenende war. Jedes Mal, wenn ich irgendwo "geht wählen" gelesen habe, habe ich nämlich genickt und mich mitgemeint gefühlt :-)

    Ja, Wahlen/Abstimmungen, generell politisches Interesse und Teilhabe sind sehr wichtig, es ist ein Privileg, dies nutzen zu können und ich freue mich, bei dir "Anleitung zum Widerspruch" zu finden, die beiden anderen Bücher schaue ich mir gleich auch noch an.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Ahoi Livia,

      was war denn in der Schweiz bei euch für eine Abstimmung (und wie ist sie ausgegangen)?
      Anleitung zum Widerspruch war wirklich ein gutes Buch; die anderen Beiden hatte ich von der Bundesstelle für politische Bildung (gibt´s sowas bei euch auch? Da kann man bei uns Bücher/Texte/Materialien kostenlos bestellen); als kindgerechte Nachschlagwerke ganz okay ^^

      LG Ronja

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