Montag, 22. August 2022

{Rezension} Yadriel & Julian: Cemetery Boys ~ Aiden Thomas

Yadriel & Julian || Aiden Thomas || Dragonfly Verlag || Jugendbuch || HC || 400 Seiten || 1/1

Ein paar Tage vor dem Tag der Toten will Yadriel endlich beweisen, dass er ein brujo ist. Alle in seiner Familie können heilen oder Geister beschwören, aber weil Yadriel trans ist, verwehren sie ihm das Ritual, bei dem ihm Santa Muerte seine Kräfte verleiht. Mit der Hilfe seiner Cousine und besten Freundin Maritza schafft er es allein. Doch bei seiner ersten Beschwörung geht etwas schief und der falsche Geist steht vor ihm: Julian, der Bad Boy seiner Highschool, ist weit davon entfernt, bereitwillig ins Reich der Toten überzutreten. Mit Yadriels Hilfe will er herausfinden, wie er gestorben ist. Und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto weniger will auch Yadriel, dass Julian geht.


Dia de los muertos und queere Charaktere? Call me in! Als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckte, war ich sofort interessiert und dem Cover sowieso verfallen.

Queere Bücher braucht der Buchmarkt - und vor allem own voice. Aiden Thomas ist Latinx und trans - genau wie Yadriel, der Protagonist dieser zuckersüßen Geschichte. Sein alltäglicher Kampf darum, einfach sein zu können, wer er ist, steht dabei nicht im Vordergrund und ist doch essentieller Teil der Handlung. Diese Beiläufigkeit, die dennoch voller Emotion ist, gefiel mir besonders. All´ die Ängste, Zweifel und Rückschläge - aber vor allem die wundervolle Unterstützung, die er seitens seiner Cousine erfährt und die in Julians Freundesgruppe gelebt wird.

»Warum bist du ihnen beweisen, dass du ein Brujo bist – ein Typ? […] Warum musst du überhaupt irgendwem was beweisen? […] Du brauchst doch keine Erlaubnis von ihnen, du selbst zu sein, Yads.«


Die Handlung an sich hätte durchaus aufregender sein können; lange Zeit passiert nicht allzu viel. Highschool, Alltag daheim und schleppende Suche - das gibt jedoch viel Raum für die Figuren und auf denen liegt in diesem Buch einfach der Fokus! Was mich verwunderte, war, dass Yadriel trotz des leckeren Essens seiner abuela und trotz des knappen Geldes immer was in der Mensa kauft ^^

Ab einem gewissen Punkt konnte ich erahnen, worauf die Geschichte hinauslaufen würde und war über die Enthüllung dann nicht überrascht - die Hinweise und Andeutungen waren für mich offensichtlich. Die Auflösung der ganzen Misere hatte ich dann so aber nicht kommen sehen und bin außerordentlich zufrieden mit dem Ende. Hach... ein bisschen Happy End und love in the air ist manchmal einfach nötig!

SPOILER! Gut, dass nach Jahrhunderten plötzlich ausgerechnet wieder Yadriel die Kraft haben soll, Tote zum Leben zu erwecken, ist selbst für Fantasy dick aufgetragen. Aber hey, am Día de los Muertos ist alles möglich! Und auch die plötzliche Einsicht von Yadriels Vater und Großmutter mag unrealistisch erscheinen, ist aber in einem solchen Jugendbuch notwendig ermutigend und als Szene einfach berührend.

Denn diese Liebesgeschichte ist einfach Zucker. Die beiden Jungs, wie sie sich langsam annähern; die Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die Julian in Yadriels von rigiden Traditionen und starren Regeln geprägtes Leben bringt... Beide konnten in ihrer Verletzlichkeit mein Herz berühren.

»Julian war die lebendigste Person, der er je begegnet war. Sogar als Geist war er meistens fröhlich und voller Energie. Eine Sonne im Körper eines Jungen. Yadriel wollte ihn nicht ohne sein Licht sehen.«


Viel Freude hat mir beim Lesen auch das Setting bereitet - das eingeflochtene Spanisch, all´ die verführerischen Speisen, die bei mir Hungergefühle weckten, die Vorbereitungen auf das große Fest... Dank der farbenfrohen und lebendigen Beschreibungen hatte ich regelrecht das Gefühl, dabei zu sein; Musik, Farben, Gerüche und Geschmäcke selbst zu erleben. Gleichzeitig werden aber auch die Probleme der latinx community in den USA nicht verhehlt - Abschiebungen und Illegalität, Rassismus und (Polizei-)Gewalt, Armut... dem steht eine starke, liebevolle und eng verschweißte Gemeinschaft gegenüber. Gerade die Ambivalenz, dass sie Yadriel in seiner trans Identität zu Anfang tolerieren, aber nicht wirklich verstehen und auf ihren Bildern, Traditionen und Meinungen beharren; ihn damit verletzen obwohl sie ihn lieben, empfand ich als realistisch und gelungen dargestellt. Und es gibt Hoffnung, diese Botschaft liebe und feiere ich an dieser Geschichte!


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Was für ein grandioses, farbenfrohes Cover! Und all´ die kleinen Details, die Bezug zur Geschichte haben... Beim Titel finde ich mal wieder schade, dass es einen englischen Untertitel gibt - anderseits klingt Friedhofjungs nicht gerade prickelnd 😅


VIELEN DANK AN VORABLESEN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Ein wunderbares, ermutigendes Jugendbuch, das Einblick in lateinamerikanische Kulturen und Traditionen gibt, bestens unterhält und mit einer zuckersüßen Liebesgeschichte überzeugt. Eine Ownvoice-Geschichte, von denen die Buchwelt dringend mehr braucht!

lebensbejahend ~ ermutigend ~ süß

Wart ihr schonmal in Lateinamerika? Ich war in Costa Rica; würde aber ausgesprochen gerne mal nach Mexiko und Kolumbien! Den Día de los Muertos vor Ort und nicht nur in Büchern und Filmen zu erleben, wäre auch großartig...


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4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Ronja,

    das Buch habe ich gestern beendet. Mir hat es auch sehr gut gefallen. Über das Ende lässt sich streiten. Ich fand's gelungen, aber was du im Spoiler-Teil ansprichst, ist mir auch aufgefallen. Ich finde aber auch, dass das nicht so schlimm ist.

    Ownvoice fand ich auch mega gelungen. Man bekommt einfach ganz andere Einblicke. Das kann den Horizont für mich als Nicht-Queere Person nur erweitern und das finde ich so wichtig.

    Die Handlung war mir zwischendurch auch zu langweilig. Ich glaube, das lag daran, dass Yadriel und Julian kein so wirkliches Ziel hatten. Also klar, nach Julians Leuten schauen und Yadriels Qualität als Brujo beweisen, aber das hatte irgendwie nicht genug Zug. Da hätte man vielleicht doch stärker auf die Aufklärung der beiden Tode eingehen können.
    Nichtsdestotrotz kann ich dir nur zustimmen. Ein echt süßer und unterhaltsamer Roman, der viele wichtige Themen anspricht, ohne dass es zu schwer oder zu locker wird.

    Meine Rezi geht die nächsten Tage raus.

    Liebe Grüße,
    Rebecca

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    1. Ahoi liebe Rebecca,

      danke für deinen langen Kommentar, dem ich nur zustimmen kann - und ich bin auf deine Rezension gespannt :)

      Liebe Grüße zurück
      Ronja

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  2. Hey liebe Ronja

    Das Buch ist mir auf den ersten Blick ein wenig zu schrill, trotzdem hast du mich neugierig gemacht und ich werde es mir wohl einmal näher ansehen.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Ahoi Livia,

      es ist definitiv ein Teeniebuch, aber eines zum Wohlfühlen :)

      LG Ronja

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