Samstag, 21. Oktober 2023

{Rezension} Gar es ohne Bares: Das kreative Kochbuch für alle mit kleinem Geldbeutel und wenig Zeit ~ Sebastian Maas

Gar es ohne Bares || Sebastian Maas || Penguin Verlag || Kochbuch || SC || 240 Seiten

Deine nachgekochten Instagram-Gerichte sehen zwar hübsch aus, aber schmecken nicht? Das Kochbuch deiner Eltern verlangt eine High-End-Küchenausstattung, die dir fehlt? Und im TV kochen die Star-Köche mit Hummerpaste und Kaviar? Dieses Buch ist für alle, die auch ohne Sous-Vide-Garer und nur mit kleinem Geldbeutel leckere Gerichte selbst zubereiten wollen. Basierend auf seiner erfolgreichen SPIEGEL-Kolumne „Kochen ohne Kohle“ stellt Hobbykoch Sebastian Maas hier besondere Gerichte jenseits von Pizza-Toast und Spaghetti Bolognese vor, die mit einfachen Mitteln und wenigen Zutaten gekocht werden können. Der Preis pro Portion liegt immer bei maximal 3 Euro – um niemals teurer als die Mensa zu sein. Mit einer Prise Humor zeigt Maas, wie man auch am Ende des Monats Abwechslung auf den Teller bringt und mit etwas Kreativität aus wenig viel macht, um auf Dates, Partys und an Feiertagen kulinarisch zu überzeugen.


Ich hätte nie gedacht, dass mir mal jemand durch ein Kochbuch sympathisch werden würde. Oder dass ich wegen eines solchen Buches so begeistert sein würde. But here we go.


"Gar es ohne Bares" ist erst einmal keine klassische Rezeptsammlung, in der auf Zitatenlisten stichpunktartige Anleitungen folgen, sondern ein erzählendes Kochbuch. Mir war nicht klar, dass ein Kochbuch respektvoll sein kann, aber Sebastian Maas ist es - in seiner Sprache und gegenüber kulturellem Eigentum, schmalen Geldbeuteln sowie vegetarischer/veganer Ernährungsweise. I like! 

»Für viele Erstsemester ist der Wechsel an die Uni mit jeder Menge Stress verbunden. Sie verlieren ihr soziales Umfeld, müssen sich in einer neuen Stadt zurechtfinden, den bürokratischen Irrsinn der Hochschule durchsteigen, für lächerlich viele Prüfungen lernen und nebenbei noch einen eigenen Haushalt schmeißen.«


Das (Koch-)Buch beginnt mit Worten zu Armut und auch zwischen den Rezepten kommt Maas unterschiedlich spezifisch immer wieder auf gesellschaftliche Missstände und Probleme unserer heutigen Welt zu sprechen. Zusätzlich zwischen die Rezepte und persönlichen Einschübe zu den Gerichten streut er zudem Spartipps und kleinere Life-Hacks. Da werde ich sicherlich einiges ausprobieren.

Und erst recht bei den Mahlzeiten an sich - in drei (bzw. vier, wenn ich die Festtagsgerichte gesondert zähle) Preisgruppen sortiert und mit ansprechenden, aber sympathisch semi-professionellen Bildern versehen, löste bei mir der Großteil Lust auf Nachkochen aus. Sebastian Maas gibt zudem häufig Anmerkungen, wie ich Gerichte noch aufpeppen, variieren oder nach Lust und Laune auch komplett vegan oder eben mit Fleischbeilage kochen könnte. Seine Rezepte erfordern weder Hightechgeräte noch ausgedehnte Küchenerfahrungen - und alle Zutaten sind im Discounter zu bekommen. Sicherlich das perfekte Buch für Studierende - und eigentlich für alle Menschen; denn gut & günstig kochen, ist doch in unser aller Interesse!

»Armut ist mehr als ein wirtschaftlicher Zustand. Armut bedeutet Enge. Sie ist ein Gefühl, das dich umklammert und in jeder Faser deines Körpers spüren lässt, nicht gut genug zu sein und festzuhängen. Alle Generationen sind von ihr betroffen, junge Menschen jedoch besonders. Zum ersten Mal seit der Nachkriegsgeschichte werden sie einen niedrigeren Lebensstandard haben als ihre Eltern Armut ist fast nie die Schuld der armen Person. Das System macht es ihnen allerdings nicht leicht, etwas zurückzulegen: Zum Beispiel, weil Berufseinsteiger:innen in Krisenzeiten zuerst entlassen werden. Oder, weil gerade mal 11 Prozent der Studierenden heute noch BAföG bekommen. Zur Einführung vor 50 Jahren war es fast die Hälfte aller Studierenden. Weil Menschen, die 2021 eine duale Ausbildung begonnen haben, im schlimmsten Fall mit gerade mal 550 Euro vergütet wurden. Und, weil zwischen unbezahlten Pflicht-Praktika, 450-Euro-Jobs, Hartz IV, kleiner Rente und stetig steigenden Mieten niemand große Sprünge machen kann. Die Lebenshaltungskosten steigen, während Löhne, Vergütungen und staatliche Hilfen nicht hinterherkommen.«


Kurzum, ich kann dieses Kochbuch einfach nur allen ans Herz legen, feiere Sebastian Maas auch für kleine Spitzen wie "Starköchinnen und süddeutsche Hausmänner" und freue mich aufs Nachkochen. Ich werde bestimmt noch häufiger berichten; stay tuned.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] So sympathisch und locker wie das Cover ist auch der Inhalt. Ich fands auch ausgesprochen sympathisch, in was für einer simplen Küche und mit welch banalen Utensilien Maas für die Fotos kocht - nix mit fancy Ausrüstung und Profiküche! Der heimische Herd tut`s; das ist die Botschaft des ganzen Buches. Handlich ist das Buch auch und eingängig vom Titel her.


VIELEN DANK AN RANDOMHOUSE FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Was für eine geniale Idee - gut Kochen trotz und mit schmalem Geldbeutel! Ich habe viel Inspiration gefunden und ein paar Tipps & Tricks mitnehmen können.

appetitanregend ~ sympathisch ~ respektvoll

Kocht ihr gerne? Habt ihr Lieblingsgerichte und -zutaten? Ohne welches Küchenutensil kämt ihr nicht aus? Ich liebe Kochen und Backen ja mittlerweile; vor allem indisch und Gerichte aus Maghreb und Maschrek. Karotten sind mein Allrounder und besonders dankbar bin ich meinem Multizerkleinerer (Zwiebeln grüßen!).


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{mit einem Klick auf die Cover gelangt ihr zu den Rezensionen}

4 Kommentare:

  1. Liebe Ronja

    Ich finde ja nur schon den Titel des Buches top und mir gefällt auch sehr, was du zum sympathischen Inhalt schreibst. Es ist wirklich schön, dass hier auch noch Hintergründe und Infos geliefert und Menschen mit weniger Geld (oder solche, die einfach nicht immer viel ausgeben wollen und können) nicht stigmatisiert werden - wie sonst oft - sondern einfach direkt hilfreiche, einfache Rezepte für wenig Geld präsentiert bekommen.

    Danke für den Tipp, das Buch werde ich mir auch als Geschenk vormerken.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Ahoi Livia,

      ja, oder? Genial gewählter Titel und auch der Untertitel macht Lust auf mehr :)
      Ich glaube, dir könnte das Buch gut gefallen und es ist ein ideales Geschenk; ich hab da auch schon ein paar Leute auf dem Schirm ^^

      LG Ronja

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  2. Hallo liebe Ronja,
    ich koche sehr gerne. Ein Kochbuch muss aber für mich Rezepte enthalten, die schnell und leicht umsetzbar sind und einen nicht schon gleich mit der Zutatenliste "erschlagen". Diese Faktoren erfüllt "Gar es ohne Bares" ja scheinbar.

    Es gab schon immer Menschen, die mit wenig Geld klarkommen müssen. Ich denke, das das in Zukunft nicht besser werden wird. Im Gegenteil: Durch erhöhte Preise, durch die politische Lage u.v.m. wird die Armut nur noch steigen. Umso wichtiger sind Lösungen wie diese hier: Aus wenig Geld viel machen.

    Hast du bereits Rezepte aus dem Buch ausprobiert? Wie haben dir die Gerichte geschmeckt?

    Richtig genial finde ich auch, dass man je nach persönlicher Vorliebe auch Vorschläge erhält, wie man die Rezepte entsprechend abwandeln kann.

    Ich verstehe, anhand deiner Rezension, nur zu gut, warum du dieses Buch so feierst.

    Vielen Dank für die Vorstellung.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ahoi liebe Tanja,

      ja auf jeden Fall; die Rezepte überzeugen schon auf den ersten Blick durch wenig & gut zu beziehende Zutaten sowie eher kurze Kochzeiten (oder bei langen Zubereitungszeiten dann nur wegen der Ofenzeit). Und ja, der Bedarf an solchen Rezepten wird nur noch steigen - nicht nur aus Sparwunsch, sondern vor allem aus der Notwendigkeit...

      Bisher habe ich nur ein Rezept von Sebastian Maas ausprobiert, das nicht im Buch war (aber super lecker!) und definitiv bald vor, mich an einige ranzuwagen; ich werde berichten :) Und ja, die Abänderungsmöglichkeiten sind ja immer da, ich find es aber auch nice, wenn explizit darauf hingewiesen wird.

      Falls du dir das Buch auch zulegst (gibt es sonst auch in manchen onleihen ^^), viel Spaß beim Kochen und ansonsten liebe Grüße
      Ronja

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