Sonntag, 7. Juli 2024

{ZzS} #93: Muss ich das gelesen haben? Was in unseren Bücherregalen und auf Literaturlisten steht – und wie wir das jetzt ändern ~ Teresa Reichl

Muss ich das gelesen haben? Was in unseren Bücherregalen und auf Literaturlisten steht – und wie wir das jetzt ändern || Teresa Reichl || Haymon Verlag || Sachbuch || 4/5 Anker

Ahoi! Letzte Woche erst habe ich meine ➽ Rezension ➽ zu "But make it classy! Ein feministisches Close-Up deutscher Literatur" mit euch geteilt und festgehalten, dass es wie eine Art Zusammenfassung von "Muss ich das gelesen haben?" ist - da kann ich euch natürlich die Zitate daraus nicht länger vorenthalten 😊




Bücher können die größten Klassiker der Welt sein und trotzdem euren persönlichen Geschmack nicht treffen. (S. 4)

Vieles, was erstmal neutral klingt, wie zum Beispiel die Wirkung eines Werkes, die Relevanz oder auch wie ästhetisch oder vielschichtig ein Werk empfunden wird, überhaupt nicht neutral und objektiv, sondern immer subjektiv und vor allem: patriarchal, rassistisch und durch und durch von Diskriminierung geprägt. Literatur, vor allem klassische Literatur, hat immer ganz viel mit Prestige und Ansehen und, wenn wir ganz ehrlich sind, viel mit Angeberei zu tun - das wird alles mit „Klasse haben umschrieben, damit es sich fancier anhört. (S. 37)

Lesen ist Perspektivenwechsel, ganz besonders bei klassischer Literatur. (S. 42)

Der Kanon ist das Totschlagargument, die feste, unveränderliche Instanz, die uns vorschreibt, was wir lesen müssen, dabei ist das kompletter Quatsch. Wir entscheiden, was der Kanon ist. Der Kanon ist veränderbar und war es auch immer schon. Es ist schließlich nicht einfach irgendwann eine Liste mit Werken von Männern vom Himmel gefallen, der Kanon wurde gemacht, mit System. (S. 100)

Neue Perspektiven mitdenken ist anstrengend, sich für neue Themen zu interessieren ist anstrengend, Gleichberechtigung gut zu finden ist anstrengend. Was dabei aber viel wichtiger ist: wie anstrengend und gefährlich (!) das alles für negativ Betroffene ist. (S. 103)

Wir wollen hohe Kunst - was immer das sein soll. Wir wollen künstlerische Hochsprache - was immer das sein soll. Das liegt ein bisschen daran, dass wir der deutschsprachigen Literatur einfach super ungern Spaß haben. Wir wollen uns anstrengen müssen beim Lesen, damit wir uns schlau" vorkommen können, wenn wir es trotzdem verstehen - oder zumindest so tun und heimlich eine Zusammenfassung im Internet gelesen haben. Das kommt daher, dass Literatur lange nur von gebildeten Menschen für gebildete Menschen war. Das stimmt jetzt schon lange nicht mehr, trotzdem wehren wir uns gegen Schreibstile, die unserem Sprechen ähnlich sind. [...] Wir sind gern exklusiv, und wenn wir ehrlich sind, sind wir einfach gern was Besseres. Deshalb haben wir eine riesige Lücke zwischen unserer Sprache und der literarischen Sprache, die mit allen Mitteln verteidigt wird. (S. 122)

In keinem einzigen Buch von einem Typen stand jemals: „Joa, es geht halt um einen Mann, ne, die können da bestimmt was lernen, aber für Frauen ist die Geschichte komplett uninteressant." Nicht auszudenken. (S. 215)

Wir müssen also einen Weg finden, strukturelle Probleme in der klassischen Literatur sichtbarer zu machen. Wir müssen benennen, wann219 ein Werk sexistisch, rassistisch, ableistisch, klassistisch oder sonst wie diskriminierend ist. „Damals war das eben so" hilft niemandem weiter. Warum war das damals so? War es wirklich so oder war der Autor vielleicht ein Arsch? Wieso ist das Frauenbild, die Sicht auf die Arbeiterinnenklasse" und auf Menschen mit Behinderung oder Bi PoC so? Wir müssen wirklich lernen, Klassiker feministisch(er) zu lesen und zu interpretieren. (S. 271)

Was es braucht, ist das genaue Gegenteil von „Mei, das war halt damals so". Wir brauchen ein "und deshalb ist xy heute immer noch so". Ein "und das zeigt, wieso xy in Deutschland so ein Problem ist". Literatur kann das. Klassiker können das. (S. 273)

Ihr könnt dafür sorgen, dass unser Kanon die komplette Gesellschaft widerspiegelt, und das sollte euch verdammt nochmal ein Bedürfnis sein. Da wird niemandem etwas weggenommen, sondern es wird was bitter nötig und ist. Damit alle gesehen werden - damit sich alle gesehen fühlen können. Weil das doch das Wunderbarste ist, was Literatur kann. (S. 360)



Sprechen euch die Zitate an/machen sie euch neugierig auf das Buch? Habt ihr einen "Lieblingsklassiker"?

2 Kommentare:

  1. Ich liebe Klassiker wie z. B. Ruf der Wildnis, Dracula, Frankenstein, Der Spieler und Anna Karenina. Ich finde, die Klassiker sind sehr vielseitig, wobei mir bewusst ist, dass es eine Menge Werke gibt, die leider im Laufe der Zeit vergessen wurden.

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    1. Ahoi und oh ja, Frankenstein liebe ich auch ♥ Dracula möchte ich unbedingt noch lesen ^^

      LG Ronja

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