Top oder Flop ~ Von Leuchttürmen, Seekühen, Piraten und dem Weg nach Andalusien

Ahoi! Die letzten Monate war es hier auf dem Blog ruhig - zunächst Klausurenphase, dann Segeln und anschließend noch Urlaub. Jetzt bin ich aber wieder da und möchte euch von ein paar der Bücher berichten, die ich so gelesen habe. Eine bunte Mischung habe ich euch mitgebracht, also stöbert los 😊

Melodie der Asche || Elya Adair || Droemer Knaur || High Fantasy || eBook || 560 Seiten || Band 1/1|| 4 Anker

Rache, Magie, Macht: Ein queerer Fantasy-Roman über die Gnade und den Fluch des Vergessens und den Kampf um Freiheit.

Klappentext und Cover hätten mich niemals dazu gebracht, dieses Buch lesen zu wollen - zu sehr schrien sie nach High Fantasy. Und High Fantasy war es auch! Komplizierte Namen, viele Orte und eigene Sprachen, der unumgängliche Kampf von Gut gegen Böse... wegen der zusätzlich verwirrenden Zeitsprünge habe ich dann auch länger gebraucht, in die Geschichte einzutauchen (es wäre wünschenswert gewesen, wenn es Kapitelüberschriften bei den Perspektivwechseln & Zeitsprüngen gegeben hätte!). Dann jedoch, wow. Action, Dramatik und so eine cute Liebesgeschichte ♥ Zwischen den Ereignissen und den Figuren - ganz viel Spannung. Und ich liebe diesen genialen Plottwist des Who is Who!

Was hat mich also letztlich überhaupt dazu gebracht, das Buch lesen zu wollen? Eine Postkarte. Genauer gesagt eine Charakterillustration von Dryele. Starke Frauen und Segelschiffe?! Call me in! Starke Frauen und Queerness gab es im Buch dann auch viel. Seeabenteuer und Dryele nicht ganz so viel, wie ich mir das erhofft hatte. Und auch Fädenzusammenführung nicht in dem Rahmen, den ich gebraucht hätte - ich habe das Ende nicht ganz verstanden bzw. noch ein paar offene Fragen. Gleichzeitig gab es mehr Gewalt und Blut, als ich gedacht hätte. Beim Schreibstil bin ich zwiegespalten - einerseits ist er fast schon poetisch anmutig, dann zerreißt modernes Fluchen dieses Flair komplett; "sch***" und "f***en" empfinde ich als höchst unschön ^^ Dennoch Top - ich bin froh, unverhofft zu dieser Geschichte gefunden zu haben.

... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:

[1/5] Das Cover gefällt mir ehrlicherweise gar nicht und ich empfinde es auch als unpassend (sind das Frauenhände?!). Der Titel hingegen ist stark.

The Lighthouse Witches || C.J.Cooke || Harper Collins || Fantasy/Thriller ||
SC || 448 Seiten || Band 1/1 || 5 Anker

Upon the cliffs of a remote Scottish island stands a lighthouse. Strange and terrible events have happened here. It started with a witch hunt.

Letztes Jahr habe ich dieses Buch in einer schottischen Buchhändlung entdeckt und war direkt verliebt: Leuchtturm, Magie, starke Frauen und schottisches Setting. Nur die Begrenztheit des Seesacks verhinderte den Kauf; nachgeholt wurde er aber und jetzt in Vorbereitung auf einen weiteren Sommer in Schottland habe ich das Buch endlich gelesen. Und aaaah! Spannung von der ersten Seite; fesselnd und atmosphärisch. Ich habe einfach alles an dem Buch geliebt - die wunderschöne Sprache, das Setting, das Spiel mit Glauben und Zweifel, die Einflechtung von schottischer Geschichte, der Nervenkitzel, das Ende... Ganz klar: Top - und ein Lesehighlight! Das Englisch ist zugegeben teilweise komplex und die Papierqualität schlecht; an beides konnte ich mich jedoch gewöhnen und die Wörter förmlich eingeatmet. Ich liebs auch, wie die Autorin das Nachwort genutzt hat, um Hexenverbrennung als Misogynie zu entlarven und wie vielschichtig ihre Charaktere sind.

... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:

[5/5] Noch bevor ich mich in die Geschichte verliebte, hatte mich das Cover. Und der Titel sowieso. I mean... Leuchtturm! Muss ich mehr sagen?!

Das Wesen des Lebens || Iida Turpeinen || S.Fischer || Roman || eBook ||
320 Seiten || Band 1/1 || 5 Anker

Drei Jahrhunderte, ein mächtiges, friedliebendes Geschöpf und die Lebenswege der Menschen, die von ihm angezogen sind.

Über dieses Buch bin ich zufällig gestolpert und auch von der Existenz der Stellerschen Seekuh hatte ich zuvor nicht gewusst. Umso mehr konnte ich von dieser Geschichten, diesen Geschichten lernen - über die Jahrhunderte hinweg folgt die Autorin der Seekuh; von ihrer "Entdeckung" über ihre Ausrottung bis hin zum heutigen Tag. Dabei liegt der Fokus nicht auf den großen Persönlichkeiten der Geschichte, sondern auf den Vergessenen und Unbenannten - Mitarbeitende, Ehefrauen, Schwestern. In zarteste Worte gehüllt zeigt Iida Turpeinen dabei die Verbrechen an Natur, Tieren und Menschen auf. 

Die Seekuh ist der rote Faden, der die einzelnen (Lebens-)Geschichten grob zusammenhält; dabei holt die Autorin jedoch teilweise weit aus und wer "Spannung" im klassischen Sinne sucht, ist bei diesem Buch an der falschen Adresse - packen konnte sie mich dennoch von der ersten Seite mit ihrem ungewöhnlichen Erzähl- und Schreibstil: Berichtet wird fast schon nüchtern, sachlich - aber gleichzeitig in einer so schönen Sprache, voller Liebe für Natur  und Tierwelt, nachsichtig ihren Figuren gegenüber, tiefsinnig und nachdenklich. Lasst euch auf dieses Buch ein - es ist eine ganz besondere Erzählung und definitiv ein  Top! 

... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:

[5/5] Das Cover finde ich ausgesprochen gelungen, passend und ansprechend; zudem hebt es sich vom aktuellen Trend pastelliger Cover ab. Und der Titel ist ganz und gar bezaubernd. 

Backlash – Erzählung eines somalischen Piraten || Nina Casement || Selfpublishing || Kurzgeschichte || eBook || 57 Seiten || Band 1/1 || 5 Anker

Ein riesiger Fischtrawler und zwei Handvoll zu allem entschlossene Piraten in der nachtschwarzen somalischen See. Mitten darin der junge Hanad…

Kurzgeschichten gehören wahrlich nicht zu meiner Lieblingslektüre; als mir die Autorin dieses Buch jedoch vorstellte, konnte ich nicht nein sagen - Piraterie! Explizit über die (aktuelle) Piraterie in Somalia hatte ich ja meine Bachelorarbeit geschrieben und so musste ich diese Erzählung einfach lesen! Und das hat sich gelohnt! Auch ohne Vorwissen wird deutlich: Nina Casement hat ausgiebig recherchiert und sich informiert; eine reflektierte und differenzierte Geschichte geschrieben. Aus Sicht eines Piraten - verständnisvoll, ohne zu beschönigen. Geschickt baut sie zudem auf wenigen Seiten einen Spannungsbogen auf und beginnt und endet die Erzählung auf runde Art und Weise; gerade der "Blick über den Tellerrand" am Ende gefiel mir und auch wie sie die Piraterie vor Somalia in den internationalen Kontext der multinationalen Fischerei stellt. Top, sehr lesenswert.

... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:

[3/5] Das Cover ist nicht überragend - aber passend und es ist ja auch "nur" eine Kurzgeschichte. Den Titel finde ich stark und treffend gewählt.

Der Weg nach al-Andalus || Martín Blasco || Carlsen || Roman || HC || 
128 Seiten || 5 Anker

Vom Leben eines Mannes, der auf der Suche nach einem großen Schatz sich selbst fand.

Dieses Büchlein steht schon länger in meinem Regal - anlässlich des Andalusienurlaubs und der Córdoba-Reise wanderte es in meinen Koffer und bescherte mir wunderbare Stunden; so schön ist diese kleine Geschichte geschrieben! Gerade die Beschreibungen der Wüste und der andalusischen Landschaft konnten mich bezaubern und auch die charakterliche Entwicklung unseres Protagonisten las sich einfach schön. Überraschend ist die Geschichte nicht - im Prinzip ist sie auf dem Cover bereits zusammengefasst; unterhalten konnte sie dennoch, denn seltener galt: Der Weg ist das Ziel. Gerade wer Paolo Coelhos Alchimisten mochte, wird mit diesem Buch Freude haben - einfach Top!

... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:

[5/5] Ach, welch Augenweide! Cover, Titel, Inhalt... bei diesem Buch passt einfach alles ♥

Wie erfreulich; nur gute Bücher in letzter Zeit! Wobei - Spanische Reise: Ein literarischer Führer durch das heutige Spanien (wohlgemerkt von 1987/95) war ein Flop. War mir die Worte an der Stelle aber nicht wert. Habt ihr eine der fünf vorgestellten Geschichten gelesen oder es noch vor? Welches Buch konnte euch zuletzt begeistern, welches hat euch enttäuscht?