Ahoi! Heute möchte ich euch zwei Sachbücher vorstellen, die sich unserer verzerrten, teilweise sogar schlichtweg falschen Wahrnehmung der Geschichte widmen. Während Femina sich explizit mit dem Mittelalter beschäftigt und ein ganz neues Verständnis der Rolle der Frauen in diesen "dunklen Jahrhunderten" ermöglicht, ist Fake History ein weltgeschichtlicher Rundumschlag; schwerpunktmäßig jedoch auch Mittelalter und Zweiter Weltkrieg.
Insgesamt habe ich, vor allem nach Femina, ein neues Verständnis für das Mittelalter - nicht als ein monolithischer "dunkler" Block, sondern als zeitlich und geographisch ausgesprochen verschieden. Für Frauen (oder überhaupt alle, die nicht weiße Männer waren), gab es Handlungsspielräume und windows of opportunity und Frauen nutzten diese auch! Ob als Macherinnen im England des 7. Jahrhunderts, als Entscheidungsträgerinnen ein Jahrhundert später, als Wikingerkriegerinnen & -anführerinnen im Skandinavien des 10. Jahrhundert, als Künstlerinnen & Mäzeninnen im 11. Jahrhundert in Frankreich, als Universalgelehrte & Wissenschaftlerinnen wie Hildegard von Bingen im Deutschland des 12. Jahrhundert, als Spioninnen & Gesetzlose im 13. Jahrhundert in Frankreich, als Königinnen & Diplomatinnen wie Hedwig von Polen im 14. Jahrhundert, als Unternehmerinnen & "Influencerinnen" im England des 14. und 15. Jahrhunderts oder als Ausnahmegestalten & Außenseiterinnen durch alle Epochen und Regionen. Und ja; das sind die Kapiteltitel des Buches 😎 Und obwohl ich mir nicht unbedingt alle Namen, Ereignisse, Orte und Zeiten merken konnte: Frauen waren schon immer nicht nur "da" und "dabei", sondern aktive Akteurinnen und es liegt nur an der Geschichtserzählung, dass uns das so unbewusst ist. Überhaupt: Das Mittelalter war viel kosmopolitischer, diverser, bewegter und aktiver, als in meinem Weltbild!
Ach ja Fake History ist unter anderem Folgendes: Napoleon war gar nicht so klein, wie gerne behauptet wird, die Leute im Mittelalter tranken auch nicht ausschließlich Bier, weil das (Brunnen-)Wasser ungenießbar war und es konnten auch mehr Menschen als der Klerus lesen, das mit dem Nachttopf-auf-die-Straße-Leeren fand auch nicht so häufig statt, wie wir uns das vorstellen und die Viktorianer*innen brachten nicht nur allerhand Unfug über die Vergangenheit in den Umlauf; auch die Behauptung über sie, dass sie Möbelbeine aus Prüderie verhüllten, stimmt nicht.
Aufgrund der vielen Namen, Orte und Ereignisse keine leichte Lektüre, aber eine lohnenswerte, die mir neue Perspektiven eröffnete und aufzeigt, wie viel noch geforscht werden kann und muss! Im Übrigen - das Cover zeigt Hildegard von Bingens Vision des Universums; eine passende Wahl also. 4/5 Anker
Mit spürbarer Begeisterung für Geschichte und Entrüstung über falsche Darstellungen geschrieben und durch die kurzen, episodenartigen Kapitel auch angenehm zu lesen. Ich hatte mir inhaltlich jedoch mehr BAMM erhofft. Herzlichen Dank an Randomhouse für das Rezensionsexemplar! 3/5 Anker
Sprechen euch die Bücher an? Was habt ihr in Schule und Büchern noch gelernt, von dem ihr mittlerweile wisst, dass es (so) nicht stimmt? Der Podcast What´s her name hat sich übrigens ebenfalls Hildegard von Bingen angenommen und eine hörenswerte Folge produziert.
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