Dienstag, 25. Juni 2024

{Rezension} But make it classy! Ein feministisches Close-Up deutscher Literatur ~ Teresa Reichl

But make it classy! - Ein feministisches Close-Up deutscher Literatur || Teresa Reichl || 
Carlsen Verlag || Sachbuch || SC || 160 Seiten || 1/1

Schon gewusst, dass Goethes »Die Leiden des jungen Werther« stark vom Werk einer Autorin inspiriert war? Und dass »Faust«, der ewige Klassiker der Klassiker, gar nicht mal so repräsentativ für die deutsche Tragödie ist? In »But Make It Classy! – Ein feministisches Close-Up deutscher Literatur« knöpft sich Teresa Reichl die bekanntesten deutschen Werke vor und betrachtet sie aus einer feministischen, modernen Perspektive. Dabei weitet sie den Blick für den literarischen Kanon und stellt den Klassikern weitere Werke zur Seite, die zwar unbekannter, aber für ihre Epoche ebenso würdig sind. 


Ende letzten Jahres habe ich bereits Teresa Reichls Muss ich das gelesen haben (ihr ahnt es!) gelesen und liebe auch sonst ihre Videos und Comedy - na klar war ich vorfreudig auf ihre neueste Publikation!

Das gleich vorweg - But make it classy! ist leider keine "Fortsetzung", sondern eine noch knackigere Zusammenfassung ihres früheren Buches. Für mich war also wenig Neues dabei; Freude beim Lesen hatte ich jedoch trotzdem.

Teresa Reichl schreibt wie sie spricht und spricht wie sie denkt - flott und frech, voller Anglizismen und Dialekt, modern und sensibilisiert. Lieben wir! Insgesamt war es mir zu doll; das jugendliche Publikum holt sie jedoch garantiert ab und ich wünsche mir, dass viele Schüler*innen (aber auch Lehrkräfte!) zu diesem Buch greifen und sehen: Lesen macht Spaß! Der Kanon ist nicht in Stein gemeißelt! Nur weil´s alt und berühmt ist, muss es mir nicht gefallen!

Ich hätte mir in der Schulzeit ja zu jedem der Werke, die ich da lesen musste/durfte/sollte, Texte wie die von Teresa Reichl gewünscht - kurze, verständliche Zusammenfassung ohne unnötig auszuholen, Kontext und kritische Einordnung (und vor allem Jetztbezug bzw. ein paar Worte dazu, wie das heute einzuschätzen ist) sowie ein wenig Analyse von Stil(mitteln). Und dann noch humorvoll und niederschwellig geschrieben. Take this, Lektüreschlüssel!

Anhand von 13 Autor*innen und 15 ihrer Werke stellt Teresa Reichl die Literaturepochen Barock, Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik sowie Romantik exemplarisch vor und erklärt ihr Besonderheiten; gibt einen Überblick über die bekanntesten Leute (und die, die es verdient hätten, dazu zu gehören) und vor allem feministischen rant. (Das deutsche Wort Schimpftirade gibt den Ton und die Emotionalität irgendwie nicht so gut wieder wie das englische, sorry.)

Besonderes Highlight dieses Büchleins ganz klar die Gestaltung: Gezeichnete Porträts, Genrebilder für die Stilepochen, Symbole und Randnotizen, kommentierte und annotierte Gedichte... mir gefiel der Stil Hanna Wenzels ausgesprochen .


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Cover, Gestaltung, Titel - yassss meinerseits! Mag´s auch, dass das Buch durch die gelbe Farbgebung eine Reclamoptik hat. Außerdem wunderbar handlich und einfach in jeder Hinsicht ansprechend.


VIELEN DANK AN CARLSEN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Unterhaltsamer Blick auf deutsche Literatur - nicht nur für alle, die momentan mit Schullektüre beschäftigt sind lohnenswert. Ich habe jetzt auf jeden Fall Lust, die Geschichte des Fräuleins von Sternheims sowie Die Günderode zu lesen!

jugendlich ~ fresh ~ kritisch

Welche Bücher habt ihr in der Schule gelesen? Welche mochtet ihr, welche gar nicht? Ich war ja erfreut, dass die Autorin ebenfalls eine Abneigung gegen Emilia Galotti und den jungen Werther hat 😅


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2 Kommentare:

  1. Hallo Ronja,

    meine Schulzeit liegt nun schon etwas länger zurück. Ich weiß gar nicht mehr genau, welche Bücher wir damals in der Schule so alles gelesen haben. Ich weiß aber noch, dass mir nicht jedes Buch gefallen hat.

    Ich erinnere mich, dass wir damals Die Leiden des jungen Werther lesen mussten. Und ich erinnere mich auch noch daran, dass das Buch für mich damals zu der Kathegorie unliebsame Schullektüre zählte. Ebenso, wie die Novelle Bahnwärter Thiel. Um die Jugend ans Buch zu fesseln, benötigt es meiner Meinung nach zeitgemäßere Lektüre. Natürlich ebenfalls mit starker Botschaft und mit Diskussionspotenzial.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Ahoi Tanja,

      ja, Schullektüre war wahrlich nicht alles der große Hit xD
      Werther fand ich auch ganz furchtbar, den Bahnwärter haben wir nicht gelesen. Und ja, absolut, wir brauchen ganz dringend zeitgemäßere Lektüre und vor allem mehr Diversität; nicht immer nur (mittelalte, weiße) Männer lesen ^^

      LG Ronja

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