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Samstag, 4. Mai 2024

{Rezensionen} Von Patriarchat und Kapitalismus - Drei großartige Sachbücher


Ahoi! In letzter Zeit lese ich vermehrt und mit großer Freude Sachbücher - eine Fortsetzung und zwei Titel, die ich durch die Leipziger Buchmesse ins Auge fasste, möchte ich euch heute vorstellen und ans Herz legen 😊


Unlearn Patriarchy konnte mich mit seinen 15 Essays zum Patriarchat und wie wir es aktiv Verlernen 2022 schon begeistern - jetzt ist mit Unlearn Patriarchy #2 ein würdiger Nachfolgeband erschienen. Diesmal mit den Themen Körper, Architektur, Erziehung, Sport, Ableismus, Recht, Mental Health, Klasse, Gender pay gap, Krieg und Genozid, Kirche, Medizin und Literatur - alle davon bereichernd und individuell in Ton und Stil. Das liebe ich an der Zusammentragung verschiedenster Beiträge: Die Autor*innen passen sich nicht einem vermeintlich nüchtern-neutralen akademischem Schreibstil an, sondern setzen thematisch wie stilistisch verschiedene Schwerpunkte und Akzente. Dabei entsteht eine bereichernde Vielfalt an Themen und Perspektiven. Ich hatte wieder die Erkenntnis, wie weitreichend das Patriarchat doch in unser aller Leben hineingreift, darin verwurzelt ist und alltägliche Auswirkungen hat; unser Denken und Verhalten prägt. Und während manche Essays mich ganz persönlich ansprachen; ich mit den Themen Berührungspunkte hatte und habe, konnte ich auch viel Neues lernen ob der Expertise der Autor*innen - gerade bei Themen wie Sport, Ableismus und Kirche. Mitgenommen habe ich außerdem den Podcast Gyncast und dass ich Das Ende der Ehe sowie Frauen Literatur unbedingt lesen möchte!


Beim taz Talk mit Simon Sahner und Daniel Stähr auf der Leipziger Buchmesse konnten mich die beiden Autoren von sich und ihrem Buch überzeugen, sodass ich im Anschluss zu Die Sprache des Kapitalismus griff - zum Glück! Damals im Politikstudium hatte ich neben Internationalen Beziehungen ja auch einen Wirtschaftsschwerpunkt und nicht erst seitdem eine kapitalismuskritische Haltung. Die (Aus-)wirkung von Sprache fasziniert mich gleichermaßen - ideale Voraussetzungen für die Lektüre dieses Buches also. Und gleich nach den ersten Seiten wusste ich - das ist mein Buch. Angenehm niederschwellig, also auch für Menschen ohne Politik- oder Wirtschaftsstudium les- und nachvollziehbar, schreiben und erklären die beiden Autoren. Gleichzeitig wird aber auch ihre intensive Recherche und ihr Fachwissen deutlich; hier schreiben welche, die wissen, wovon sie reden und auch keinen Hehl aus ihrer Haltung, ihrer Meinung, ihrem Fazit machen. Das schätze ich sehr - gerade bei politischen Themen ist es heuchlerisch, eine neutrale Position einnehmen zu meinen; jede*r hat eine spezifische Perspektive. So positionieren sich die beiden Autoren auch deutlich gegen Rassismus, Sexismus und andere Unterdrückungsformen, ohne dabei vom eigentlichen Thema des Buches allzu sehr abzurücken. Dank der kurzen (Unter-)Kapitel lässt sich das Buch auch hervorragend in Etappen lesen und zwischendurch wieder weglegen. Ich konnte inhaltlich viel mitnehmen, hatte Aha-Momente und Denkanstöße - und empfehle das Buch wärmstens. Wirtschaft ist nämlich weder nur "für die da oben" noch zwangsläufig trocken, langweilig und lebensfern!


Auch Leonie Schöler überzeugte mich bei einem Vortrag auf der LBM davon, ihr Buch Beklaute Frauen - Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte lesen zu wollen. Ich hatte mit einer losen Zusammentragung einzelner Biographien gerechnet; bekam aber viel mehr! Denn auch wenn Leonie Schöler durchaus Licht auf spezifische Frauen und ihr Lebenswerk wirft, beschäftigt sie sich doch mit dem größeren Kontext; dem System hinter der Unsichtbarmachung und Übergehung von Frauen. Sie deckt Muster und systemische Strukturen auf - und das ganze angenehm leicht lesbar und gut strukturiert. Während sie mit Wissen glänzt, wirkt sie doch nie belehrend und während sie wissenschaftlichen Standards gerecht wird, schreibt sie doch niederschwellig und eingängig. Dank der mit fast 100 Seiten ausgesprochen ergiebigen Quellenangaben und Literaturverweise wirkt das Buch auch deutlich umfangreicher, als es tatsächlich ist - es ist ein gelungener Rundumschlag, keine allumfassende Monographie. Und auch wenn ich mich bereits viel mit Frauen in der Geschichte und feministischen Analysen beschäftige, hatte das Buch für mich Mehrwert und ich konnte dazulernen; es eignet sich jedoch zugleich ebenfalls hervorragend als Einstieg in die Thematik und wäre eine wünschenswerte Ergänzung des Geschichtsunterrichts in Schule. Kurzum - Leseempfehlung!

Lest ihr gerne Sachbücher und wenn ja, zu welchen Themen? Welches Buch habt ihr zuletzt auf Grund einer Lesung/eines Interviews/ eines Vortrags gelesen?


 Ähnliche Bücher in meiner Schatztruhe:
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1 Landgang

  1. Liebe Ronja

    Soooo ein toller Beitrag und absolut wundervoll in Szene gesetzt!!!

    "Beklaute Frauen" und "Unlearn Patriarchy 1 und 2" stehen auch noch auf meiner Wunschliste. Sachbücher mag ich sehr, sehr gerne und ich denke, dass wir da ein ziemlich ähnliches Beuteschema haben ;-)

    Ganz liebe Grüsse
    Livia

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