Mittwoch, 27. Juni 2018

{Rezension} Children of Blood and Bone: Goldener Zorn ~ Tomi Adeyemi

Rezension Children of Blood and Bone Goldener Zorn Tomi Adeyemi
Goldener Zorn || Tomi Adeyemi || Fischer FJB || Fantasy || eBook || 624 Seiten || 1/3

Zélies Welt war einst voller Magie. Flammentänzer spielten mit dem Feuer, Geistwandler schufen schillernde Träume, und Seelenfänger wie Zélies Mutter wachten über Leben und Tod. Bis zu der Nacht, als ihre Kräfte versiegten und der machthungrige König von Orïsha jeden einzelnen Magier töten ließ. Die Blutnacht beraubte Zélie ihrer Mutter und nahm einem ganzen Volk die Hoffnung. Jetzt hat Zélie eine einzige Chance, die Magie nach Orïsha zurückzuholen. Ihre Mission führt sie über dunkle Pfade, wo rachedurstige Geister lauern, und durch glühende Wüsten, die ihr alles abverlangen. Dabei muss sie ihren Feinden immer einen Schritt voraus sein. Besonders dem Kronprinzen, der mit allen Mitteln verhindern will, dass die Magie je wieder zurückkehrt …


Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut, dessen Mythen und Götter an die westafrikanische Kultur angelehnt sind und das eine Aufforderung sein soll, Unrecht nicht einfach hinzunehmen! Ich habe sogar Atlas und Lexikon gewälzt, um mich über Nigeria zu informieren - wenn euch das interessiert, oder ihr einfach nur wissen möchtet, was das Krümelmonster mit Orïsha zu tun habt, klickt einfach hier :)


Leider muss ich aber sagen, dass das Stärkste, Ergreifendste und Ungewöhnlichste das Nachwort der Autorin blieb - ihre Kampfansage an die immer noch vorherrschenden Ungerechtigkeiten gegenüber Schwarzen. Ich bin begeistert von ihrer Motivation, auf systemischer Ungleichheit und Rassismus aufbauend eine Fantasytrilogie zu schreiben, mit ihrem Jugendbuch nicht nur die Zielgruppe wachzurütteln und auf das immer noch täglich geschende Unrecht hinzuweisen. Die unfassbare Ausgrenzung und Diskriminierung wird in ihrem Buch denn auch deutlich, Divines wie Zél werden als "Maden" beschimpft und misshandelt und dennoch hebt sich die Geschichte nicht so stark vom Fantasygenre ab, wie erhofft.

»Das war die Nacht, in der sich unser Leben änderte. Die Nacht, in der König Saran die Angehörigen meines Volks aufhängen ließ, damit es die ganze Welt sah. Eine Kriegserklärung an die Maji von heute und morgen. Die Nacht, als die Magie starb. Die Nacht, in der wir alles verloren.«

Und so sehr ich auch durch die Seiten flog, das Leseerlebnis genoss und Tomi Adeyemis einfachen Schreibstil mochte, war der Handlungsverlauf von wenigen Überraschungen geprägt, sondern folgte dem Schema, das gefühlt allen Fantasybüchern zu Grund liegt. Rettung der Magie bis Sonnenwende, Suche nach magischen Gegenständen, Gefangennahme und Befreiungsaktion, intuitives Beherrschen der Magie und die Klassikerszene: Die Protagonistin bezwingt unüberwindbare Hindernisse bzw. unbesiegbare Gegner durch eine Kombination aus Zorn und Magie letztlich doch. Gähn. Ich habe wohl mittlerweile eine Fantasyüberdosis, denn mich vermochten scheinbar unvorhersehbare Entwicklungen, epische Schlachten und Spannungsaufbau kaum noch zu begeistern, geschweige denn überraschen. 

Zudem war ich enttäuscht über die Klischeehaftigkeit der Charaktere - mit Amani haben wir die weggelaufene Prinzessin, die lernt, sich zu behaupten, mit Zél die störrische und impulsive Hauptfigur, die zwischenzeitlich alles durch ihre Art vermasselt, im finalen Kampf dann aber unglaubliche Kräfte aufbringen kann, ihr Bruder Tzain als der fürsorgende und aufopferungsbereite Bruder, sowie Inan, der Prinz mit Skrupeln. Zweiter Punkt zu den Charakteren: Neben den blassen und "klassischen" Protagonisten, gab es eine Reihe von vielversprechenden Figuren, die die Handlung voranbringen und bereichern hätten können. Konjunktiv? Japp. Wurden leider alle abgemurkst. Zél, Amani, Tzain und Inan sollen Orisha wohl alleine retten...

»Mit einem letzten Aufbäumen bricht die Welle über mich hinweg, und die Magie erfüllt jede Zelle meines Ichs. Sie sucht sich ihren Weg in jede Faser, färbt mein Blut, erfüllt meinen Geist. Ihre Macht ist gleichzeitig der Anfang und das Ende, die unzerstörbare Verbindung, die uns alle aneinander bindet. Der goldene Zorn Oyas umwirbelt mich. Strahlend brennen sich die Augen der Himmelsmutter in meine Seele...«

Frustrierender war dann nur noch die Entwicklung der Lovestories. Plural! Die eine sich anbahnende kann ich trotz ihrer Vorhersehbarkeit akzeptieren, die andere... What the Fish??? SO STEREOTYP, SO ABGEDROSCHEN, SO UNGLAUBWÜRDIG!!! SPOILER! Ich meine, im Ernst? Schon wieder eine Feindesliebesgeschichte, bei der einer seine Prinzipien aufgibt und die Liebenden der Meinung sind, füreinander bestimmt zu sein??! Das hatten wir doch jetzt schon oft genug, wo ist da die Kreativität?  Meine Hoffnung ruht jetzt darauf, dass das alles nur eine geschickte Inszenierung der Autorin ist und diese Liebesgeschichte keine Erfüllung findet. Wäre mal eine unkonventionelle und absolut geniale Entwicklung! 

Ich hatte gehofft, dass dieses Buch tatsächlich ein Zeichen setzen würde, aufrütteln und erschüttern. Trotz etlicher Verluste und schockierender Grausamkeit hebt sich die Geschichte kaum von anderen Fantasygeschichten ab. Die Protagonistin ist schwarz und das Setting mal nicht von griechischer Mythologie oder amerikanischen Highschools geprägt, sondern westafrikanisch/nigerianisch - bemerkenswert unkonventionell war die Geschichte in meinen Augen jedoch nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ohne das Nachwort als die Kampfansage an Rassismus wahrgenommen werden würde, als die sie intendiert ist. Die grausamen Mechanismen systematischer Ausbeutung und Ausgrenzung sowie gewaltsamer Unterdrückung schildert die Autorin zwar ungeschönt, doch übten Tode und Gewaltanwendung auf mich wenig Erschütterung aus, weil die betroffenen Charaktere die Handlung  verließen, bevor ich sie hatte kennenlernen und ins Herz schließen können. Der gewollte Effekt ging im schnellen Erzähltempo unter. 

»Wir alle sind Kinder von Blut und Bein. Wir alle sind Instrumente von Vergeltung und Tugend.«

Um angesichts meiner Kritik dennoch deutlich werden zu lassen: Tomi Adeyemis Botschaft ist nicht nur unfassbar wichtig, mutig und unterstützenswert; ihrem Beispiel folgen hoffentlich bald viele weitere!!!


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Wenn dieses Buch doch nur genauso ausdrucksstark und aufwühlend gewesen wäre, wie dieses einzigartige und umwerfende Cover das verspricht! Zur Ausstattung kann ich nur wiedergeben, was ich vom Hörensagen mitbekommen habe: Es soll wohl veredelt sein und vermutlich eine Karte enthalten. Beim Titel bin ich tatsächlich erleichtert, dass er nicht übersetzt wurde - dann hätte er wohl "Kinder von Blut und Bein" geheißen und das klingt furchtbar ^^ Der Untertitel ist mit Bedacht gewählt, klingt aber so fantasy-typisch.


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VIELEN DANK AN DEN FISCHER VERLAG UND NETGALLEY FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Als Kampfansage an den Rassismus als Bereicherung des westlich geprägten Fantasygenres soll dieses Buch gelesen werden - ist dabei in meinen Augen aber leider enttäuschend stereotyp. Das ungewohnte Setting reichte mir nicht aus, um die Geschichte zu einer unvergesslichen und einzigartigen zu machen. Erfreulicherweise sind die komplexen mystischen Begrifflichkeiten und Beschwörungsformeln durch den angenehm einfachen Schreibstil nicht verständniserschwerend.

überraschungsarm ~ ungeschönt ~ flott

Ein anderer Punkt, den ich aber absichtlich nicht in die Rezension aufgenommen habe, da die nächsten Bände ihn auflösen könnten, sind die viele offenen Fragen - und damit meine ich nicht diejenigen, die auf die weitere Entwicklung abzielen, sondern auf Logik abzielende wie "Woher kommt das ganze Wasser für die Arena in der Wüste?", "Warum lautet die Beschimpfung ausgerechnet Made?" oder "Was sind die Rittlinge für Tiere?". Stören euch solche (scheinbaren) Logikfehler auch?


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{mit einem Klick auf die Cover gelangt ihr zu den Rezensionen}
EllinGeisterkindHexenherz - Eisiger Zorn(Der) schwarze SkarabäusWitch Hunter

10 Kommentare:

  1. Hallo Mary,

    hmm, ist so ein Roman, der einem zur Zeit als Leserin und Verfolgerin von vielen Blogs echt verfolgt.....

    Da bin ich mir, immer etwas unsicher, ob ich mir das antue....grins...

    LG..Karin...

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    1. Ahoi Karin,

      stimmt. Interessant finde ich ja, dass das Buch im englischsprachigen Raum so viel Anklang findet, im deutschsprachigen die Meinungen aber gemischt sind ^^

      Wie du meiner Rezi entnehmen kannst - ich würde das Buch nicht unbedingt empfehlen. Kannst du dir getrost (er)sparen ;)

      Liebe Grüße und einen schönen Abend noch, Mary <3

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  2. Hey Mary :D

    Ich bin ganz frech über deinen Link direkt hierher gekommen :D Es ist ja immer interessant zu lesen, was andere an Büchern, die man selbst mag, auszusetzen haben. :))

    Und ich kann jeden deiner Kritikpunkte nachvollziehen :D Nur haben die mich tatsächlich gar nicht gestört. (= Romantikerin durch und durch ^^)

    Aber jetzt, da du es ansprichst, ich habe auch keine Ahnung, was Rittlinge für Tiere sind. ^^

    LG
    Anni

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    1. Ahoi Anni,

      das finde ich immer wieder total klasse - wie ein und der selbe Fakt für die einen Grund zum Lieben und für die anderen Grund zum Ablehnen eines Buches ist. Das bedeutet, das es für jeden DAS Buch geben kann *-*

      Sind wir mal auf die Verfilmung gespannt - nicht nur bezüglich der Rittlinge ^^

      Danke für deinen Besuch! *-*

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  3. Bei der Übersetzung von "Blood and Bone" als "Blut und Bein" schüttelt es mich. Entweder "Blut und Knochen" oder meinetwegen noch "Blut und Gebein". Da bin ich dann sehr froh, fast ausschließlich im Original zu lesen.

    Zu den Fragen weiter unten fehlt mir jetzt das Buch, aber ich glaube zwei von drei sind der Übersetzung geschuldet ...

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    1. Ahoi Elena,

      ja oder, die Übersetzung dieses Begriffspaares ist wirklich gruselig ^^
      Ich glaube langsam, ich sollte wohl auch häufiger Mal zum Original greifen...

      Sonnige Grüße,
      Mary <3

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  4. Hallo Mary,

    eine tolle Rezension hast du da geschrieben und ich kann dir in sehr vielen Punkten nur zustimmen. Überraschungsarm fand ich es leider auch und auch die Lovestories konnten mich nicht wirklich überzeugen. Aber ich hoffe da irgendwie auf den zweiten Band. Vielleicht wird dieser besser werden und mehr überzeugen können. Mal abwarten.

    Liebste Grüße
    Julia

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    1. Ahoi Julia,

      danke dir :) Wenn du den zweiten Band lesen solltest, darfst du mich gerne spoilern ;) Meine Reise mit Zélie & Co endet hier.

      Sonnige Grüße
      Mary <3

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  5. Nachdem ich heute auch endlich mal mit meiner Rezension fertig geworden bin (nachdem ich auch ewig zum Lesen gebraucht hatte, obwohl ich es im englischen Original schon seit April hatte), war ich natürlich auf der Suche nach mir Gleichgesinnten. Und habe zum Glück eine gefunden! :D Allgemein ist die Begeisterung ja immer noch ziemlich groß und...ich kann sie auch nicht nachvollziehen. Insbesondere diese Vorhersehbarkeit, dieses Altbekannte hat mich auch am meisten gestört. Vor allem, dass das alles so unter Zeitdruck geschehen musste, wie immer, das ist doch nur unlogisch. Und dann Inan und Zelié, das ging gar nicht! Da war ja keine Annäherung zwischen den beiden, plötzlich war es liebe -.- (SPOILER: Ich hoffe einfach, er ist tot :D)

    Übrigens finde ich allgemein, dass die englischen Begriffe ziemlich seltsam übersetzt wurden. (Flammentänzer statt Burner z. B.) Ich würde daher ja annehmen, dass die Rittlinge, auf die du dich beziehst, im Original wahrscheinlich die Leoponaires sind, große Raubkatzen. Hab das Buch grade nicht hier, aber das wäre meine erste Vermutung ;)

    Schöne Rezension!

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    1. Ahoi,

      auch wenn ich nicht weiterlesen werde - ich hoffe auch, dass Inan tot ist. Oder dass die Beiden nicht mehr zusammen kommen, denn diese Lovestory war echt beknackt ^^

      Ah okay, das mit der Übersetzung ergibt Sinn (sie war auch sonst nämlich nicht atemberaubend - Kinder von Blut und Bein???!). Flammentänzer klingt zwar cool, aber du hast schon Recht, inhaltlich sind Burner was anderes und dieser Begriff passt auch besser zur bedrohlichen Art...

      Danke für deinen Besuch und sonnige Grüße,
      Mary <3

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