Hexenherz - Eisiger Zorn || Monika Loerchner || acabus || Fantasy || TB || 440 Seiten || 1/3
Europa, 1466: Als die Hexenverfolgung immer weiter um sich greift, schreitet die bisher geheime Elite der Hexen ein und offenbart: Jede Frau ist der Magie fähig!
550 Jahre später wächst die junge Hexe und staatstreue Gardistin Helena in einer Gesellschaft heran, in der die Vorherrschaft der Frauen unumstößlich scheint. Sie träumt davon, weiter im Dienst der höchsten Hexe, der Goldenen Frau, aufzusteigen. Doch als sie Opfer einer Intrige wird und fliehen muss, gerät sie in die Fänge von Rebellen. Denn auch das stärkste Regime hat seine Fehler – und seine Feinde …
Immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Büchern, konnte ich dem Rezensionsangebot der Autorin unmöglich widerstehen! Und ja, dieses Buch ist grandios, besonders und unkonventionell!! Warum?
- wegen der scheinbar "verkehrten" Welt - Matriarchat statt Patriarchat
- Vielfalt und Diversität der Charaktere - ohne, dass es thematisiert wird oder Hauptaugenmerk des Buches ist, sind die Figuren unterschiedlichster Nationalität und Hautfarbe
- Bi- und Homosexualität wird als die Normalität dargestellt, die sie ist
- endlich mal ein Fantasyroman, der ohne Lovestory auskommt!
- ungewöhnlich taffe Protagonistin, bei der die beinahe grausamen Seiten die meiste Zeit überwiegen und die dennoch für das Richtige kämpft
- kein typischer Handlungsverlauf mit fulminantem Endkampf und Sieg über "das Böse"
- kein klassisches Happy End
Ganz ehrlich, dieses Buch sollte einfach jeder Fantasy-, Dystopie- und Jugendbuchleser lesen!!! Nicht nur erschafft Monika Loerchner eine vollkommen neue Welt, sie arbeitet sie detailverliebt* und bis ins Kleinste aus - Einträge aus den Geschichtsbüchern des Goldenen Reiches, ja sogar Gesetzesartikel ergänzen die Geschichte, immer wieder schafft sie eine geniale Verdrehung unserer Geschichte, eine Art "was wäre wenn". Auch, wie die Unterdrückungen, Vorurteile und Ausbeutungen der Frauen in jahrtausendelanger Geschichte umgedreht und auf Männer projiziert werden, dabei aber nur beiläufig angesprochen werden... großartig!
»Er wäre, weiß die Göttin, nicht der erste Sohn, der von
seiner Mutter ausgesetzt wird. Was soll man auch mit denen anfangen, außer sie
mit viel Glück gut zu verheiraten? Selbst der stärkste Mann taugt nur eine
begrenzte Anzahl von Jahren auf dem Feld oder in einer Miene. Verlässt ihn
seine Körperkraft oder hat er einen Unfall, ist er nichts als eine Last. Man
kann einem Mann ebenso wenig beibringen, wie einem Fräulein. Das wenige Geld,
das sie verdienen, reicht kaum aus, ihnen Nahrung und Kleidung zu kaufen. Mit
etwas Glück kann der Kleine in einem der Jungenheime der Goldenen Frau
unterkommen und eine Ausbildung zum Pferdeknecht oder Anwalt machen, was soll
ein Junge ohne eine Frau, die ihn beschützt, auch sonst anfangen.«
Mit Helena haben wir eine regimetreue Soldatin, die im Laufe des Buches zwar Ungerechtigkeiten im System erkennt und beheben möchte, dennoch nicht von ihren Maximen weicht und somit nicht zur Widerstandskämpferin (wie man sie aus unzähligen Dystopien kennt) wird. Ich fand es unheimlich faszinierend, wie kämpft, zweifelt und zerbricht, dabei jedoch stets ihre bewundernswerte Stärke behält und eine feministisches Vorbild ist. Begeistert war ich vom Ende, von ihren Entscheidungen... SPOILER! Natürlich ist es unglaublich traurig, dass Helena (fast) alles und jeden verliert, den sie liebt, ihre Magie noch dazu, für den Moment sogar ihre Stärke, und noch dazu noch ihre Liebe Adrian ziehen lässt, aber nur dieses Ende kann mich zufriedenstellen - ich wäre enttäuscht bis entsetzt gewesen, wenn sie tatsächlich mit ihm zusammengekommen wäre, all ihre Einstellungen gegenüber Männern über Bord geworfen hätte und Ehefrau und Mutter geworden wäre!!!
Die Autorin hat übrigens verraten, dass sie grundsätzlich noch mehr aus dem Goldenen Reich erzählen möchte, Helenas Geschichte aber vorerst abgeschlossen ist und sie frühestens in einem dritten Band wieder zur Protagonistin werden könne. Finde ich klasse, denn dieses Ende ist aussagestark und bedarf erstmal keiner weiteren Ausführungen, andere Charaktere (z.B. was aus Marzenna wird) hätten jedoch bestimmt viel zu erzählen...
»Ist doch im Grunde auch egal, oder? Wie einer heißt oder wie
wer wen anderes nennt. Ich bin ich und jeder ist, wie und was er ist und Punkt.«
Faszinierend an diesem Buch ist auch der Aufbau, bzw. die Art, wie sämtliche Handlungsfäden zusammenlaufen: Zu Beginn wird viel geschildert und erzählt, wenig erklärt. Selbst vermeintliche "Kleinigkeiten", wie warum Helenas Mutter lieber einen Sohn wollte oder wie Helena doch noch zu ihrer Magie kam, werden zuerst einmal nur in den Raum gestellt, im Laufe der Geschichte aber geschickt eingewebt und aufgelöst, sodass nicht nur der Haupthandlungsverlauf Spannung aufbaut, sondern zugleich auch eine diffuse Hintergrundspannung. Dadurch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und wurde immer wieder überrascht, irregeleitet und geschockt.
»Gerechtigkeit muss für jeden da sein. Ob groß oder klein, mächtig
oder schwach, Frau oder Mann: Man kann sich nicht aussuchen, für wen die Gerechtigkeit
da sein soll und für wen nicht. Man muss zu dem stehen, der man ist, und
stets versuchen, so zu handeln wie der Mensch der man sein möchte.«
Und ja, das Goldene Reich ist brutal, grausam und ungerecht... und dennoch hat es etwas befriedigendes, wie Frauen nun das Sagen haben, Männern ihre Grenzen aufzeigen und beweisen, wie viel sie drauf haben. Die Autorin hat es hier gekonnt vermocht, die Ungerechtigkeit der Ungerechtigkeit aufzuzeigen und dennoch ein starkes, bestärkendes Buch zu schreiben. Hut ab!!!
*Sogar kleinste Anpassungen in Sprichwörtern und Redensarten ("ach Frau...") und Verweiblichung vieler Dinge (die Mondin) nimmt die Autorin vor.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[3/5] Ich bin erleichtert, mich dieses Mal nicht vom Cover leiten gelassen zu haben! Denn auch wenn die unterschiedlichen Bildebenen gelungen zusammengesetzt sind und mir die alchimistisch- magischen Symbole gefallen, spricht mich das Cover in seiner Gesamtheit (besonders durch die schmuddelig wirkenden Farbtöne) nicht so recht an. Der Titel hingegen ist genauso dynamisch und stark, wie die Geschichte das auch ist und passt perfekt zu der Welt unter dem Buchdeckel!
VIELEN DANK AN ACABUS FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Grandioser Roman, historisch, phantastisch und dystopisch zugleich, voller Stärke und Unkonventionalität - sowohl bei Handlung und Aufbau, als auch bei den Charakteren. Unbedingt lesen!!!
stark ~ unkonventionell ~ fesselnd
Habt ihr auch das Gefühl, das der Buchmarkt seitens der großen Verlage momentan irgendwie einseitig und wenig abwechslungsreich ist? Letzten Herbst sollte zum Beispiel mal ein Fantasybuch rauskommen, mit einem gleichgeschlechtlichen Paar - angeblich erscheint es jetzt erstmal später wegen des Covers (aber das glaube ich nicht, denn viele Blogger waren sich einig, wie großartig das ist). Und überhaupt, schon Mal ein Fantasybuch mit einem Schwarzen als Protagonist gelesen?!
Welche Bücher habt ihr zuletzt gelesen, die ungewöhnlich, besonders und unkonventionell sind, vom klassischen Schema abweichen oder voller frischer Ideen sind?
Sehr schöne und ausführliche Rezension hast du da geschrieben :)
AntwortenLöschenEs freut mich, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Ich habe ehrlich gesagt noch nie davon gehört, aber werde es jetzt einmal auf meine Wunschliste setzten, da du es mir schmackhaft herüber gebracht hast :)
LG Melie
http://melanies-buecherwelt.blogspot.co.at/
Ahoy Melie,
Löschenoh das freut mich, dass ich dich von dem Buch hab überzeugen können, es ist wirklich wunderbar und lesenswert ♥
LG, Mary <3
Hey, liebe Marysol! Ich freue mich sehr über Deine wundervolle Rezension! Witzig, das Dir das Cover nicht gefällt, ich liebe es! :-)
AntwortenLöschenIch freue mich natürlich sehr, Dich mit Helenas Geschichte so begeistert haben zu können. Und, dass ich Dich auf der Messe persönlich treffen durfte. :-)
Ich bin gespannt, ob Dir der nächste Teil dann auch so gut gefallen wird - es wird auf jeden Fall wieder seeeehr spannend werden!
Liebe Grüße,
Monika
Ahoy Monika,
Löschendanke für Dein wundervolles Buch ;)
Und das Cover... es ist nicht so, dass ich es nicht mag, es ist nur halt nicht mein liebstes. Aber das Wichtigste ist doch, dass du es liebst ♥
Ich fand es auch schön, dich getroffen zu haben :) Nächstes Mal auch mit Foto xD
Oooooh, ich kann es kaum abwarten!!!
LG, Mary <3
Huhu marysol, ich hab das Buch gelesen und fand es auch super, besonders das "mist mist mist"... Oder das mit den Antithesen zu hexen 1517 ��. Kann dir im grossen und ganzem zustimmen... Nur dem mit der love sory nicht... Aber kann ja noch kommen ☺
AntwortenLöschenSuper Buch, super Rezension ��
Ahoy,
Löschenhahah stimmt, das "Mist Mist Mist"war wirklich großartig :D
Freut mich, dass die Buch und Rezi gefallen :)
LG, Mary <3
Hallo Mary!
AntwortenLöschenEine wirklich gelungene Rezension zu einem sehr schönen Buch! Das wird direkt verlinkt. (Rezension folgt am nächsten Dienstag) Darin benennst du alles, was das Buch so lesenswert macht. Es freut mich, dass auch du erkannt hast, dass es absolut nicht den typischen Fantasy-Büchern entspricht und absolut etwas Besonderes ist. :)
Ich hab nur ein bisschen gebraucht beim Lesen, du hast nicht an Formatierung gespart.
Liebe Grüße
Henrik
Ahoy Henrik,
Löschenoh danke für dein Lob! Gerne kannst du deinen Rezilink dann hier lassen, dann verpasse ich es nicht, auch bei dir reinzustöbern ;)
Ja, besondere Bücher gibt es momentan nicht so viele, gerade im Fantasybereich läuft oft und vieles über Schema F ^^ Hast du den Prinzen der Elfen gelesen? Das war von den Charakteren recht unkonventionell und Die Schiffe der Waidami vom Genremix her...
Hmmm, eigentlich dienen die Formatierungen - groß, klein, kursiv, fett - der einfacheren Lesbarkeit; ich finde lange Texte sonst immer so anstrengend für die Augen (zumindest haben mich meine Unitexte zu der Erkenntnis gebracht...)
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende, Mary
Hallo Mary!
LöschenEigentlich dürftest du dann automatisch einen Pingback erhalten - ich poste es aber gerne noch mal. ☺️
Die Bücher sagen mir erst mal Nichts, da sehenich doch gleich mal nach.
Das war nur ein Empfinden von mir, denn zu viel des Guten wirkt gerne mal kontraproduktiv. Es ist ja jedem selbst überlassen. :-)
Dir auch noch ein schönen Sonntag.
Henrik
Hmmm, mit Pingback habe ich mich noch nicht beschäftigt und vermute daher, dass das irgendwo in den Untiefen der Einstellungen deaktiviert ist - daher danke ;)
LöschenVielleicht spricht dich ja eines der Bücher an, würde mich freuen, wenn du ähnlich begeistert wärst ^^
LG, Mary
P.S.: Und vielen Dank für dein ehrliches Feedback!!! Darüber freue ich mich immer und damit kann ich auch am meisten etwas anfangen :)
LöschenHi Marysol!
LöschenHier ist meine Rezension. :-)
https://zuendegelesen.de/rezensionen/hexenherz-eisiger-zorn
Also, "Der Prinz der Elfen" klingt ziemlich gut. Mit Elfen kam ich noch nicht sonderlich oft in Berührung. Außer bei "Der Herr der Ringe" ... :D
Das ist die Essenz des Feedbacks. :-)
Liebe Grüße und eine schöne Woche wünsche ich dir!
Henrik
Ahoy Henrik,
Löschenden Herrn der Ringe habe ich dafür noch nicht gelesen, aber noch auf dem SuB... allerdings schrecken mich Länge und Gemunkel über den Schreibstil noch, haha
Dir auch noch eine schöne (Rest-) Woche! Mary
Hi Mary,
Löschendas ist ein Fehler. Geh ganz unbefangen heran. Auch die Seitenzahl ist wuchtig, aber es lohnt sich sehr. Ich liebe es. Probieren kannst du es ja, es kann nicht schaden. :)
Okay, wird gemacht ;)
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