Leuchttürme ~ Was ihr schon immer (nicht) wissen wolltet

»Leuchttürme sind nicht nur Seezeichen. Es gibt wohl kaum ein besseres Symbol für das Meer und die Seefahrt, das jeder sofort versteht. Sie sind Fixpunkte in einer Welt, die manchmal aus den Fugen gerät. Sie sind gelegentlich schwer erreichbar, oft geheimnisvoll und stehen immer an Küsten oder auf Inseln, wo die See besonders gefährlich ist. Wenn Kinder vom Urlaub am Meer nach Hause kommen, dann malen sie einen Leuchtturm. Leuchttürme wecken Emotionen.«

Ahoi! Heute ist Tag des Leuchtturms - mal ein Feiertag aus den Vereinigten Staaten, den es sich zu zelebrieren lohnt! 😎 Als Meerverliebte und Seefahrerin in spe sind Leuchttürme natürlich schon mal grundsätzlich interessant für mich - aber sie haben auch mein Herz erobert. Wie diese Seezeichen den Launen der Natur ausgesetzt sind, die kuriosen Geschichten über Leuchtturmwärter*innen, die zugleich trutzige und filigrane Architektur... Ich kann mich der Faszination für Leuchttürme einfach nicht entziehen - und in dieser Hinsicht ins falsche Jahrhundert geboren worden; Leuchtturmwärterin wäre wohl mein Traumberuf! Doch genug zu mir - heute möchte ich euch etwas über die Wächter der See und ihre Rezeption in der buchigen Welt erzählen.

Leuchtfeuer und Leuchttürme gibt es, seitdem Menschen zur See fahren - aus naheliegendem Grund: Navigation ist Kunst und Wissenschaft zugleich und neben Feuer ist die größte Angst aller Seeleute das Aufgrundlaufen. Und in Küstennähe gibt es unkartierte Felsen, Untiefen, Riffe, Strömungsveränderungen, Sandbänke und vieles mehr, das zu ungewollter Grundberührung oder gar Strandung führen kann. Das Licht an Land dient der Orientierung, Navigation durch schwierige Fahrwasser und eben als Warnung. Ich habe gelesen, dass Leuchttürme die "wohl ältesten verkehrsregelnden Zeichen der Menschheitsgeschichte" seien - bereits im Alten Ägypten zu finden. Der auf Pharos erbaute Turm, der als Leuchtturm von Alexandria als eines der sieben antiken Weltwunder bekannt ist, war über 100m hoch und gilt als der älteste Leuchtturm der Welt - und steht leider seit dem 14. Jahrhundert nicht mehr. Die Freiheitsstatue in New York war übrigens 16 Jahre lang auch ein "Leuchtturm"; bei Eröffnung 1886 galt ihr Leuchtfeuer mit 93m Höhe sogar als das höchste der Welt! Aber auch schwimmende Leuchtfeuer, sogenannte Feuerschiffe trugen lange Zeit zur Sicherheit auf See bei - in deutschen Gewässern heutzutage nur noch drei unbemannte.

Leuchtfeuer, egal ob nun Leuchttürme oder Feuerschiffe, können und wurden natürlich nicht einfach so erbaut und mit willkürlichem Licht ausgestattet - jedes hat ein spezifische Kennung, was die Lichtfarbe, -frequenz und -dauer beinhaltet. Das ist dann auch auf der Seekarte verzeichnet - wenn ich also mit meinem Fernglas ein weißes Licht zwei Sekunden lang sehe, das sich drei Mal wiederholt, dann kann ich mit einem Blick in die Unterlagen sicher feststellen, welchen Turm ich da sehe - und damit, wo ich mich befinde. Zu den ganzen Lichter gäbe es noch viel mehr zu erzählen, aber ich will euch an der Stelle mal nicht mit nautischem Enthusiasmus erschlagen 😅 Gut zu wissen ist aber noch, dass es seit 1957 eine internationale Organisation zur Seezeichenverwaltung, die IALA (International Association of Marine Aids to Navigation and Lighthouse Authorities) gibt. Mitglieder darin nationale Seezeichen- sowie Hafenbehörden (auch die deutsche) und Hersteller technischer Navigationshilfen. Falls ihr Mal in einem Hafen wart, sind euch bestimmt die grünen und roten Tonnen oder Leuchtfeuer aufgefallen - durch die IALA ist zum Beispiel festgelegt, auf welcher Seite sich welche befinden. Und wenn ihr jetzt sagt "na links rot und rechts grün"... well. Die Amis (und ein paar andere Länder der Welt auch) haben ein anderes Lateralsystem; bei ihnen sind (von See aus kommend) die Steuerbordtonnen rot und die Backbordtonnen grün. Danke für nix.

Der höchste Leuchtturm der Welt steht übrigens im saudi-arabischen Dschidda - der 133m hohe Turm beherbergt die Hafenkontrollstation und eben zusätzlich das Leuchtfeuer. Ich war schon mehrmals dort und finde den Turm ja total ästhetisch - ein Kapitän meinte auch mal zu mir, dass das wohl die schickste port control Einrichtung sei, die es gäbe. Und auf den Seekarten, die wir an Bord hatten, waren auch hübsche Zeichnungen der Türme und Gebäude in Umgebung - unter anderem des Leuchtturms.

Eines der atemberaubendsten Leuchtturmfotos schoss der Fotograf Jean Guichard vom französischen Phare de la Jument, einem Leuchtturm in der Nähe der Insel Ouessant (etwa zehn Seemeilen vor der Küste der Bretagne). Das Bild fängt den Moment, kurz bevor eine Wellen den Turm umschließt und während der Leuchtturmwärter noch in der geöffneten Tür steht, ein. Ich glaube, das Bild will ich irgendwann als Großdruck an einer Wand hängen haben!

Wie es passieren konnte, dass ich hier auf meinem Blog bisher noch nicht vom Roman Die Leuchtturmwärter geschwärmt habe, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Nicht ein so großes wie das um die verschwundenen Leuchtturmwärter von Eilean Mor, an deren Geschichte das Buch angelehnt ist, aber dennoch. Dieses ungeklärte Ereignis wird übrigens auch in Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit aufgegriffen und sowohl der Kleine Atlas der Leuchttürme am Rande der Welt als auch Das Kleine Buch vom Meer - Leuchttürme berichten darüber. Das Konsortium oder: Die ungenaue Zeit ziert nicht nur ein Leuchtturm; dieses Jugendbuch spielt auch in einer Welt, in der Leuchtfeuer sogar ein noch größere Rolle spielen als in unserer. Den eher unbekannten Roman Der Leuchtturm am Ende der Welt von Jules Vernes habe ich vor einer Weile auch gelesen - ein Großteil der Spannung fällt leider seinem ausführlichen Schreibstil zu Opfer; als Verfilmung könnte ich mir die Geschichte jedoch grandios vorstellen!

Und dann gibt es noch so viele ungelesene Geschichten... Wie ich mittlerweile festgestellt habe, hat Edgar Allan Poe eine (unvollendete) Kurzgeschichte mit dem Behelfstitel The Lighthouse geschrieben - klingt spannend! Reizvoll klingen auch Die Leuchtturmwärterin von Christina Schwarz, Der Traum des Leuchtturmwärters von Sergio Bambaren und Antonia Michaelis´ Im Auge des Leuchtturms - habt ihr von diesen Titel gegebenenfalls schon einen gelesen oder eine andere Buchempfehlung für mich? Meine bibliophile Seele ist ja außerdem verliebt in das wunderschön illustrierte Wächter der See - Die Geschichte der Leuchttürme. Gut möglich, dass das irgendwann noch einzieht...

Wie steht ihr zu Leuchttürmen? Habt ihr etwas dazulernen können? Habt ihr einen Lieblingsleuchtturm oder einen Buchtipp für mich?

Hier übrigens die Bild- & Informationsquellen, falls ihr euch noch weiter belesen wollt: 10 Fakten zu Leuchttürmen, der Leuchtturm von Jument, Feuerschiffe in der Deutschen Bucht und der Leuchtturm von Dschidda.

 Leuchtturm-Bücher in meiner Schatztruhe:

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