Die Regentin + Die Pharaonin || Monika Mangal || Selfpublishing || historisch || eBook ||
373 + 383 Seiten || 2+3/3
373 + 383 Seiten || 2+3/3
Während Tawosret ihren königlichen Gemahl auf seinem Siegeszug durch das gesamte Land begleitet, bemüht sie sich redlich, ihre aufkeimenden Gefühle für den nunmehrigen Oberschatzmeister Bay zu unterdrücken. Das ändert sich auch dann nicht, als sich zu ihrer Überraschung herausstellt, dass diese erwidert werden, denn noch steht Seti zwischen ihnen. Dann wird der Weg endlich frei, und Tawosret findet schließlich doch noch das Glück, nach dem sie sich immer gesehnt hat- oder zumindest scheint es so. Gemeinsam lenken sie von nun an die Geschicke der Beiden Länder in Siptahs Namen, der die Nachfolge seines Großvaters angetreten hat. Doch die Beziehung der beiden Liebenden ist so manchem Angehörigen des Königshauses ein Dorn im Auge, und dasselbe trifft in noch größerem Maße auf die außerordentliche Machtfülle zu, die Bay in seiner Hand vereint. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten bringen Siptahs Herrschaft mehr als einmal in ernste Gefahr, und auch auf privater Ebene sieht Tawosret sich binnen kurzem zu drastischen Maßnahmen gezwungen, denn ihr größter Wunsch -der nach Kindern und einem intakten Familienleben- will sich partout nicht erfüllen. Doch das soll bald ihre geringste Sorge sein. Eine unerwartete Entdeckung stürzt Tawosret in einen emotionalen Abgrund, und weitere unglaubliche Enthüllungen führen dazu, dass binnen kurzem neues Unheil in Form einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes über die Beiden Länder hereinbricht.
Nachdem Tawosret im ersten Band bereits einiges erleiden musste, erhoffte ich mir nun, im zweiten und dritten Teil von einer gereiften, starken jungen Frau zu lesen.
Diese Hoffnung erfüllten mir Protagonistin und Autorin in beiden Büchern dann auch. Politisch reift sie und wird zu einer klugen Regentin und Herrscherin, die sich den Widerständen gegenübersieht, denen Frauen mit Macht damals wie heute begegnen: Nur eine Frau, sollte sich aus Staatsaffären raushalten... Im Prinzip den ganzen zweiten Band lang hadert Tawosret leider noch mit dieser Rollenzuschreibung; fühlt sich ohne Mann und Mutterschaft nicht erfüllt. Umso mehr habe ich ihre Veränderung im dritten Band gefeiert. Wie mutig, wie unerschrocken sie dann wurde! Sie war zwar dann nicht mehr immer Sympathieträger, sondern handelte durchaus auch machtgierig und voller Kalkül, aber das verlieh ihrem Charakter Facetten und dem Ende an Dramatik.
Sowohl der Klappentext vom zweiten als auch vom dritten Band verraten ja leider wieder außerordentlich viel - nicht aber die große Wendung, die böse Überraschung. Wobei, Überraschung... Ich hatte den Fehler gemacht, aus Versehen die ersten Sätze des letzten Teils gelesen zu haben, weshalb ich wusste, worauf alles hinausläuft und all´ die Anzeichen bemerkt habe. Ich kann also nicht beurteilen, wie offensichtlich das tatsächlich war und ob andere Leser schockierter wären. Tawosrets Reaktion und Gefühle waren zumindest gelungen geschildert.
»Das Leben ist ein ständiger Fluss, und man tritt nie lange auf
derselben Stelle. Was heute noch gültig war, kann morgen schon ganz anders
aussehen.«
Auch hatte ich den Fehler gemacht, mich mal zu Tawosret und ihrer Zeit zu informieren, wodurch ich das Ende bereits erahnen konnte - hier sollte man definitiv bei dem hervorragenden Nachwort der Autorin bleiben, die den historischen Kontext gelungen erklärt und darstellt. Das ist mir bei historischen Romanen ja stets wichtig, dass man als unwissender Leser etwas mitnehmen kann und zugleich auch erfährt, welcher Teil der Geschichte fiktiv oder umstritten und welcher historisch belegt ist. Erwartung erfüllt :)
Neben Tawosret gibt es natürlich auch andere Figuren, die jedoch im Hintergrund bleiben. Der ehemalige zweite Seher des Amun nimmt zwar im dritten Band sogar Erzählperspektive ein und steigert durch seine (angedeuteten) Erlebnisse und Gedanken die Spannung, bleibt aber dennoch weitestgehend farblos. Die Untertitel machen schon deutlich, dass es vor allem um Tawosret geht. Andere Charaktere werden nur skizziert, ihre Geschichten lediglich angerissen und häufig verschwinden sie nach einer Zeit einfach aus der Handlung, ohne dass ihr Verbleiben Leser und Protagonistin klar ist. Dadurch wird Tawosrets Einsamkeit, die ihre zunehmende Macht mit sich bringt, schmerzhaft deutlich. Je höher an der Spitze der Gesellschaft, desto einsamer und betrügerischer wird es, das muss unsere Protagonistin erlernen.
»Daher denke ich, es ist besser, eine Beziehung nur auf
gegenseitigen Respekt zu gründen und alle anderen Gefühle außen vor zu lassen,
denn sonst läuft man Gefahr, neben seinem Herzen auch seinen Verstand zu
verlieren.«
Kritisieren kann ich an der Reihe und dem zweiten und dritten Band lediglich, dass sie mir zu handlungsarm sind. Es ist nicht so, dass die Bücher langweilig wären oder man sich durch die Seiten mangels Identifikation und Mitfühlen mit der Protagonistin quält. Jedoch habe ich zwischen den grandios gelungenen Beschreibungen von Landschaft, Ritualen und Ereignissen, an denen man merkte, wie genau die Autorin recherchiert hat, auf mehr - BUMM - gewartet. Es geschieht zwar immer etwas, aber mehr wie eine Aufzählung oder ein Bericht. Die Sitzung, das Treffen, der Streitwagenausflug, das Gespräch... Ohne es genau benennen zu können, fehlte es mir an Aufregung und Trubel. Meckern auf hohem Niveau jedoch :)
Diese Trilogie ist keine klassische Heldendarstellung einer schillernden, starken und stets guten Frau, die aus edlen Motiven handelt und der das Glück zulächelt. Tawosrets Leben, wie Monika Mangal es schildert, war nicht schön oder erfüllend. Sie war kein perfekter Mensch, erlebte nicht den buchtypischen Moment des großen Sieges. Und das macht sie so glaubwürdig, so greifbar, so menschlich.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[2/5] Die Cover sind wie jenes des ersten Bandes nicht herausragend schön, aber stimmig und ihrem Inhalt entsprechend. Ebenso die Titel - kurz und prägnant.
VIELEN DANK AN DIE AUTORIN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Während der zweite Band insofern ein typischer zweiter Band ist, als dass er den Bruch mit Tawosrets früherem Ich besiegelt und Konflikt verspricht, überzeugt der dritte Teil durch Entschlossenheit und (Wage-)Mut der Protagonistin. Eine lesenswerte Trilogie über einen unbekannteren Abschnitt der ägyptischen Geschichte.
historisch ~ lesenswert ~ unterhaltsam
Lest ihr gerne historische Romane? Wenn ja, aus welcher Epoche/ geographischen Region? Und wie steht ihr zu Protagonisten, die weder klare Helden noch klare Antihelden sind; die mal edel und mal selbstsüchtig handeln?
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