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Dienstag, 15. Juli 2025

{Rezension} Die Frauen von Cornwall ~ Daphne du Maurier

Die Frauen von Cornwall || Daphne du Maurier || übersetzt aus dem Englischen von
Brigitte Heinrich 
|| insel taschenbuch || Roman || SC || 496 Seiten || 1/1

Janet ist mit dem Werftbesitzer Thomas Coombe verheiratet, sie leben mit ihren Kindern scheinbar glücklich in dem beschaulichen kornischen Hafenstädtchen Plyn. Doch Janet ist ruhelos – immer wieder zieht es sie an die Klippen, und sie träumt davon, ein Mann und frei zu sein und um die Welt zu segeln. Diesen Drang und die unstillbare Liebe zum Meer gibt sie an ihren Sohn Joseph weiter – und als er, wild und ungebärdig, auf einem Schiff anheuert und sein Glück in der Ferne sucht, ist es, als würden ihre Träume wahr. Doch die Rivalität zwischen Joseph und seinem Bruder Philip droht die Familie zu zerreißen…


Von Daphne du Maurier habe ich ja schon einige Bücher gelesen und vor allem Rebecca geliebt; als bei LovelyBooks eine Leserunde zu ihrem neu-übersetzten Debüt angekündigt wurde, musste ich einfach mein Glück versuchen - und die Losfee war mir hold 😊


Das Buch gliedert sich in vier natürliche Abschnitte - ideal für eine Leserunde! Anders als der Titel es vermuten lässt, geht es in diesem Roman nämlich nicht hauptsächlich um Frauen, sondern zwei der vier Hauptfiguren sind Männer. Das hat mich enttäuscht und ich wurde tatsächlich auch mit den Männern bedeutend weniger warm, als mit den Frauen. Aber von Anfang.

Während ich Janet prinzipiell mochte, war die Mutter-Sohn-Beziehung doch merkwürdig eng, beinahe liebespaarähnlich und die schwülstige Sprache zu Beginn machte mir den Einstieg auch schwerer, als bei anderen Büchern du Mauriers. Dann packte mich aber ihr foreshadowing; ihre Art, Vorahnungen zu wecken.

»In ihrem Leben walteten eine Sicherheit, eine Beständigkeit, die er niemals kennenlernen würde. Doch sie wussten nichts von der erhabenen Kraft eines Schiffs, vom Brüllen eines Sturms bei zerfetzten Segeln, von der Urkraft eines tosenden Meers, die Menschen ins Verderben stürzen konnte.« 

Ihren Sohn Joseph wollte ich so gerne mögen, gerade wegen unseres geteilten Meerbezuges und hatte mich auf die Seefahrt gefreut. Davon gab es dann weniger, als erhofft und mit seinem rücksichtslosen Verhalten, vor allem Frauen gegenüber, war Joseph mir ausgesprochen unsympathisch -  stellenweise konnte ich zwar sehen, woher das rührte; entschuldigt ist sein Gebahren dadurch jedoch nicht! Und auch wenn mir der Schreibkontext bewusst ist: Spätere Frauen schrieb du Maurier deutlich facettenreicher und die Typen weniger bärbeißig. Bereits in ihren jungen Jahren konnte sie jedoch beeindruckend schreiben und das hielt mich bei Stange; ganz dichter Schreibstil, voller Bilder und Vergleiche... Ich liebe ja besonders, wie sie es schafft, zu zeigen, was hätte sein können und dadurch alles so viel tragischer macht, weil glücklichere Umstände möglich gewesen wären. 

In der englischen Ausgabe gibt es einen Stammbaum - den hätte ich mir hier auch gewünscht, da ich spätestens bei Christopher begann, den Überblick über die Coombe-Familie zu verlieren; es waren einfach zu viele Cousins, Vettern und Neffen geworden. Ihn fand ich auch den schwächsten Charakter des Buches und sein Leben relativ langweilig; Arbeit und Familie. Überhaupt fehlte mir den Großteil des Buches der Konflikt - die schwelende Missgunst und die familieninternen Reibereien waren mir nicht Handlung genug. Und auch von den Frauen war mir zu wenig zu hören und zu lesen, die meisten spielten eine untergeordnete Rolle und kamen nur am Rande vor. Spannung kam erst mit der Seenotrettungsszene auf, die hat du Maurier auch gewohnt nervenaufreibend geschrieben.

»Janet - Joseph - Christopher - Jennifer, die durch die eine oder andere seltsame, durchkreuzte Liebe miteinander verbunden, diesen ruhelosen, leidenschaftlichen Charakterzug weitergaben, diese unerträgliche Sehnsucht nach Schönheit und Freiheit; allesamt waren sie auf der Suche nach den namenlosen Dingen, den nicht begangenen Wegen, und konnten doch nur in Plyn und beieinander Frieden finden; und alle wurden ihren Liebsten durch den Tod entrissen und blieben dennoch für immer ein Teil des anderen, einander auf unzählige, untrennbare Weisen verbunden, vereinigt in der lebendigen Gegenwart eines weisen, liebenden Geistes.«  

Jennifers Abschnitt versöhnte mich dann mit der Geschichte - ich bin begeistert von dem Kreis, den der Roman geschlossen hat (vor allem mit der Galionsfigur), von Jennifers genialer "Rache", ihrer süßen Liebesgeschichte und auch der ganzen Dramatik am Ende; da kamen fast schon Rebecca-vibes bei mir auf ^^


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Erst im Laufe der Leserunde erfuhr ich, dass dieses Buch die Übersetzung von The Loving Spirit ist, das ich schon lange lesen möchte. Und ganz ehrlich, der deutsche Titel ist ungünstig gewählt und irreführend, während der englische in seiner Mehrdeutigkeit so fantastisch passt. Gerade in Kombination mit dem durchaus hübschen Cover verspricht das Buch eine Geschichte, die es nicht erzählt.


VIELEN DANK AN LOVELYBOOKS FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Merklich du Mauriers Debüt: Erzählkunst war schon da und die Rahmenkonzeption war im Nachhinein auch klasse, dazwischen aber doch einige Längen und Schwächen, gerade bei den Figuren.

vorahnungsvoll ~ leise ~ langatmig

Bei welchen Autor*innen merkt ihr eine deutliche Entwicklung von Debüt zu späteren Werken? Habt ihr auch Bücher, bei denen ihr den übersetzten Titel unpassend bis ungünstig findet? Und wart ihr schon mal in Cornwall?


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