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Des höfischen Lebens in London überdrüssig, entflieht Lady Dona auf den Landsitz der Familie an den Klippen von Cornwall. Dort begegnet sie dem »Franzosen«, einem verwegenen Freibeuter, und sie gerät in den Strudel einer wildromantischen, verbotenen Liebe. Aus der gelangweilten Ehefrau wird die leidenschaftliche Geliebte des Piraten, aus der zärtlichen Mutter eine wagemutige Abenteurerin. Als Schiffsjunge verkleidet, entschlüpft sie ihrem eintönigen Leben und wagt sich in eine Welt voll Liebe und Gefahr. Bis plötzlich ihr Mann Lord St. Columb auftaucht …
Noch immer steht
Rebecca auf meiner Leseliste, aber nachdem mich
Jamaica Inn begeistern konnte, musste ich auch diesem Werk mit maritimen Cover eine Chance geben.
Und verliebte mich erneut in den unheimlich dichten Schreibstil Daphne du Mauriers - die Autorin vermag es, Worte zu Bildern zu verweben, voller Gefühl und Farbe. Wieder konnte ich die cornische Landschaft förmlich vor mir sehen, mit der Hauptprotagonistin mitfühlen und klar, vor allem die Seeszene(n) rissen mich mit.
»Donna stand am Steuer der Mouette, und das Schiff tauchte in die
langen, grünen Wellen ab, dass Gischt über das Deck spritzte. Die weißen Segel
waren prall gefüllt und sangen über ihrem Kopf und die Geräusche, die sie
inzwischen zu lieben gelernt hatte, klangen kraftvoll und wunderschön in ihren
Ohren. Das Knarren der großen Blöcke, die gestrafften Leinen, das Donnern des
Windes in der Takelage […]. Die Sonne brannte ihr heiß auf den ungeschützten
Kopf, sie schmeckte auf ihren Lippen die Gischt, die übers Deck geweht wurde,
und das Deck selber verströmte einen warmen, scharfen Geruch, ein Aroma von
Teer, Tauen und blauem Salzwasser.«
Mit Lady Dona zeichnet du Maurier erneut einen starken, unabhängigen weiblichen Charakter, der seiner Zeit zu entfliehen versucht - während sie Männer mit ihrer Schönheit geschickt zu manipulieren weiß, ist sich Dona zu gleich eigenständig und eigensinnig; reitet und trägt Männerkleidung, stellt sich Gefahren, wirft sich kopfüber in Abenteuer wünscht sich um der Freiheit willen, ein Mann zu sein; frei von Konventionen und Erwartungen an Frauen (ihrer Epoche). Sie lässt sich nicht unterbuttern, lebt und liebt so frei es ihr eben möglich ist. Ausgesprochen erfrischend, gleich von der ersten Seite an einer taffen Figur folgen zu können, statt auf die "große (Selbst-)Befreiung" zu warten. Zugleich entwickelt sich Dona aber auch weiter bzw. wird von den Ereignissen geprägt - mehr möchte ich dazu aber nicht verraten.
Die Handlung ließe sich auf einige wenige Sätze runterbrechen - Dynamik und Spannung waren durchaus vorhanden und doch hatte ich ein diffuses Gefühl der Enttäuschung; hatte mir mehr als die beiden Schlüsselereignisse erhofft. Die Autorin bleibt sich hier treu, das Augenmerk liegt auf der allgemeinen Stimmung, die über der malerischen cornischen Landschaft schwebt; auf all den Gefühlen und ja, auf der Liebesgeschichte.
»Seiner
Meinung nach werden denen, die in dieser unserer Welt ein normales Leben
führen, Gewohnheiten und Gepflogenheiten, gewisse Lebensregeln aufgezwungen,
die mit der Zeit jede Initiative und Spontanität ersticken. Der Mensch wird zu
einem Rädchen im Getriebe, zu einem Teil eines Systems Doch ein Pirat ist ein
Rebell und Außenseiter, er entzieht sich der Welt. Er ist frei von Bindungen,
frei von menschengemachten Prinzipien.«
Dona und der Franzose - der Kosmos hat es so gewollt; so fühlen die Beiden und diese Unvermeidlichkeit baut du Maurier von der ersten Erwähnung des Piraten an auf. Der unromantische Teil von mir möchte angesichts dieser Instantlove die Augen verdrehen, doch: Die Liebesgeschichte fühlte sich nicht unangenehm schmalzig an. Die Beziehung der Beiden und die Entwicklung dieser war für mich ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmtheit, ein unkompliziertes "Wir haben eine gute Zeit", ein Entfliehen aus den eigenen Rahmenbedingungen und Begrenzungen.
SPOILER! Und so "passt" das Ende zur Geschichte; es geht (realistisch) nicht anders und doch ließ es mich unbefriedigt zurück - mit so einem Gefühl von "also war alles umsonst, back to normal?"
Ich finde, "Liebesgeschichte vor atemberaubender Landschaft" wird diesem Roman nicht gerecht - kein Nackenbeißer-Highlander oder Rosamunde-Pilcher-Schmöker verbirgt sich hier - wer aber mehr Wert auf Action denn auf Atmosphäre legt, dürfte mit der Geschichte Schwierigkeiten haben.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Ungelesen hat mich das Cover angezogen; im Nachhinein finde ich, dass es nicht zur Geschichte passt - weder von der kühlen Ausstrahlung, noch vom abgebildeten Schiff; dafür aber hervorragend zur bereits im Schrank stehenden Neuausgabe von Jamaica Inn. Schön anzusehen ist es aber alle Male! Der Titel ist stimmig und wohlklingend.
VIELEN DANK AN DEN INSEL VERLAG FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Daphne du Maurier überzeugt erneut mit Wort und Gefühl - ein Roman, der von ihrem einnehmenden Schreibstil lebt; beim Lesen lebendig wird. Der Pirat und die Lady - keine Schmonzette, sondern zeitloser Klassiker.
atmosphärisch ~ frei ~ lebensbejahend
Welchen "Klassiker" habt ihr zuletzt gelesen? Mögt ihr Liebesromane? Und wart ihr schonmal in Cornwall? Ich möchte da unbedingt mal hin (allgemein; Großbritannien/England!).
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Schöne Rezension:)
AntwortenLöschenDanke dir :)
LöschenHallo liebe Ronja
AntwortenLöschenVon Daphne de Maurier habe ich noch nie etwas gelesen, was du aber schreibst klingt sehr spannend und denke, dass ich mir das Buch einmal auf meine Liste setzen werde, damit ich noch eine neue Autorin für mich entdecken kann.
Alles Liebe
Livia
Ahoi Livia,
Löschenfreut mich, dass dich die Rezension motiviert, mal was von du Maurier zu lesen! Jamaica Inn kann ich dir auch nur ans Herz legen ^^
LG Ronja