Titel: Belle - Der Fluch von Balmoral Castle
Autor: Conny Amreich
Verlag: dtv
Genre: Märchenadaption/ Jugendbuch
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 224
Reihe: /
Schottland, 1877: In den nebelverhangenen Highlands stürzen die 16-jährige Belle McBean und ihr Vater mit der Kutsche in den Abgrund - und finden sich in den Fängen einer mysteriösen Kreatur in einem verfallenen Schloss wieder. Auf Belles Drängen hin lässt der Schlossherr ihren kranken Vater frei - sie selbst jedoch muss seine Gefangene bleiben. Für Belle völlig unerwartet, fühlt sie sich immer mehr zu dem vor den Augen der Menschheit verborgen lebenden Schlossherrn hingezogen. Als Soldaten das Schloss umzingeln, muss Belle sich entscheiden, ob sie sich selbst oder sein Leben retten will.
Mit diesem Buch liebäugele ich schon eine Weile und habe es beim diesjährigen StadtLesen dann kurzentschlossen mitgenommen ;)
Voll im "Schöne & das Biest"- Fieber habe ich mich auf das Buch gestürzt... und wurde ziemlich enttäuscht! Denn von dieser märchenhaften Stimmung ist leider keine Spur, stattdessen eher eine unheimliche Atmosphäre. Die hätte als solches ja auch begeistern können, aber der teils sehr hochtrabende Schreibstil steht im starken Kontrast dazu. Das ist nicht nur unschön zu lesen, sondern auch ein echter Stimmungskiller. Noch dazu sind die Sätze zu Beginn recht abgehackt, was den Lesefluss beeinträchtigt.
»Das Böse ist mächtig. Es ist eine verführerische Macht, es
vermag das Dunkle in uns an die Oberfläche zu locken. Das Böse offenbart sich
dadurch, dass wir uns selbst schlecht und verwerflich vorkommen. Doch als Belle
sich umdreht und in das Gesicht jenes Wesen blickt, kann sie die Merkmale des
Bösen nicht erkennen. Sie erwartet das Schlimmste, kann jedoch nur die
Verwüstung entdecken, die das Böse anrichtet, nicht aber seinen Kern, nicht
seine Unerbittlichkeit. Stattdessen erblickt Belle die größte Traurigkeit, die
sie jemals sah.«
Die Idee, einen indischen Fluch dem Märchen zu Grunde zu legen, finde ich genial. Leider wird dann nicht mehr auf das Indische eingegangen und mir war der Kontrast zu den schottischen Highlands dann zu krass. Es hätte funktionieren können, aber hier war das leider nicht der Fall. Dafür fand ich die Landschaftsbeschreibungen Schottlands super und auch recht bildlich! Und auch das reale Setting samt vielen historischen Fakten fand ich gut eingearbeitet, ohne dass man das Gefühl hat, einen historischen Wälzer vor sich zu haben.
»Beide schweigen. Beide spüren, Worte sind keine Brücken mehr
zwischen ihnen, sondern Fallen und Abgründe, die sie nur tiefer in den Schmerz
hineinreißen.«
Die Charaktere blieben für mich eher blass, gerade was Belle und ihr Umfeld angeht. Ein spannender Charakter war für mich die indische Haushälterin, aber im Laufe des Buches verliert sie diese und geht auch irgendwie unter. Das Biest konnte mich zunächst faszinieren, da es wilder, animalischer und bestialischer wirkte, als die weichgespülte Disney- Variante. Leider blieb auch dieses Potential ungenutzt... Auch das ursprüngliche Verbrechen blieb für mich unentschuldbar und es ist mir ein Rätsel, wie ein Mensch, der zu solchen Grausamkeiten fähig ist, geliebt werden kann. Hier hätte noch viel mehr Auseinandersetzung stattfinden müssen, zumal die Auflösung des Fluches für mich auch nicht wirklich schlüssig war! Außerdem hat mich die Hinauszögerung des Endes etwas gestört.
SPOILER! Dass Belle nicht für das Biest sterben will? Sehr gut! Dass sie vor Verzweiflung erstmal wegrennt? Irgendwie nachvollziehbar! Dass sie wieder zurückkommt? Selbstverständlich! Aber, dass sie sich dann doch den Dolch ins Herz rammen will? WIE BITTE??????! o.O
Das Krimielement und die Intrigen haben mir wiederum zugesagt, da sie eine stetige Spannung erzeugten und mich an das Buch fesselten, dass zwar nicht die pure Lesefreude, aber doch eine nette Lektüre für Zwischendurch ist.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Das Cover gefällt mir ja als solches echt gut, da die düstere Schottlandatmosphäre vermittelt wird. Allerdings finde ich die quietschegrüne Schrift total unmöglich und unpassend! Die hätte violett- bläulich sein müssen, gerne auch mit Glanz/ Glitzer, um das Gesamtbild aufzuwerten... Mit dem Titel bin ich einverstanden wenngleich der Erbsenzähler in mir anmerkt, dass es sich um einen indischen Fluch und nicht den eines Schlosses handelt :)
Bei dieser Geschichte hätte man den Märchenanteil herausnehmen und den Fokus auf die schottischen Intrigen legen sollen, denn so ist das Buch eine zu bunte Mischung aus verschiedenen Stilen, Genren und Handlungssträngen. Die einzige Alternative wär ein meinen Augen ein verstärktes Eingehen auf das Böse, auf das Animalische im Biest. Daher kann ich feststellen: Viele gute Absätze, aber das Potential bleibt unausgeschöpft.
überladen ~ unheimlich ~ düster
Habt ihr ein Lieblingsmärchen? Wenn ja, welches? Meins ist tatsächlich "Die Schöne und das Biest", weil Belle ein starker Frauencharakter ist, der sich für ihn entscheidet und nicht einfach geheiratet wird, es um Liebe wegen des Wesens und nicht des Reichtums oder der Schönheit wegen geht uuuuund weil MARRY THE BIEST AND GET THE LIBRARY! :D
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