Auf ewig mein || Eva Völler || Luebbe One || Jugendbuch || HC || 386 Seiten || 2/3
Neue Herausforderungen für Anna und Sebastiano! Ein Unbekannter hat die Zeitmaschine gestohlen und im Jahr 1873 rund um die Welt neue Portale geschaffen. Menschen aus der Zukunft drohen so, für immer in der Kolonialzeit zu stranden.Der Fremde verstrickt Anna gegen ihren Willen in ein teuflisches Spiel, bei dem sie und ihre Freunde von der Time School eine historische Reise rund um die Welt machen und die Portale schließen müssen - in achtzig Tagen! Gewinnen sie, bekommen sie die Zeitmaschine zurück. Scheitern sie, ist nicht nur das Spiel verloren. Denn dann erwartet auch Sebastiano ein schreckliches Schicksal ...
Nicht nur wegen des traumhaft schönen Covers, sondern vor allem wegen der Jules-Vernes-Thematik habe ich mich unbändig auf das zweite TimeSchool-Abenteuer gefreut. Doch schnell schlug meine Euphorie in Ernüchterung um...
Fangen wir mit dem Positiven an: Neben den neuen Charakteren der TimeSchool- Trilogie Ole und Fatima, die ich beide für ihre gegenseitigen Sticheleien feiere, ist Eva Völler der Reiseaspekt gelungen. Ortsbeschreibungen und historische Ereignisse hat sie geschickt in die "Handlung" eingeflochten, ohne dabei aufzählend zu wirken. Gerne hätte ich die Bazaare Bombays oder Kalkuttas ausführlicher erkundet oder von Suez aus einen Abstecher zu den Pyramiden gemacht - aber das war weder für Phileas Fogg noch für die Protaginisten dieses Buches möglich. Die Zeit tickt!
»Vieles ist
möglich, aber nur wenig davon vorherzusehen. Und noch weniger veränderbar. Das
ist das Wesen der Zeit.«
Warum ich "Handlung" schreibe? Weil für meinen Geschmack deutlich zu wenig passiert ist oder genauer: Kaum Ereignisse gingen von unserer Reisegruppe aus. Stets hatten fremde Mächte, falsche Freunde und undurchsichtige Strippenzieher das übertragene Steuerruder in der Hand. Anna, Sebastiano und Co hetzen ihren Aufgaben hinterher, erfüllen sie auf enttäuschend unspektakuläre Art (meist löste dann auch noch jemand anderes das Rätsel für sie). Zudem geschieht weite Strecken des Buches außer schlafen und essen nichts.
»Der Mond war
schon immer ein machtvoller und mythischer Begleiter des Menschen gewesen. Tag
und Nacht, Schlafen und Wachen, Ebbe und Flut... Die Natur war seinem Rhythmus
unterworfen, und das galt auch für die Zeit selbst.«
Auf den letzten Seiten wird es dann turbulent, nur konnten mich die Wendungen weder emotional aufwühlen noch inhaltlich überzeugen. Die ganzen Alten, die ihre Finger im Spiel hatten - was war deren Absicht? Und dann Annas "Sieg" über Moretti... Ernsthaft? Schon wieder auf diese Art?!
Und damit kommen wir auch schon zum eigentlichen Knackpunkt. Anna!! Dieses Mädel hat in mir ein breites Spektrum von Empfindungen ausgelöst - von entnervt und enttäuscht bis wütend. Obwohl sie die Ich-Erzählerin des Buches ist, käme die Geschichte prima ohne sie aus. Sie kann einfach NICHTS! Außer Panik schieben, angelesenes Wissen von sich geben und durch ihre unbedachte Art Probleme herbeiführen. Wird sie beleidigt, wartet sie darauf, dass jemand anders sie verteidigt, wird sie entführt, hofft sie, dass jemand ohnmächtiges aufwacht und sie rettet und wenn sonst Schwierigkeiten entstehen, wird schon einer ihrer Reisebegleiter mit Waffen oder Geld die Situation lösen. What??? Warum ist sie so unselbstständig??? Nichtmal ihren Unterricht kriegt sie auf die Reihe, reagiert empört, wenn ihr jemand (zu Recht!) ihre Naivität und Gutgläubigkeit vorwirft. Schade, wie sie das Stereotyp blond-blöd-naiv erfüllt. Ich konnte im gesamten Buch keine Situation rauslesen, in der sie taff, selbstständig (!!!) und entscheidungsfreudig gewesen wäre - auch die ganze abstruse Rettungsaktion am Ende ist weder auf ihrem Mist gewachsen noch entscheidend durch sie ausgeführt worden.
SPOILER! Dass Anna jetzt auch noch schwanger ist, wo doch genau das im ganzen letzten Band verhindert werden sollte (und zwar nur, weil Sebastiano und sie nach der Vision ihrer Tochter "nicht mehr abwarten wollten") brachte mich zum Augenrollen. Zumal ich diese "Kind mit superkrassen Fähigkeiten" - Geschichte nur noch abgedroschen und langweilig empfinde. Mal ehrlich, kam doch jetzt schon in soooo vielen Büchern und Filemn vor! Zumal: Was hat sich an der Gefahr, der sie ihre Tochter aussetzen verändert? Und diese Metaphern und Visionen... Goldene Blume, ich bin bei dir, jetzt und für immer, tralala... Echt jetzt?
Alles in allem bin ich enttäuscht von und unzufrieden mit der Entwicklung dieser Geschichte, da hilft es auch nicht viel, dass Ole und Fatima sich näher zu kommen scheinen und weiterhin viel gereist wird. Für mich fühlt es sich so an, als wäre diese Spinoff-Reihe einfach zusammengewürfelt worden; ein bisschen Besonderes-Kind-Prophezeiung, ein wenig Weltreise, Dämonen und Pforten zur Hölle kombiniert mit einigen spielsüchtigen Alten, die Unfrieden stiften und dazu noch lauter gewollt wirkende Missionen. Das ergibt für mich kein rundes Bild. Ob das im letzten Band noch wird? Ich lasse mich gerne überraschen, bin aber skeptisch.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Habe ich schon erwähnt, dass ich dieses Cover LIEBE??? Und die Innengestaltung, das Papier des Umschlages, das Lesebändchen... einfach nur wunderschön *-* Bei Büchern mit einem Schiff drauf kann ich einfach nicht widerstehen xD Den Titel hingegen finde ich - sorry - einfach nur bescheuert. Kitschig und total überzogen. Und worauf eigentlich bezogen? Richtig schlimm wird´s dann mit Band 3 "Auf ewig uns". Was ist denn das bitte für eine Syntax und grammatikalische Komposition???
VIELEN DANK AN LÜBBE FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Trotz der "Reise um die Erde in 80 Tagen" inhaltlich leider nicht so packend und abenteuerlich, wie erhofft. Und Annas Unfähigkeit und Unselbstständigkeit sind einfach nur zum Augenrollen ärgerlich. Dennoch kein "schlechtes" Buch, nur eben nicht spektakulär, sondern seichte Lektüre.
unspektakulär ~ klischeelastig ~ seicht
Habt ihr eigentlich die Kurzgeschichten gelesen? Die eShort sind ja auch gratis und erzählen jeweils, wie Ole und Fatima zur TimeSchool kamen. Kann ich nur empfehlen, zumal ich die Beiden klasse finde :D Fehlt nur noch Jerry...
Keine Ahnung, ob sich momentan mein Lesegeschmack ändert, ich "älter" oder nur kritischer werde... aber in letzter Zeit vermögen Fantasy und Jugendbücher es nicht mehr, mich so zu begeistern, wie vor ein paar Jahren. Immer wieder stolpere ich über ärgerliche Klischees, zu oft gelesene Entwicklungen oder störe mich an fehlender Tiefe... Geht/ ging es euch auch so?
Hallo meine Liebe,
AntwortenLöschenhey Du wirst einfach älter und damit verändern sich auch Deine Vorstellung und Werte...grins...so einfach ist das....normal und irgendwann kommt die Zeit...wo Du wieder einfach Alles liest ...grins....
LG..Karin...
Ahoy Karin,
Löschenja ich glaube auch... Ist aber irgendwie trotzdem schade, zu ahnen, dass Bücher, die ich früher total mochte, mich jetzt vermutlich nicht mehr begeistern werden können... Dafür habe ich ja aber auch neue Genres und Stile für mich entdeckt. Bin mal gespannt, ob mir, wie du sagst, irgendwann wieder alles Spaß macht :D
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart,
Mary <3
Hallo Mary,
AntwortenLöschendu hast ja schon gelesen, dass ich die Geschichte anders empfunden habe, aber gerade deinen letzten Absatz und die Aussage von Karin ließen mich tüchtig nicken. Ich hatte auch eine ganze Weile lang eine Phase, in der mir all solche Geschichten nur noch auf die Nerven gingen. Mittlerweile sind diese Bücher für "zwischendurch" immer eine willkommene Abwechslung und ich mag es einfach auch mal nicht bei einer Geschichte grübeln zu müssen. ;)
Liebe Grüße
Silke
P.S.: Deine Fotos sind richtig schön *_*
Ahoi Silke,
Löschenich bin mal gespannt, ob das bei mir auch nur eine "Phase" sein wird, oder ob es dabei bleiben wird, dass mich solche "Zwischendurch-Bücher" aufregen...
Danke für dein Lob, das freut mich sehr, dass dir meine Bilder gefallen! Bin nicht immer ganz zufrieden mit ihnen, weshalb es mir immer viel bedeutet, da positives Feedback zu bekommen *-*
Sonnige Grüße,
Mary <3