Titel || Alwyn Hamilton || cbj || Jugendbuch || HC || 480 Seiten || 3/3
Der Sultan vor Miraji steht kurz vor dem Sieg. Die Rebellen sind in alle Winde zerstreut, der Prinz ist in Gefangenschaft und Amani bleiben nur wenige Verbündete im Kampf gegen den unerbittlichen Tyrannen. Nur mit ihrem Revolver und ihren Demdji-Kräften bewaffnet muss sie einen Weg durch die Wüste in die sagenumwobene Stadt Eremot finden, die nicht einmal auf der Landkarte existiert. Als immer mehr Gefährten ihr Leben verlieren, verzweifelt Amani fast: Führt sie die Rebellen unaufhaltsam ins Verderben? Wird es ihr gelingen, den Prinzen zu befreien?
Nach den schockierenden Ereignissen am Ende des zweiten Bandes konnte ich es kaum erwarten, das dritte und letzte Buch in die Hände zu bekommen...
Groß war also die Freude, das Buch tatsächlich aus dem Briefkasten zu fischen; größer war die Freude über die Charakterübersicht am Anfang, die es mir vereinfachte, wieder in die Geschichte einzutauchen.
Von der ersten Seite an riss mich Alwyn Hamilton mit ihrem wundervoll bildlichen und zugleich sanften aber auch vor Kraft vibrierenden Schreibstil in die Welt Mirajis. Ich sah den Wüstensand flimmern, roch das Schießpulver und spürte den allgegenwärtigen Schmerz des Verlustes und der Ungerechtigkeit. Mit jeder Seite, die mich dem Finale näher brachte, wollte ich die Auflösung und zugleich, dass die Geschichte niemals enden möge, so zog sie mich in den Bann.
Noch schmerzlicher war der Abschied von den liebgewonnen Charakteren, die unfassbar greifbar waren, durch ihre Ecken und Kanten, ihre Eigenarten und Fähigkeiten, ihre Vielschichtigkeit und ihre Stärke. Shazi, Ahmed, Delila... aber vor allem: Jin und Amani. Waren sie in den vorherigen Bänden bereits ein explosives Gespann, entflammt ihre gegenseitige Anziehung endgültig in Liebe und was litt mein armes Herz. Selten konnte mich eine Liebesgeschichte so überzeugen, so tiefgehend berühren und so aufwühlen wie die ihre. Anziehung, Abstoßung... und dann die Liebesszene, die unglaublich sanft und schön geschrieben ist. Wünschte ich mir vom ersten Band, ihre Liebe möge sich schneller entwickeln, sie zügiger zu einander finden, war diese nervenverzehrende Langsamkeit letztlich genau das, was ihrer Beziehung die Magie und die Tiefe verlieh, die das Ende glaubwürdig und nicht überdramatisiert wirken ließ.
»Soll
ich dir was sagen? Du irrst dich. Ich bin nicht bei dir, weil du eine andere
geworden bist. Ich habe mich in dich verliebt, als ich im hintersten Winkel der
Wüste blutend unter einem Tresen lag und du mir das Leben gerettet hast. Als
wir beide noch die waren, die wir früher waren.«
Überhaupt, ich liebe die Glaubwürdigkeit mit der die Autorin nicht nur ihre Charaktere, sondern die Handlung an sich gezeichnet hat - das Ende ist zugleich heroisch und episch, aber auch realistisch und lebensnah.
Auf der emotionalen Ebene brachten aber nicht das Knistern zwischen Jin und Amani mein Herz ins Stolpern, sondern auch all´ die Verluste, dramatischen Ereignisse und zwischenmenschliche Beziehungen. Insbesondere innerfamiliäre Zu- und Abneigungen, das Ringen um Verzeihen und Vergeben, die häufig wortlose Verständigung und die kleinen Gesten berührten mich. Auch die im Märchenstil gehaltenen "Zwischenkapitel" steigerten nicht nur oftmals die Spannung ins schier Unerträgliche, sondern rührten mich teilweise sogar zu Tränen.
Bücher in und aus der islamischen Welt lese ich sowieso gerne, weil sie voller Magie, Sinnlichkeit und Poesie sind, doch diese Reihe ist weit mehr als eine weitgefasste 1001 Nacht-Adaption! Wüstensand trifft wilden Westen, Magie trifft Schießpulver, Sultan trifft Waffenfabrik. Und während diese eine Welt rau, frauenfeindlich und voll alltäglicher Probleme ist, ist die magische Welt der Wüste bevölkert von faszinierenden Gestalten, rohen Urkräften und betörender Magie - eine Welt, in der Frauen und Männer alles sein und alles erreichen können. Der Ideenreichtum der Autorin ist beeindruckend - Djinn sind zwar keine Erfindung ihrerseits, aber sie gibt ihnen Namen und Gesichter, eine Geschichte und Persönlichkeit. Ich hatte das Gefühl, nicht nur die Geschichte von Amani und der Rebellion, sondern viele Geschichten aus unterschiedlichen Zeiten zu lesen - ein so unwiderstehliches wie umfassendes Worldbuilding, das mich inhaltlich und technisch begeistert.
»Ich
war die Tochter eines Djinni. Ich war eine Rebellin. Ich war Ratgeberin eines
Prinzen. Ich hatte es mit Soldaten, Nachtmahren und Gestaltwechslern
aufgenommen. Ich hatte gekämpft und überlebt. Und wieder und wieder hatte ich
mich einem Sultan widersetzt. Ich hatte ein unsterbliches Wesen herbeigerufen,
damit es den Tod fand. Ich hatte Leben gerettet und Leben geopfert, und ich
hatte mehr Gutes getan als sie jemals tun würde.«
Was für eine grandiose Reihe, die mich in allen Punkten vollstens überzeugen konnte: Fantastisches Worldbuilding, facettenreiche Charaktere die beeindruckende Entwicklungen durchmachen, wunderbarer Schreibstil, atemberaubend viel Spannung, Überraschung und epische Momente, eine betörende Liebesgeschichte und ganz viel Kreativität und authentisches Setting.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Ich liebe Farbgebung und Dynamik des Covers und wie alle drei Bände nicht nur zueinander passen, sondern 1001 Nacht und Wilden Westen miteinander verbinden. Hilfreich ist auch die Karte, wenngleich leider nicht alle Orte eingezeichnet sind. Den Titel finde ich passend, insbesondere auf Hinblick der Rebellengruppe, komme aber nicht umhin festzustellen, wie viel mehrdeutig die englischen doch sind (nicht nur, weil man aus ihnen nicht ablesen kann, ob sie sich tatsächlich auf Amani beziehen).
VIELEN DANK AN DEN CBJ VERLAG FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Selten nimmt mich ein Buch so ein, wie das alle Bände der Reihe, aber insbesondere dieser letzte Band vermochte(n) - von der ersten Seite an vielschichtig und emotional, magisch und betörend, fesselnd und einzigartig. Selbst mit dem Zuklappen des Buches viel mir die Rückkehr aus Miraji schwer; so bin ich dem Zauber und Sog dieser fiktiven Welt verfallen.
berauschend ~ aufwühlend ~ atmosphärisch
Bookhangover, das Unvermögen, sich auf ein neues Buch/ die Realität wieder einzulassen, weil man noch in der Welt des zuletzt beendet schwelgt - kennt ihr dieses Gefühl? Mich erfüllt das Lesen dieses Buches einerseits mit Begeisterung und Freude, andererseits aber auch mit dem schalen und enttäuschten Gefühl, Amani, Jin und Co nun verlassen zu haben... Wem das auch so geht: Hier könnt ihr eine kostenlose Kurzgeschichte der Autorin über Lien, Jins Mutter lesen :)
Hallo Mary,
AntwortenLöschenda sieht man mal wieder wie selektiv die Wahrnehmung manchmal ist. Jetzt habe ich die Reihe auch gelesen und bin danach auf deine Rezi gestoßen. Ich finde die Serie auch sehr gut.
Die Welt war mal was anderes. :)
LG
Torsten
Ahoi Torsten,
Löschenja das mochte ich auch so sehr an der Reihe, dass das Setting ungewöhnlich und mal was Neues war ^^
Witzig, dass du die Rezi erst nach dem Lesen findest - ich habe nämlich schon häufiger das Gefühl gehabt, das Rezensionen größtenteils von Bloggern gelesen werden und dann auch noch von denen, die das Buch bereits kennen xD
Liebe Grüße
Mary
Hallo Ronja,
Löschenja, manchmal fragt man sich wie die Leute auf dem Blog landen. Bei der Lux Reihe habe ich auch schon mal überlegt, ob die deswegen so viele Leute finden, weil Lux eben auch noch eine ganz andere Bedeutung hat. Aber da die Armentrout Rezis bei mir alle gut besucht sind, gehe ich einfach davon aus, dass das nicht der Grund ist. ;)
Manchmal ist es ja auch interessant zu wissen warum andere Blogger nicht begeistert waren, wenn man etwas gelesen hat und es toll fand oder eben andersrum.
Siehe zum Beispiel Pan. Teilweise gibt es ja auch Bücher, die die Welt in zwei Lager teilen (z.B. Biss). Die einen hassen es, die anderen lieben es. Bei dir stelle ich z.B. fest, dass wir oft gleicher Meinung sind bei Rezis, manchmal aber eben auch nicht. Da merkt man immer wie subjektiv die Rezis sind. Aber sonst wäre es ja auch langweilig. ;)
LG
Torsten
Ahoi Torsten,
LöschenLux (5) ist tatsächlich auch bei mir - mit Abstand - der meist geklickte Post :D
Und total, ich merke das auch bei mir - Rezensionen, die ich anklicke, sind entweder zu Büchern, die ich auch gelesen habe oder zu solchen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich sie lesen soll ^^
Und absolut, wie schrecklich wäre es, wenn alle die gleichen Bücher gut/schlecht fänden!
Liebe Grüße
Ronja