Ahoi! Ein kleines Lebenszeichen von mir - Halbzeit deutlich später als geplant 😅 Ich bin jedoch froh und zufrieden; dass wir erst Mitte Januar statt zwischen den Jahren wieder daheim sein werden, macht mir also nicht so viel aus (wobei mich die Adventszeit schon ein wenig wehmütig macht...).
8 Wochen, 10 Häfen, 11 Zeitumstellungen, 3 Ankermanöver und etliche Nutellagläser nachdem wir in Genua anmusterten – und wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Reise. Jetzt also noch einmal über den großen Teich und zurück; quasi Santa bei der Geschenkverteilung helfen. Was uns dieser zweiter Teil der Gruppenreise wohl bringen mag?
Auf der ersten Etappe durften wir schon allerhand erleben, lernen und erkennen. Allen voran die merkwürdige Ambivalenz der Seefahrt: Scheinbar unabänderliche Routine und zugleich spontane Flexibilität. Fisch am Freitag, Eintopf und Pudding am Samstag, Steak und Eis am Sonntag, morgendliche Besprechungsrunden im Maschinenraum und die allgemeine sonntägliche Abgabepanik bei den Projektarbeiten sind verlässliche Konstanten – Telefonschrillen meist die Ankündigung von Planänderungen. Das zweite omnipräsente Gegensatzpaar des Bordlebens: Abwarten und Aktion. Gefühlt passiert immer alles gleichzeitig oder nichts. Bunkern, Müllabgabe und Proviantaufnahme oder Breaktime (kein Kran bewegt sich mehr; an Land arbeitet niemand). Alle Leinen gleichzeitig festmachen und Schlepper losmachen oder standby. Hurry up and wait ist das Motto!
Während unser Alltag in der Zeit der Atlantiküberquerung zumeist aus vier Stunden Brückenwache, drei Stunden Decksarbeit und anderthalb Stunden Unterricht bestand; bedeuteten Häfen Ladungswache, Proviantübernahme, Müllabgabe und gespanntes „Wann geht es wohl weiter?“. Mittlerweile haben wir Manöverstation und Brücke wohl zu jeder Tages- und Nachtzeit kennengelernt – und bei jedem Wetter! Ob eiskalter Regen in Savannah, warme Brise in Miami, strahlender Sonnenschein auf dem Atlantik oder schneidender Wind in Genua: Cadetski Squat ist dabei. Und tanzt manchmal Macarena, so heißt es. Vielleicht proben sie aber auch nur für eine maritime Inszenierung der Weihnachtsgeschichte.
Knoten, spleißen, Grundlagen der Navigation, Arbeit mit Karten, Kenntnisse über Ladung, Laschung und Stauung, Handhabung von Festmacherleinen und Winden, Rudergehen – das Spektrum an Aufgaben und Herausforderungen ist groß! Auch eine Woche in der Maschine steht für uns alle an; gerade als zukünftige Nautiker ist es doch für uns wichtig, auch ein Herz für die Maschine zu haben. Während die heutige Seefahrt nur noch wenig mit der Zeit der Großsegler, Sackladungen und langen Umschlagezeiten in fernen Häfen zu tun hat, konnten wir mit Sextant in der Hand doch einen kleinen Einblick in die traditionelle Navigation erhaschen. Natürlich verschönern aber auch Putzaktionen, Entrostungs- und Streichprojekte (vorzugsweise in heißen, lauten, dunklen und beengten Laderäumen!) sowie Verräumaufgaben unseren Alltag.
Zu den besonderen Erlebnissen unserer Reise bisher gehören die Unterrichtseinheit zum Archimedischen Prinzip, die in den Pool verlegt wurde und die Tankbegehung, die uns bis in den Wulstbug führte. Großer Heiterkeit löste auch das Anlegen von Chemikalien- und Hitzeschutzanzug aus; möge das Üben mit dieser, auf Grund ihrer immensen Größe ulkig aussehenden, Ausrüstung niemals Ernst werden! Die aktuelle Corona-Lage macht Landgänge leider weiterhin unmöglich – kleine Rundfahrten mit Rettungs- und Freifallboot um unsere Heimat auf Zeit, die Chicago Express, gaben uns aber dennoch die Möglichkeit, das Schiff „mal von draußen zu sehen“. Mit großem Jubel wurde denn auch die Pizzalieferung in Livorno begrüßt; alle mampften glücklich den italienischen Landgruß.
Allerhand Verspätung säumt unsere bisherige Reise – eine Woche Reede vor Savannah, weil die US-Häfen momentan überlastet sind, vier Tage Sturm abwettern in Livorno, frustrierend langsames Löschen und Laden allerorts im Mittelmeer… statt geplanten sechs Wochen brauchten wir für den Service also acht – willkommen in der Seefahrt!
Hey Ronja,
AntwortenLöschenich lese hier immer wieder gerne rein, weil ich das Leben auf hoher See total interessant finde. (Ich fürchte, ich bin eine echte Landratte ^^).
Wünsche Dir nicht zu hohen Wellengang und eine gute Zeit weiterhin :-)
Liebe Grüße Melli
Ahoi Melli und eine frohes Neues!
LöschenFreut mich, dass du Interesse am Seeleben hast - auch wenn du mit beiden Beinen auf nichtschwankendem Boden stehst :D
LG Ronja
Hallo liebe Ronja,
AntwortenLöschenO.K.....Du bist also unterwegs auf der See/in der Welt....augenzwickern...
Schade, denn gerne hätte ich heuer an Dir eine Weihnachtskarte verschickt..
Dann bleiben mir eigentlich nur die guten Wünsche...schöne Weihnachten, egal wo Du bist und lebe Dein Leben....
LG..Karin...
Ahoi Karin,
Löschenich hätte dir auch gerne eine Weihnachtskarte geschickt und wäre über den Weihnachtsmarkt gegangen, aber so isses nun mal; das ist das Leben, das ich führen möchte! :D
Dir und deinen Liebsten ein frohes Neues, möge es ein gutes Jahr werden!
LG Ronja
Hallo Ronja,
AntwortenLöschenich freue mich total von dir zu lesen. Wie ich lese, gibt die Ausbildung von allem etwas her. Kein Wetter wird ausgelassen und die Freuden der Seefahrt gilt es in allen Facetten am eigenen Leib zu erfahren.
Bei der Pizza ist mir gerade das Wasser im Mund zusammengelaufen. Nur schade, dass du das Schiff so selten von außen zu sehen bekommst.
Ich hoffe, es ergeht die weiterhin gut und freue mich über weitere Berichte!
Liebe Grüße und alles Gute für 2022
Nicole
Ahoi Nicole,
Löschenfrohes Neues erstmal und Danke für die guten Wünsche! ;)
Bis demnächst
Ronja
Hallo Ronja,
AntwortenLöschenwas für ein toller Bericht! Ich würde da zu gerne Mäuschen spielen und Euch bei all den Übungen zusehen.
Wie viele Frauen sind mit dir an Bord? Das stelle ich mir manchmal komisch vor? Und wie wird es für dich nach der Runde weiter gehen? Bist du dann fertig?
Oh, du siehst schon, ich habe so viele Fragen.
Ich wünsche dir einen guten Rutsch und ein gesundes 2022!
Liebe Grüße
Petrissa
Ahoi Petrissa und ein frohes neues Jahr!
LöschenWir sind an Bord drei Frauen - eine weitere Mitauszbildene und die zweite Offizierin. Ist in der Tat manchmal etwas komisch und es ist mir ein Herzenswunsch, dass mehr Frauen in die Seefahrt finden. Wenn ich zurück bin, habe ich vermutlich 4/12 Seemonaten voll - wann es dann wieder an Bord geht, weiß ich noch nicht. Es steht ja sowieso noch in den Sternen, wann es runter geht, haha :D
Und nur zu, beantworte gerne Fragen ;)
Liebe Grüße und auch dir alles Gute
Ronja
Hey liebe Ronja
AntwortenLöschenDeinen Post habe ich erst jetzt gesehen und es ist sooo toll, was du schreibst und ich würde am liebsten noch viel mehr wissen. Was genau machst du? Was sind das für Projektarbeiten, die du regelmässig abgeben musst und worin wirst du alles unterrichtet?
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und vor allem viel Erfolg, Freude und unvergessliche Abenteuer bei deiner nächsten Entdeckungstour.
Alles Liebe
Livia
Ahoi liebe Livia!
LöschenFreut mich ja, dass dich mein Bericht so interessiert! Der nächste steht auch schon in den Startlöchern :D
Auf der Reise jetzt konnte ich wirklich überall "reinschnuppern", ich war eine Woche in der Maschine (da haben wir einen Luftkompressor auseinandergebaut, gewartet und wieder zusammengebaut), ich bin Brücken- und Hafenwache gegangen (inklusive Steuern, Container nachlaschen & Stauplatz prüfen, die elektronischen Geräte auf Brücke kennenlernen, Wetterbeobachtungen, Ausguck, Logbuch...), ich war an Deck und im Laderaum entrosten/streichen, habe gespleist... eine Vielzahl an Tätigkeiten also! Die Projektarbeiten waren thematisch ebenso bunt - über das Kraftstoffsystem, Kartenupdates, astronomische Navigation, Rettungsmittel, Brandbekämpfung, Stausystem, erste Hilfe... ebenso vielfältig der Unterricht - das fällt bei den Einzelreise künftig weg, war aber ein toller Einstieg!
Danke auch für deine lieben Wünsche ♥
LG Ronja