Die Stille der Frauen || Pat Barker || Lago Verlag || griechische Mythologie || 3/5 Anker
Ahoi! Morgen, am 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Traurig, dass wir diesen Tag (immer noch) brauchen. Alle elf Minuten wird ein Mädchen oder eine Frau durch ihren (Ex-) Partner oder einen Familienangehörigen getötet. Selbst in Deutschland erlebt jede dritte Frau in ihrem physische oder sexualisierte Gewalt; von Catcalling und Stalking über Körperverletzung zu Vergewaltigung und Ermordung. Jeden Tag versucht ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten, jeden dritten Tag gelingt es. Ein achselzuckendes "Das war schon immer so" reicht nicht. Es MUSS sich etwas ändern. Feminizide müssen benannt werden, männliche Aggression und das gesellschaftliche Unvermögen, diese zu beenden ebenso. Doch die Stimmen werden lauter; auf der Straße wie in Büchern. Sachbücher, feministische Neuerzählungen - wie auch Die Stille der Frauen, das einen schockierenden Blick auf den Trojanischen Krieg und welche furchtbaren Auswirkungen Kriege für Frauen haben, wirft.
Schon an diesem ersten Tag blickte ich Königin Maire an und wusste, dass mir ein Kampf bevorstand. Aber es war nicht nur ein Kampf, es war ein ganzer verdammter Krieg. Mit achtzehn war ich bereits eine Veteranin zahlreicher langer und erbitterter Schlachten. Mynes schien diese Spannung überhaupt nicht zu bemerken, andererseits sind Männer meiner Erfahrung nach merkwürdig blind, was Aggression bei Frauen angeht. Schließlich sind sie die Kämpfer, mit ihren Helmen und Rüstungen, ihren Schwertern und Speeren, und sie scheinen unsere Schlachten gar nicht wahrzunehmen - oder sie möchten sie lieber nicht wahrnehmen. Vielleicht würd sie in ihrem Seelenfrieden gestört, wenn sie merkten, dass wir nicht die sanften Geschöpfe sind, für die sie uns halten? (S. 13)
Dort draußen, jenseits der aufgewühlten Wellen, an dem stillen Ort, wo das Meer das Land vergisst, waren die Seelen meiner toten Brüder. (S. 58)
Was die Trojaner gesehen haben, ist nicht überliefert. Die Besiegten gehen in der Geschichte unter und verschwinden, und mit ihnen sterben auch ihre Geschichten. (S. 381)
Jetzt begreift er, was er getan hat: Er hat versucht, mit Trauer zu verhandeln. Hinter seiner fieberhaften Aktivität hat die Hoffnung gesteckt, dass es keinen Schmerz mehr geben wird, wenn er seine Versprechen einhält. Aber allmählich wird ihm klar, dass die Trauer nicht mit sich handeln lässt. Es gibt keine Möglichkeit, der Qual zu entgehen- oder sie auch nur schneller durchzustehen. Sie hält ihn in den Klauen und wird nicht loslassen, bis er alles gelernt hat, was sie ihn lehren will. (S. 444)
Ja, der Tod junger Männer in der Schlacht ist eine Tragödie - ich hatte vier Brüder verloren, mir musste niemand etwas darüber erzählen. Eine Tragödie, die jede Zahl von Trauerliedern wert war - aber das Schicksal dieser Männer ist nicht das schlimmste. Ich schaute Andromache an, die den Rest ihres zerstörten Lebens als Sklavin würde verbringen müssen, und ich dachte: Wir brauchen ein neues Lied. (S. 578)
Sprechen euch die Zitate an/machen sie euch neugierig auf das Buch? Mögt ihr Mythologie-Retellings?
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