DropDownMenu

Letzte Rezensionen

““ “ “ “ “ “ “ “ “ ““

Sonntag, 18. Mai 2025

{ZzS} #103: Aufs Meer hinaus ~ Cecilie Enger

Aufs Meer hinaus || Cecilie Enger || Penguin Verlag || historischer Roman || 4/5 Anker

Ahoi! Gestern war der norwegische Nationalfeiertag - dazu passend heute Zitate aus einem zarten Roman, der dort spielt. Meine ➽ Rezension ➽ verlinke ich euch nochmal, bevor es direkt los geht. 😊




Nichts konnte sich mit diesen Ausflügen zur anderen Seite der Insel messen, atemlos, allein zu sein und auf dem flachen Stein dort draußen zu stehen, Wellen und das Meer vor sich, und kleine und große Schiffe zu zählen. (S. 7)

Die Zeit ist immer fließend, sie hält nicht an, selbst wenn wir uns das wünschen. Aber ihr sollt sie trotzdem zwischen all den Augenblicken einfangen, die vorüberströmen. (S. 88)

Wir Menschen versuchen, Zusammenhänge zu verstehen, und deshalb gefallen uns Dinge, die sich nicht immer wieder verändern. [...] Das, was stillsteht, was sich begreifen und studieren lässt. Deshalb seid ihr, wenn ihr zeichnet, auch Wissenschaftler. Ihr möchtet eine Zeichnung erschaffen, die ihr selbst und wir, die sie ansehen, verstehen können. Nicht wahr? Und die deshalb eine Augenblicksaufnahme der ewig strömenden Zeit ist. (S. 89)

»Das verstehe ich ja, aber die Nachtarbeit zu verbieten, ist etwas anderes, als Frauen das Recht zu nehmen, nachts arbeiten. Wenn sie das wollen. Ich kann Verbote nicht leiden. Wenn man die Fabrikarbeiterinnen außer Acht lässt, macht man sie schwach, nimmt ihnen die Fähigkeit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen«, sagte Hanna. »Aber durch ein Verbot müssten die Arbeiterinnen nicht mehr nachts arbeiten.« »Das Recht, selbst zu entscheiden, ist trotzdem besser«, sagte Hanna. (S. 108)

Die Erfahrung war ihre Qualifikation. Sie hatte gelernt, leise Schritte zu machen, die Stimme zu dämpfen und die Zahlen für sich sprechen zu lassen. Andere Frauen lenkten Aufmerksamkeit auf sich, indem sie große Eingangsportale mit weißen und roten Rosen schmückten, die Fertigkeiten ihrer Kinder vorführten oder sich exzentrisch gaben wie Hanna mit ihrer Melone. Die kurze Haare hatten oder in der Öffentlichkeit rauchten. Einige Male hatte Hanna Dokumente sogar mit Herr Brummenæs unterschrieben. Bertha selbst fühlte sich von Zahlen angespornt. Nicht nur von den Zahlen, die stiegen, es gab noch etwas anderes bei den präzisen Abrechnungen, das ihr Freude machte. Als ob die Ordnung in den Zahlenkolonnen auch Ordnung in ihre Gedanken brachte. Sie wurde ruhig und sicher, wenn eine Rechnung aufging. (S. 219)

»Wer würde denn auf einem Schiff arbeiten, das zwei Frauen gehört?« »Ja, dann gehört uns immerhin unser eigenes Unglück.« »Sieh dich vor, sonst werden deine Worte noch wahr!« Hanna lachte. (S. 219)

Sie hatte von einem neuen Wort gehört, homosexuell. Als ob man ein Wort erfunden hätte, das sich in medizinischen Kreisen und vor Gericht aussprechen ließ. Sie lebten zwar wie die meisten alten Jungfern, aber warum fand Hanna dieses Wort nicht gefährlich? Hanna dachte anders über so viele Dinge. Als ob sie keine Zeit hätte, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, worin Bertha feststeckte. Hanna wollte aufs Meer hinaus, Bertha wollte dort vor Anker liegen, wo es sicher war. Einmal hatte sie sich fort gewünscht. Aber Wörter konnten wie Bleigewichte an ihren Füßen sein. In mehreren Gemeinden der Stadt sprachen die Prediger darüber, welche Sintflut einer Gesellschaft bevor stand, wenn sie bei Abnormitäten wie diesem die Menschheit zerstörenden Phänomen ein Auge zudrückte. [...] Bertha wünschte sich, die Goval würde ihr Leben, ihrer beider Leben, wie die Manufaktur erfüllen. Dass die Reederei zu etwas heranwuchs, das ihnen gemeinsam gehörte und nicht versteckt zu werden brauchte. (S. 228)


Sprechen euch die Zitate an/machen sie euch neugierig auf das Buch? Wart ihr schön in Norwegen?

2 Landgänge

  1. Hey liebe Ronja

    Wie schön, dass ich bei dir wieder einmal ein Buch entdecke, das mir noch gar nicht begegnet ist und die Geschichte klingt soooo gut. Und nach Norwegen wollte ich so oder so schon lange einmal ;-)

    Vielen lieben Dank für den Tipp und mach dir einen schönen restlichen Sonntag
    Livia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ahoi liebe Livia,

      ja sehr schön, dass du ein neues Buch entdecken konntest; ich bin da tatsächlich letztes Jahr auf der LBM draufgestoßen ^^ Ist ein sehr ruhiges, langsames Buch.

      LG Ronja

      Löschen

Lass´ mir doch einen Kommentar da! Ich würde mich über deinen Landgang sehr freuen :)