Die Stadt der stillen Feuer | | Florian Clever | | Selfpublishing | | Fantasy | | eBook | |
342 Seiten | | 2/2
342 Seiten | | 2/2
Mesrée, die prächtigen Stadt am Rand der Wüste - 25 Jahre später: Sajit ist zu hohen politischen Ehren gekommen, ist Ratsvorsitzender geworden und es eine ganze Generation lang geblieben. Noch drei Monate, dann winkt ihm der wohlverdiente Ruhestand. Doch drei Monate können eine lange Zeit sein – vor allem, wenn ein ungewöhnlich heftiger Monsun das Umland Mesrées unter Wasser gesetzt hat, wenn eine Seuche umgeht und die Stadt wegen der Flut auf eine Hungersnot zu steuert. Als dann noch Menschen spurlos verschwinden und unbekannte Brandstifter scheinbar wahllos Häuser anzünden, wünscht Sajit sich meilenweit fort. Er ahnt nicht, dass hinter den Brandanschlägen ein noch viel tieferes Übel steckt – etwas, das schlimmer ist als die Flut, die Seuche und der drohende Hunger zusammen.
Nachdem mich Die Stadt der stillen Wasser Ende letzten Jahres überzeugen hat können, war die Freude groß, bereits jetzt die versprochene Fortsetzung, oder eher Weiterführung, zu lesen! Auch dieses Mal wieder in einer wunderbaren LovelyBooks-Leserunde :)
Wieder fiel mir der Einstieg denkbar leicht; lässt doch Florian Clever durch Dramatik und Schreibstil eine Welt voller Gerüche, Ängste und Wunder lebendig werden. Bereits in den ersten Kapiteln wurde deutlich, dass dieses Buch düsterer als sein Vorgänger sein würde - beklemmende Szenen aus ferner Vergangenheit ließen nichts Gutes ahnen!
Und dann ging es Schlag auf Schlag; wiedereinmal erschwerten die kurzen Kapitel zusätzlich zur enormen Spannung das Beiseitelegen des Buches - und bei Hath, Mesrée Bedrohungen aus allen erdenklichen Richtungen ausgesetzt! Ich liebe es, wie der Autor erneut fiktive Fantasyelemente mit realpolitischen Problemen verschmelzt - Naturkatastrophen, Korruption, Misstrauen und Seuche verstärken sich gegenseitig. Der Bezug zur aktuellen Situation ließ natürlich alles umso bedrückender und eindringlicher wirken ^^
»Wut und Unbesonnenheit würden sich jetzt Bahn brechen, bei den Räten
ebenso wie bei den einfachen Bürgern. Er hatte das alles schon einmal erlebt.
Es war wie ein Flächenbrand, ein Feuer, das sich durch die Herzen und Köpfe
fraß auf der gierigen Suche nach immer neuer Nahrung. Die letzten Schichten von
Miteinander und Moral würden in diesem Feuer abschmelzen, die Leute würden
zurückgeworfen sein auf ihre niederen Triebe, aggressive Selbsterhaltung statt
zivilisierter Zusammenarbeit.«
Neben den sich überschlagenden Ereignissen war dieses Buch aber auch unglaublich emotional - das allgegenwärtige Leid und persönliche Verluste... bei der Leuchturmszene musste ich mit den Tränen kämpfen. Aber auch die einzelnen Schicksale, sei es Zaide und auch Jamal, berührten mich; ließen mich die Ungerechtigkeit und Ausweglosigkeit spüren.
Großer Pluspunkt war wieder die Liebesgeschichte - eben weil sie im Hintergrund bleibt, keine Missverständnisse und große Dramen beinhaltete. Ich fand es wundervoll, wie viel Verständnis und Zärtlichkeit zwischen Misha und Sajid zu spüren war, obwohl sie wenig Zeit füreinander hatten. In Büchern sind Beziehungen und Ehen ja meist von überbordenden Liebesbekundungen, Eifersucht und Aneinanderkleben geprägt - wie erfrischend, ein Paar zu erleben, dass sich ihrer Liebe gewiss ist und deshalb eigene Wege beschreiten kann. Zudem ist Misha eine wunderbar starke, eigenständige Frau - was das Ende mehr als bewies! #goforit
»So ist es immer. Alles hat zwei Seiten. Selbst das, was euch
zuerst durch und durch lästig, traurig oder schlimm erscheint, trägt bei
zweitem Hinsehen oft auch eine lichte Seite in sich. Die Kunst ist nur, diese
Seite auch zu sehen. Das ist manchmal gar nicht so leicht.«
Worauf ich mich einlassen musste, aber auch konnte, war das deutlich höhere Maß an Schrecken, Gewalt und Ekel, als in Band 1. Gerade eine Szene war da augesprochen graphisch; ich konnte jedoch damit umgehen.
Während der erste Band durch (gewitzte) Dialoge und Aufbau des Settings glänzt; die goldene Stadt in der Oase, die Wüstenhärte, die Märkte, die Farben und Gerüche, die Teehäuser..., besticht Teil zwei durch noch mehr aktive Handlung und gibt dem aufgebauten Setting historischen Kontext und damit Tiefe. Beide Bände, obwohl sie unabhängig voneinander gelesen werden können, bereichern sich also gegenseitig und verleihen Mesrée Form und Farbe.
... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Das Cover ist wieder grandios und ich liebe, wie sowohl Gestaltung als auch Titel Band 1 spiegeln. Passend zur gestiegenen Dramatik wirkt dieses Buch zudem düsterer.
VIELEN DANK AN FLORIAN CLEVER FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR
Fantasy meets historisches Setting, menschengemachtes Leid trifft Naturgewalt - Wüstensand und Datteln im Teehaus inklusive! Eine wunderbare Reihe, die alles bietet, was das Leseherz begehrt - Spannung, Worldbuilding, Emotion und Überraschung.
fesselnd ~ emotional ~ atmosphärisch
Mögt ihr es, wenn Bücher Spiegel der Gesellschaft sind? Oder bevorzugt ihr es, mit Geschichten aus der realen Welt zu flüchten? Mögt ihr Datteln?
Hallo liebe Ronja,
AntwortenLöschenich finde es interessant, wie und in welche Richtung sich unsere Gesellschaft möglicherweise in der Zukunft bewegt ..deshalb mag ich Romane wie " Vollenent" von Neals Shusterman oder auch Vox oder Report der Magd...
Hihi....ja ich mag Dattel nur so oder auch mit Käse oder mit Speck ummantelt...grins...augenzwickern.
Bleib gesund ..LG..Karin..
Ahoi liebe Karin,
Löschenoh ja, Dystopien sind einfach klasse! Vox habe ich ja nicht gelesen, bin aber auf deine Meinung gespannt - Handmaids Tale hatten wir ja schon drüber gesprochen; genial.
Und haha stimmt, Dattel im Speckmantel ist lecker. Kann ich aber nur 1/2 von essen, dann wirds zu süß...
Bleib du auch gesund! ♥