Ahoi! Fast zwei Monate bin ich nun schon wieder an Land und der Sommer auch eindeutig vorbei, doch hier ist er nun endlich - mein Segelsommerbericht 😎
Wobei Sommer auch nur die Jahreszeit und nicht das Wetter beschreibt - in den sechs Wochen in Irland, Schottland und England hat es gefühlt an fünf Tagen nicht geregnet 😅😩 Mein Ölzeug ist nach Jahren auch nicht mehr wasserfest, wie ich leidend feststellen musste - grandios war die Zeit nichtsdestotrotz!
Zu Anfang waren wir etwa drei Wochen in Schottland, rund um die Isle of Mull, unterwegs - atemberaubende Landschaft! Dann ging es für das Sea Shanty Festival nach Barrow in Furness, wobei Festival absolut übertrieben ist; in dieser "Stadt" gibt es einfach nichts und im Prinzip war die Pelican auch die Hauptattraktion; drei weitere Segler waren noch da, mit denen wir auch in anderen Häfen mal im Päckchen lagen und viel Spaß hatte. Anschließend waren wir in der Irische See unterwegs; vor allem Bangor in Nordirland und Dublin. Für meine Eisliebe bin ich an Bord ja bekannt und habe auch nur an sehr wenigen Tagen kein Eis gegessen; manchmal gab es das sogar mehrmals täglich 😂 Regen, Wind und Kälte halten mich davon sicher nicht ab! Die übliche Menge an Blödsinn, Albernheiten und Gelächter gab es auch - ob mit diesen quietschenden Gummihühnern, Storysessions, Shanties, Zahnputzpartys oder abendlichen Quests; ich hatte viel Spaß und liebe es, wie sehr ich an Bord ich selbst sein kann und wie leicht sich alles anfühlt. Ich komme ja immer in eine regelrechte Bubble, in der mein Landleben total in die Ferne rückt. Ich hatte diesen Sommer mein Telefon auch einfach ausgeschaltet und nur alle paar Tage mal drauf geschaut; wie gut das tat!
Dieses Jahr war ich das erste Mal bezahlt, angestellt und offiziell als bosun´s mate (was genau das für eine Position an Bord ist, hatte ich hier schon berichtet) dabei und abgesehen von diesem unglaubliche Gefühl, für etwas, das so viel Spaß und Freude bereitet, Geld zu bekommen, war vor allem die neue Verantwortung eine unbeschreibliche Erfahrung. Sonst war ich ja als Freiwillige an Bord und auch wenn ich da schon anleiten und betreuen durfte, war es dieses Jahr nochmal eine Stufe mehr, Teil des Decksteams zu sein! Ich hatte immer wieder so kleine Flashback-Momente, wenn ich zum Beispiel mit den Trainees in den Wanten war und exakt wusste, wie sie sich fühlten; weil ich mich genauso verängstigt, eingeschüchtert und unsicher mal gefühlt habe. Und jetzt sitze ich auf der anderen Seite und darf zurückgeben, was ich bekommen habe.
Gleichzeitig war der Sommer für mich auch eine Lernerfahrung - ich bin noch lange nicht bei der Sicherheit, Gelassenheit und Kompetenz, die ich erreichen möchte. But I´m getting there! War als Freiwillige das Klettern eine Entscheidung, ob ich gerade möchte und mich danach fühle, war es diesen Sommer halt keine Frage mehr. Es war mein Job. Und dieses "einfach machen", mehrmals täglich und manchmal direkt hintereinander, hat dazu geführt, dass ich soviel Sicherheit, Schnelligkeit und Vertrauen hinzugewonnen habe; ein geniales Gefühl. Ein weiteres Highlight war der letzte Tag an Bord - das Wetter war perfekt und wir hatten alles gesetzt; außer dem obersten Segel, dem Royal. Das war sehr lange zerstört bzw. dann auch gar nicht mehr angebracht gewesen; ich habe es seit zwei Sommer nicht mehr gesehen. Mittlerweile haben wir ein neues und ich wollte das Segel sooo gerne setzen; wir nahmen aber an, dass wir das nicht sollten. Dann kam der Kapitän (der bei meiner allerersten Reise erster Offizier war; auch so ein Flashback!) und meinte lachend zu mir, warum das Segel nicht gesetzt sei. Aaaah! Alle waren total elektrisiert; in nullkommanichts kletterten Leute hoch und ich durfte das Segelsetzen leiten. Und alles lief perfekt! Bevor die erste Offizierin zu ihrer Wache hochkam, war das Royal oben und wir taten alle ganz cool und casual. Freudensprünge hätte ich machen können! Außerdem durfte ich diesen Sommer endlich Bootfahren (üben) und habe auch meine erste Dinghifahrt mit Passagieren absolvieren dürfen; ich war total nervös und dann war es auch richtig schön und alle haben sich so süß mit mir gefreut und waren mit mir stolz; da wird mir selbst in der Erinnerung gleich wieder warm ums Herz! Das ist wirklich das, was ich am Segeln am meisten lieben - wie sehr alle füreinander da sind; in guten wie in schlechten Momenten. Alles wird geteilt; von Jacken und Schokolade, über Putz- und Backschaftspflichten zu Freude, Ängsten und Erfolgsmomenten.
Ich kann es gar nicht abwarten, nächsten Sommer endlich fertig mit dem Studium zu sein und einfach beruflich glücklich zu sein. Klar, nicht jeder Tag ist einfach und jede Situation großartig; auch diesen Sommer nicht. Überwiegen tut aber bei weitem die Freude, die wunderbare Gemeinschaft und die besonderen Augenblicke.
Hier findet ihr übrigens noch mehr Bilder ☺
Wart ihr schon in Schottland, (Nord-)Irland und/oder England? Oder würde euch eine Reise dorthin reizen? Und gerne dürft ihr mir natürlich auch Fragen stellen, wenn ihr welche zu den Orten bzw. dem Segeln habt :)
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