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Mittwoch, 18. Dezember 2024

Freiheitsliebende, nächtliche und schreibende Frauen


Ahoi! Ob in Kunst und Literatur, auf (Welt-) Reise oder Bergwanderung - Frauen sind und waren überall! Ich finde es berührend, ermutigend und bestärkend, von solchen Frauen zu lesen. Denn obwohl es (noch immer) "Die erste Frau, die..."-Schlagzeilen und Momente gibt, sind wir doch die Töchter und Schwestern der beeindruckenden Pionierinnen vor uns; in (fast) jeder Lebenslage und -situation war mindestens eine Frau vor uns schon. Und deshalb tut es gut, dass immer mehr Biographien und Schicksale ans Tageslicht, ins Rampenlicht kommen! In dem Sinne: Vorhang auf für Heldinnen, weibliche Vorbilder und besondere Frauen ❤





Den Wind in den Haaren: Auf den Spuren freiheitsliebender Frauen || 
Annabel Abbs || aus dem Englischen von Charlotte Breuer & Norbert Möllemann || btb Verlag || Sachbuch || SC || 384 Seiten || Band 1/1|| 5 Anker

In diesem inspirierenden Buch stellt Annabel Abbs Künstlerinnen vor, die ein tiefes Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit hatten. Und sie geht der Frage nach, warum das Unterwegssein in der Natur gerade für Frauen so
                               beglückend ist.


Über dieses Buch bin ich online zufällig gestolpert, habe Cover und Titel gesehen, den Klappentext kurz überflogen und beschlossen: Das muss ich lesen! Ich gebe ehrlich zu, dass ich nicht genauer hingeschaut und übersehen habe, dass es nicht um reisende Frauen im Allgemeinen (und schon gar nicht auf See, wie ich wegen der isobaren-ähnlichen Linien auf dem Cover in einem wilden Kurzschluss annahm), sondern speziell um wandernde Frauen geht. Wer mich ein wenig kennt, weiß um meine Aversion gegen das Wandern, Zelten und Berge. Hätte ich genau hingeschaut, hätte ich das Buch nicht gelesen. Da ich es aber nun schonmal in den Händen hielt, wollte ich ihm, der Autorin und vor allem den Frauen zwischen den Buchdeckeln eine Chance geben. Welche Glück!

Denn obwohl ich wiegesagt selbst nicht gerne wandere und zelte, konnte ich mich mit den Frauen identifizieren, viele Szenen, Momente und Empfindungen nachspüren. Auch dass dieses Buch kein reines Sachbuch, keine biographische Vorstellung verschiedener freiheitsliebender Frauen, sondern auch eine Selbstfindung und persönliche Erzählung der Autorin ist, habe ich nicht erwartet und hätte mich vermutlich vom Lesen abgehalten. Aber, was soll ich sagen: Genau das fand ich so berührend, so besonders und so unterhaltsam. Ich habe das Buch einfach gerne gelesen, mir wurde leicht ums Herz - und um mich des Neudeutschen zu bemühen, empfand ich das Buch als wholesome

Zudem hat Annabel Abbs ausgesprochen gut recherchiert; sowohl was die Biographien der Frauen angeht, als auch bezüglich wissenschaftlicher Studien, die zu ihren Aussagen, Erfahrungen und Erkenntnissen passen. Der Fokus auf sechs (bzw. acht) Frauen gibt ihnen zudem viel Raum und auch wenn dadurch die Kapitel recht lang sind, lässt sich das Buch angenehm und flott lesen.

Egal ob ihr nun gerne wandert und zeltet oder anderweitig in der Natur aufhaltet und reist - dieses Buch kann ich von ganzem Herzen empfehlen; ein wunderbarer Weg zu sich selbst mit beeindruckenden weiblichen Vorbildern.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Das Cover finde ich ansprechend, wie auch den Titel - wobei der originale Windswept: Why women walk treffender ist.



Frauen, an die ich nachts denke: Auf den Spuren meiner Heldinnen ||
Mia Kankimäki || aus dem Finnischen von Stefan Moster 
|| btb Verlag || Erzählung? Sachbuch? || SC || 560 Seiten || Band 1/1 || 3 Anker

Mia, Anfang vierzig, hat den Job gekündigt, die Wohnung verkauft, und während andere Familien haben und Sommerhäuser kaufen, denkt sie während zahlloser schlafloser Nächte an Frauen – und das hat nichts mit Sex zu tun, sondern mit der Suche nach dem Sinn des Lebens! Ihres Lebens! Ihre Nachtfrauen - furchtlose Entdeckerinnen, begabte Schriftstellerinnen und leidenschaftliche Künstlerinnen - sind Schutzheilige, die sie um sich versammelt, um sich den Weg weisen zu lassen. 

Zu diesem Buch kam ich durch eine Empfehlung auf Instagram; es klang zu perfekt, um es nicht lesen zu wollen. Ertauscht und abends gemütlich in der Küche sitzend begonnen - leider jedoch früh schon nicht so begeistert, wie ich gerne gewesen wäre... Was vor allem an der Autorin bzw. ihrer von mir als wehleidig empfundenen Art lag - ja, sie ist sich bewusst, wie privilegiert sie in ihrem "Leid" ist und spricht das auch aus, genervt haben mich ihre Sorgen, Nöte und Ängste aber dennoch. Massiv störte mich auch, dass sie stets von "Afrika" und "afrikanisch" sprach, statt von Tansia oder Nairobi - in Europa nennt sie ja sogar kleine Ortschaften und Regionen! Auch hier machte Mia Kankimäki zwar reinen Tisch bezüglich ihrer weißen Perspektive, relativiert hat das ihren zum Teil kolonialistisch-exotisierenden Blick für mich nicht. Bei ihren Japanaufenthalten dann vollkommener Kontrast - Mia Kankimäki wirft erklärungslos mit Begriffen um sich, als wäre allen japanische Kultur, Essen und Örtlichkeiten vertraut. Es war schön, zu lesen, wie sehr die Autorin Land und Leute ins Herz geschlossen hat, Erläuterungen und Beschreibungen hätte ich aber gebraucht.

Großartig am Buch finde ich den ungewöhnlichen Aufbau bzw. Zusammensetzung - persönliche Erlebnisse und Spurensuche, Biographisches über die "Nachtfrauen", Briefe von ihnen und fiktive an sie, Lebensweisheiten und Ratschläge; alles sehr fließend. Definitiv kein nüchternes, faktenbasiertes Sachbuch, sondern ein Buch, in dessen Verlauf ich die Frauen langsam kennenlernen, mir ein eigenes Bild erschaffen und meine Meinung auch wieder ändern konnte; gerade bei dem ausführlichsten "Kapitel" zu Karin Blixen (das fast ein Drittel des Buches einnimmt!) gelingt es der Autorin, die Licht- und Schattenseiten einer Person aufzuzeigen; aus anfänglicher Begeisterung wird skeptische Nachdenklichkeit.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Oh, ich liebe dieses Cover! Und auch die rillenartige Haptik sowie die Farbfotos im Anhang mag ich - gerne hätten in den Kapiteln ja schon Bilder sein können... Und die Aufzählung der Namen entspricht nicht vollkommen der Reihenfolge im Buch. Den Titel finde ich ansprechend.



Schreibende Frauen in Berlin: Von Hannah Arendt bis Renée Zucker ||
Rolf Schneider|| Jaron Verlag || Sachbuch || SC || 288 Seiten || Band 1/1 ||
4 Anker


Welche bedeutenden Schriftstellerinnen Berlin - schon immer Kulminationspunkt aufgeklärten Denkens, weiblicher Emanzipation und literarischer Kreativität - zwischen dem 18. Jahrhundert und der Gegenwart 
                              hervorgebracht hat, zeigt eindrucksvoll der bekannte Schriftsteller Rolf     
                              Schneider in seinem neuen Buch.


Nach einer Vorrede (warum eigentlich in 12 kurze Abschnitte gegliedert?) ist das Buch wie ein Lexikon alphabetisch sortiert und stellt die unterschiedlichsten Frauen, quer durch die Jahrhunderte vor - Frauen, die sich als Autorinnen begriffen und (erfolgreich) Bücher veröffentlichten; solche, die "nur" im stillen Kämmerchen für sich Tagebuch und Gedichte schrieben; fleißige Briefeschreiberinnen und Literatursalon-Betreiberinnen. Manch eine in Berlin geboren oder gestorben, manche lebten hier für kürzere oder längere Abschnitte ihres Lebens, schreiben in, über und von Berlin. Bekannte Frauen und unbekannte. 

Mir gefiel der Aufbau - biographisches, manchmal Zitate oder Zusammenfassungen und am Ende eine Auswahl der bekanntesten Werke samt Erscheinungsjahr. Ich habe mir einige Titel markiert, die mich ansprachen und bin noch motivierter, noch mehr von Frauen zu lesen! Ich finde es ja berührend und bestärkend, dass selbst bei einem eng gefassten Feld/Thema wie "schreiben + Berlin" so viele Frauen zu nennen sind und diese eben nicht, wie der Geschichtsunterricht so gerne vermittelt, unsichtbar und untätig waren!


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[3/5] Kein aufregendes, aber ein passendes Cover - genauso der Titel. Zu sehen sind übrigens Hannah Arendt (u.l), Vicki Baum (o.r.), Sarah Kutner (u.r.) und Henriette Herz (o.l.).

Welche Frau(en) sind eure Vorbilder? Über welche sollte viel häufiger berichtet; ein ganzes Buch geschrieben werden? Als buchigen Adventskalender lese ich momentan ja noch Weihnachtsduft und Erfindergeist: 24 Geschichten über berühmte Frauen; gefällt mir bisher sehr gut - jeden Tag eine süße, weihnachtliche Kurzgeschichte und anschließend eine kurze Biographie; von ganz unterschiedlichen Frauen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft 😊

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