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Sonntag, 18. August 2019

{Rezension} Niemand soll uns trennen ~ Anika Beer

Rezension Niemand soll uns trennen Anika Beer
Niemand soll uns trennen || Anika Beer || cbj || Genre || B || 320 Seiten || 1/1

Zwei Brüder, ein Mädchen und ein dunkles Geheimnis. Als Clara auf der Suche nach einem besonderen Fotomotiv in den Garten eines verlassenen Herrenhauses einsteigt, wird sie vom Gewitter überrascht. Sie will sich im Inneren des Gebäudes unterstellen und stellt fest, dass es keineswegs verlassen ist. Beliar und Keren, Zwillinge und kaum älter als Clara, bewohnen es mit ein paar Bediensteten. Sie laden Clara ein, ein paar Tage zu bleiben und Fotos zu machen. Besonders Beliar fasziniert Clara, doch sie spürt, dass die beiden etwas vor ihr verbergen.


Von Anika Beer alias Ana Jeromin habe ich mich bereits zwei Mal verzaubern lassen, sodass ich diesem neuesten Buch nicht widerstehen konnte, als ich den Autorennamen entdeckte. Der Klappentext und sein Versprechen eines düster geheimnisvollen Buches hatte(n) mich da bereits überzeugt.

Und was soll ich sagen? Ich habe das Buch dann auch in einem Rutsch durchgelesen, so zog mich die Geschichte in ihren Bann; wie im Rausch flog ich durch die Seiten. Die Autorin ist einfach eine Meisterin der Worte; mit jedem Satz entsteht ein Bild, ein Gefühl. Nervenaufreibend und atmosphärisch so dicht, tauchte ich ein in die düstere Welt der Zwillinge; konnte und wollte nicht aufhören, bis ich das Geheimnis gelüftet hatte.

Andeutungen und Plottwists, Verwirrspiele und die perfekte Kulisse, dazu widerstreitende Gefühle; Verlangen und Abscheu, Angst und Entschlossenheit, Anziehung und Abstoßung, Knistern und zermürbende Zurückweisung... all´ das verschmilzt zu einem grandiosen Leseerlebnis für herbstliche Tage oder kühle Sommerabende.

»Auf seinem Gesicht war noch immer diese seltsame Bitterkeit zu sehen, die Clara schon im Garten aufgefallen war, gemischt mit etwas, das sie als Verzweiflung zu erkennen glaubte, gut versteckt hinter dem rissigen Lächeln, das er trug wie eine Maske. Sie drang auch in seine Stimme – ein raues, wildes Gefühl, das ein heißes Prickeln durch Claras Körper schickte und sie gleichzeitig frösteln ließ, als sich ihre Blicke kreuzten.«

Vom groben Aufbau ähnelt die Geschichte der der Schönen und des Biestes, dazu kommt das wundervoll umgesetzte Geschwister- bzw. Zwillingsmotiv. Düster und märchenhaft, voller Zärtlichkeit und Abhängigkeit - Anika Beer kreiert hier etwas ganz Eigenes, Neues. Ich liebe, wie tief sie einen in die Beziehung Beliar und Kerens blicken lässt; das ganze Ausmaß an Verbundenheit und Hilflosigkeit, selbstloser Aufopferung und egoistischem Selbsterhalt begreifen lässt. Die Szenen der beiden waren von einer tiefen Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, zugleich aber auch bedingungsloser Liebe und Verständnis getragen. Berührend!

Leider gab es aber auch ein paar Aspekte, die dem Buch den "für mich perfekt"-Stempel entzogen. - So empfand ich die Geschichte als unrund: Anfang und Hauptteil stehen im krassem Kontrast, sowohl von der Stimmung, als auch von den Figuren her. Alle kennengelernten Charaktere sind letztlich für die Entwicklung der Geschichte gleichgültig, sie bleiben farb- und formlos. Mir wäre ein direkter Einstieg in die Geschichte lieber gewesen, also dass die Handlung am Tor der verwünschten Villa beginnt, die Hintergründe des Besuches dann nur in einem kurzen rückblickenden Paragraphen erklärt werden. Das hätte ich passender und atmosphärischer gefunden - denn so spukten Claras Freunde und Eltern, sowie neuzeitliche Aspekte wie Internet und Netzempfang in meinem Hinterkopf umher, obwohl sie nichts zur Sache taten. Weiterhin störte ich mich am Personal, das ebenfalls konturlose Nebenfigur(en) blieb; der Ereignisse gar merkwürdig gleichgültig gegenüber trat. Müssten sie nicht emotionaler reagieren auf ihr eigenes Leid oder zumindest das Ende?! Und schließlich war ich regelrecht enttäuscht über den "Gegner". Hatte man zuvor so viel spekuliert und gefürchtet, war diese Enthüllung... seicht und unspektakulär. Ich hatte mir mehr erhofft; mehr Motive, mehr Vielschichtigkeit.

»Wahr ist nicht, was du im Spiegel siehst. Wahr ist nur, was man im Spiegel nicht sehen kann. Gib dem Spiegel also keine Macht über dich.«

Dennoch ist dieses Buch ein absolutes Lesehighlight; eine grandios kreative Verschmelzung bekannter Motive und unkonventioneller Ideen, verpackt in eine düstere Atmosphäre und einen bezaubernden Schreibstil, der einen fortreißt und mitnimmt.


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[3/5] Ich liebe die Ornamente, Ranken und Farbabstimmung, kann aber das Gesicht und seine Einfügung in das Cover nicht leiden; zumal das Ganze auf eine nicht-positive Art creepy aussieht. (Ist das eigentlich das gleiche Gesicht, wie auf dem ersten Band von Elias & Laia?) Dafür hat das Buch ein hervorragendes Format und äußerst ansprechenden Titel.


Fazit Niemand soll uns trennen Ana Jeromin Sonnentänzer Amaias Lied Die Schöne & das Biest Zwillinge Urbexer Fotografie
VIELEN DANK AN RANDOMHOUSE FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Trotz einiger Kritikpunkte für mich ein Lesegenuss - geniale Verschmelzung von Märchen und Düsternis, nervenaufreibend spannend und verpackt in einen grandiosen Schreibstil voller Magie und Gefahr. 

bedrohlich ~ fesselnd ~ atmosphärisch

Habt ihr auch Bücher, die ihr zu euren Lieblingsbüchern oder zumindest Highlights zählen würdet, auch wenn sie Schwachstellen haben/ nicht perfekt sind? Seid ihr fotografisch begabt bzw. interessiert? Faszinieren euch solche Urban Exploration-Fotos?


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