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Samstag, 29. August 2020

{Rezension} Kein P@nik, ist nur Technik ~ Kenza Ait Si Abbou

Keine Panik, ist nur Technik || Kenza Ait Si Abbou || Gräfe und Unzer Verlag || 
Sachbuch || SC || 224 Seiten || 1/1

Computer entscheiden über unseren Job, unseren Krankenversicherungstarif, unsere Partnersuche – sie wissen alles über uns. Aber was wissen wir eigentlich über sie? Was steckt hinter einer App? Warum sollte man bei Tinder nicht alle Profile liken? Weshalb werden manche Menschen von Algorithmen automatisch diskriminiert? Wie „smart“ wird unser Kühlschrank bald sein? Und wieso sollte man Bier und Fertigpizza nie mit Karte bezahlen? Kenza Ait Si Abbou hat Technik für ihr Leben gern. Sie zeigt, wie aus Nullen und Einsen der Quellcode unseres Lebens wird, warum es sich lohnt, kein digitaler Analphabet mehr zu sein, und weshalb man auf Algorithmen ziemlich gut tanzen kann – solange wir ihnen den Takt vorgeben!


Schon seit einer Weile beschäftige ich mich mehr und mehr mit Technik, EDV und Künstlicher Intelligenz - weil ich diese Themen faszinierend und relevant finde. Als ich über dieses Buch stolperte, MUSSTE ich es einfach lesen!

Durch Gespräche mit Freunden, den kostenlosen Onlinekurs zu den Grundlagen von KI Elements of AI, den Kenza Ait Si Abbou ebenfalls erwähnt sowie ein wenig Recherche hatte ich vor dem Lesen bereits ein grobes Verständnis von künstlicher Intelligenz und von einigen Schlüsselbegriffen wie maschinellem Lernen oder neuronalen Netzwerken wenigstens schon mal gehört - ich kann also nicht beurteilen, inwieweit dieses Buch auch für vollkommen Fachfremde zu lesen ist; auch wenn ich meine, dass es durchaus verständlich sein sollte.

»Wenn die Menschen nicht verstehen, was Technik oder Algorithmen bedeuten, werden sie keine Bereitschaft entwickeln, mitzuwirken oder sich einzubringen. Im schlimmsten Fall resultiert daraus eine pauschale Ablehnung. […] Die Nutzer müssen in die Lage versetzt werden, intuitiv über die Verwendung ihrer Daten zu entscheiden, und die Technik muss das auch er möglichen.«


Die Autorin erklärt und beschreibt erfreulich niedrigschwellig; ohne Formeln und tiefen Einblick in Programmierstrukturen. In einfachen Worten umreißt sie, wie und wo künstliche Intelligenz eingesetzt wird; Schwachstellen und potenziellen Nutzen. Streckenweise war sie mir zu leichtgläubig bzw. unbeschwert was die Freigabe ihrer Daten angeht; gleichzeitig war es beruhigend, bei all der Schwarzmalerei in den Medien auch Positives über die zunehmende Technik zu hören!

Auch vom Aufbau her ist das Buch weniger Fach- denn erzählendes Sachbuch; jedes Kapitel ist einem Anwendungsfeld von KI gewidmet und wird durch eine persönliche Anekdote, meist anhand ihrer tindernden Nachbarin Maria oder dem spanischen Freund Carlos eingeleitet. Das hatte zwar durchaus Charme, wäre für mich aber nicht nötig gewesen. 


Bereits in ihrem TED-Talk konnte mich Kenza Ait Si Abbout beeindrucken - was für eine starke, humorvolle und intelligente Frau! Meinen höchsten Respekt dafür, ein anspruchsvolles Buch in einer Fremdsprache zu schreiben und dabei gleichzeitig den Spagat zwischen wissenschaftlicher Präzision und allgemeinzugänglicher Vereinfachung zu meistern!

»Wenn über künstliche Intelligenz gesprochen wird, wird die Technologie oft verteufelt, weil sie viele Risiken verbirgt. Das ist teils auch richtig. Wir müssen diese Risiken kennen, aber wir sollten unsere eigene Verantwortung nicht vernachlässigen. Eine Technologie ist nur ein Werkzeug – wie man es nutzt, macht den Unterschied.«


Klasse fand ich auch Kenzas Forderung nach mehr Diversität in der Technik - sowohl was den fachlichen Hintergrund als auch Geschlecht/Alter/Herkunft/Hautfarbe/Kultur/etc. angeht! Von Interdisziplinarität und verschiedenen Perspektiven profitiert nicht nur die Entwicklung neuer Technologien; es können auch Probleme verhindert werden, wie bei Gesichts- und Stimmerkennung eindrucksvoll gezeigt! In meinem Politikstudium habe ich die gegenseitige Abneigung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften häufig spüren können; umso erfreulicher jedes Mal die Erkenntnis Einzelner, wie bereichernd eine Zusammenarbeit doch ist...

Ein wenig enttäuscht war ich darüber, dass sich das Buch entgegen des Klappentextes ausschließlich mit KI beschäftigt; ich hatte auf einen allgemeineren Blick auf Technik, Algorithmen und Programmieren gehofft - wobei das den Rahmen wohl gesprengt hätte!


Interessante Links & Verweise:

UNESCO -Report zu Geschlechterunterschieden bei digitalen Fähigkeiten:
  • »Today, women and girls are 25 per cent less likely than men to know how to leverage digital technology for basic purposes, 4 times less likely to know how to programme computers and 13 times less likely to file for technology patent. At a moment when every sector is becoming a technology sector, these gaps should make policy-makers, educators and everyday citizens ‘blush’ in alarm.«
  • »[...] countries with the highest levels of gender equality such as those in Europe also have the lowest proportions of women pursuing advanced degrees in computer science and related subjects. Conversely, countries with low levels of gender equality such as those in the Arab region have the highest proportions of women completing advanced technology degrees.«


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[5/5] Cover und Gestaltung des Buches finde ich äußerst ansprechend; gerade auch für junge Frauen, die ja im Technikbereich noch viel zu selten anzutreffen sind! Auch der Titel ist hervorragend gewählt; wenngleich der Untertitel meiner Meinung nach nicht ausreichend umgesetzt wird.


VIELEN DANK AN VORABLESEN FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Unterhaltsam geschrieben und anschaulich erklärt, vermittelt die Autorin Grundlagenwissen, Anwendungsmöglichkeiten, sowie Schwachstellen von Künstlicher Intelligenz. Aufschlussreich!

kurzweilig ~ informativ ~ faszinierend

Interessiert ihr euch für Technik? Warum (nicht)? Und lest ihr ab und zu Sach-/Fachbücher oder nur erzählende Bücher?


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