Retellings der Odyssee und
anderer griechischer Sagen aus weiblicher Sicht gibt es momentan viele und ich
liebs. Die Aeneis, die sich an den Trojanischen Krieg anschließt und zu Roms
Gründungssaga gehört, kam bisher zu kurz; wie schön, dass Irene Vallejo das nun
ändert!
Vorweg: Dieses Buch ist nicht wie
Circe, Die Stille der Frauen oder XY eine reine Geschichte
von und über die Schwestern, Töchter, Ehefrauen und Geliebten. Elyssa und ihre
Schwester erzählen, aber nicht nur. Auch Aeneas selbst und Vergil kommen zu
Wort und streckenweise fieberte ich mehr mit diesen beiden als mit dem karthargischen
Schwesternpaar. Dass die Männer Elyssa und Anna überstrahlten, störte mich
jedoch, nachdem ich mich an ihre Erzählperspektive gewöhnt hatte, nicht und der
ausgesprochen angenehme Schreibstil ließ mich zudem durch die Seiten fliegen.
»Ich habe meine Wahl getroffen. Wählen können ist ein Privileg der Männer, aber hier bin ich mächtiger als jeder einzelne von ihnen. Alles hängt von meinem Willen ab, von meinen Entscheidungen. Ich werde nach Zufriedenheit streben, nach Ruhe, nach Freude, und zwar ganz nach meinen eigenen Regeln.«
Elyssa ist keine
Liebesgeschichte, auch wenn Eros durchaus mitmischt und die Liebe eine wichtige
Rolle einnimmt. Politik und Selbstbehauptung, das Streben nach dem eigenen
Glück und Freiheit sind jedoch bedeutendere Motive und Vallejo zeigt wunderbar,
wie Liebe an falschen Erwartungen und fehlender Kommunikation scheitert.
»Liebe ist eine verbreitete Erfahrung, aber nur selten im gleichen Maß,
die Waage ruht nie im Gleichgewicht.«
Dank dieser wunderschön geschriebenen und durchweg spannenden Geschichte konnte ich meine mythologische Wissenslücke schließen, wie es nach dem Fall Trojas weiterging, zu Roms Aufstieg kam und warum Rom und Karthago verfeindet waren – reichte mein Vorwissen doch nicht darüber hinaus, dass Vergil das Epos um Aeneas geschrieben hatte und jener zu den Ahnen der Römer gehörte. Ich wüsste noch gerne, warum sich die Autorin beim Namen der titelgebenden Figur für Elyssa statt für das bekanntere "Dido" entschieden hat.
»Kriege geraten in Vergessenheit, aber Lieder überdauern. Nur ein
Gedicht kann noch vom Schmerz der Besiegten erzählen, vom Los der Opfer
unaufhaltsamer Ereignisse, aus denen sich die Geschichte formt. Jene, die wir
heute Helden nennen, waren einst vom Unglück Geschlagene. Aus der Lese des
Leids entsteht der Wein der Legenden.«
Ein überraschender, und wie ich finde genialer,
Schachzug von der Autorin war es, die Geschichte Vergils mit den Ereignissen in
Karthago zu verknüpfen und Eros eine erzählende Rolle zuzugestehen; das rundete
das Buch für mich ab.
Ich habe das Buch über vorablesen.de entdeckt und da ich "Papyrus" wahnsinnig gerne gelesen habe (das ist eine Empfehlung :)), schaute ich in die Leseprobe. Allerdings muss ich gestehen, dass diese mich so gar nicht abgeholt hat und da in der Woche noch ein anderes Buch dabei war (man kann ja nur eines pro Woche gewinnen), habe ich mich dann dafür beworben. Nach Deiner Rezi werde ich das Buch aber nicht von der Liste schmeißen. Vielleicht läuft es mir mal irgendwo über den Weg. Und ja, das Cover ist ... unansehnlich.
AntwortenLöschenAhoi liebe Daniela,
Löschenach schau, mit Papyrus hatte ich geliebäugelt, es dann aber doch nicht gelesen - u. A. weil mich der Umfang dann doch abschreckte xD Ich hab das Buch über NetGalley gelesen; vielleicht kannst du es da noch anfragen, solltest du Interesse haben? Aber wenn dich die Leseprobe nicht abholte, ist das ja eher ein Zeichen dagegen ^^ Hast du das andere Buch bei vorablesen denn gewonnen? Ich hoffe ja sehr auf mein Glück zum Vertrauten diese Woche...
LG Ronja
Papyrus ist dick, aber es ist auch mehr ein Sachbuch, das man immer mal dazwischen schieben kann.
LöschenNetGalley ist mir zu kompliziert bzw. ich lese keine E-Books. Ich sitze ohnehin schon den ganzen Tag am PC ...
Ja, bei vorablesen gewinne ich, wenn es kein Hype-Buch ist, regelmäßig. Ich glaube, auch in der besagten Woche. Dafür bin ich auch sehr dankbar, denn ich entdecke immer mal kleine Schätze dort. Und die Buchpreise werden ja auch immer höher. Für jemanden mit hohem Lesepensum ist das kaum machbar.
Das besagte Vertrauten-Buch fand ich wider Erwarten auch super in der Leseprobe. Die Autorin ist bei mir schon mal richtig durchgefallen. Leider habe ich dieses nicht gewonnen. Allerdings habe ich noch ein paar REs hier, so dass das nicht schlimm ist. Vielleicht taucht es mal in TT auf. Und Du? Hattest Du Glück?
Kann ich verstehen, ich hab mich auch lange gegen eBooks gesträubt, aber mit dem vielen Reisen ist das einfach praktischer und Netgalley für mich auch ein hilfreiches Portal - wobei, das hatten wir ja schon mal, das mit den Bloggerportalen :D Aber ja, das mit den Buchpreisen empfinde ich auch so ^^ Umso dankbarer bin ich für die Rezensionsexemplarmöglichkeiten.
LöschenBei mir hat´s mit dem Vertrauten auch nicht geklappt und selbst bonuspunkte einlösen ging nicht mehr ^^ Na mal sehen, wie die Rezensionen werden und sonst warte auch ich auf TT ^^
LG Ronja