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Mittwoch, 23. Dezember 2020

{Rezension} Hexenherz: Goldener Tod ~ Monika Loerchner

Goldener Tod || Monika Loerchner || acabus || Fantasy || TB || 512 Seiten || 3/3

Die göttinliche Ordnung, nach der nur Frauen Magie besitzen und über die schwächeren Männer gebieten, droht, ins Wanken zu geraten: Es ist den Rebellen gelungen, einem Jungen Magie zu verschaffen. Berauscht von seiner neuen Macht fiebert Kolja nun einem Kampf entgegen, der alles verändern könnte. Einem Kampf, den seine Mutter Helena um jeden Preis verhindern will. Denn, obwohl sie von der Goldenen Frau, der mächtigsten Frau des Reiches, verstoßen und ihrer Magie beraubt wurde, glaubt Helena noch immer an das Vorrecht der Frauen. Und während Rebellenanführer Adrian versucht, eine friedliche Lösung für ein gleichwertiges Zusammenleben der Geschlechter zu finden, schmiedet Helena einen eigenen Plan.


Über ein Jahr warte ich nun schon auf Fortsetzung und Finale der von mir geliebten Hexenherz-Welt... ENDLICH ist es so weit!

Und - das nehme ich gleich vorweg - die Zeit in Annaburg hat mir wieder ausgesprochen viel Freude gebracht! Ich liebe die Welt, die Monika Loerchner zeichnet; wie gekonnt sie latent und offen frauenfeindliche Vorurteile unserer Welt umdreht und überspitzt; sie der Lächerlichkeit freigibt und zeigt: Kein Mensch ist von Geburt an so und so; zu  irgendetwas bestimmt und für etwas nicht "gemacht"!

Kein Schwarzweißdenken - weder bei "männlich" und "weiblich" noch bei "gut" und "böse"; das ist es, was mir an den Büchern so gefällt. Helena ist eine schwierige Protagonistin; manchmal unausstehlich und dann wieder mit starken, berührenden Momenten. Keine strahlende Heldin, sondern menschlich. Mit Fehlern, Ecken und Kanten. Eine Person, der ich die Widersprüche und Zweifel abnehmen konnte, mit der ich mitfühlen konnte - selbst wenn ich anderer Ansicht war! Der Reiz des Lesens ist für mich genau das: Die Welt aus anderen Perspektiven sehen und erleben zu können; was mir mit Helena hervorragend gelingt. Zumal ich die göttinliche, generisch feminine Sprache einfach feiere, die vor keinem Sprichwort oder Stereotyp halt macht!

»Der Trick besteht darin, dieses >Nein< nicht zu begründen, wissen Sie? Einfach >Nein> sagen und gut ist. Die meisten trauen sich dann gar nicht erst, nachzufragen, wieso. Nur wer seiner Gegenüber Gründe liefert, macht sich angreifbar und lässt sich in die Defensive drängen!«


Bis wenige Seiten vor Buchende war mir nicht klar, wie die Autorin hier alles auflösen und abschließen will; worauf es hinausläuft. Und was soll ich sagen?! Ein unerwartetes, ungewöhnliches und für einige Leser*innen bestimmt auch unbefriedigendes Ende - das mir jedoch außerordentlich gefiel! Ich empfinde es als passend, der Reihe gerecht werdend und realistisch, zugleich aber auch hoffnungsvoll. Gerechtigkeit und Gleichheit - bis dahin ist es ein weiter Weg; den zu gehen aber unerlässlich ist! Wenn das in unserer Welt nur auch so funktionieren könnte; Einsehen braucht Zeit, kommt aber und wird verkrustete Strukturen aufbrechen...

»Sich gegenseitig ausreden lassen, vorwurfsfrei sprechen, ich-Botschaften senden, sich gegenseitig nicht beleidigen – ja, wo sind wir denn hier? Das Leben ist kein Männerwohnheim!«


Zwischen Auftakt und Finale hätte dieser Band ein wenig mehr Action vertragen können, zugleich war es der Vertracktheit der Situation angemessen, Zweifeln und Ängsten, Hoffnungen und Wut Raum zu geben - eine Gesellschaft verändern oder gar stürzen zu wollen ist das eine, die Frage nach dem und dann oder dem großen Wie kommt in Dystopien häufig ärgerlich zu kurz, sodass es mir auch gefiel, hier mehr in die Prozesse eingebunden zu sein... Und da ich von Schreibstil und Sprache sowie Charakteren und der Ausgestaltung von Helenas Welt mehr als angetan bin, gibt es an der Stelle auch keinen Abzug.

Neben Helena konnte mich auch die schöne Heidrun, wie sie weit über die Grenzen von Annaburg ehrfürchtig genannt wird, nachhaltig beeindrucken mit ihrer Stärke, Lebensklugheit und ihrem Rückgrat, für das einzustehen, woran sie glaubt. Der Zwiespalt zwischen ihr und Helena; die Erkenntnis wie ähnlich sie sich sind, und das sie auf der gleichen Seite hätten stehen können... ein wahres Drama.

Nebenbei: Den Umgang mit der für Fantasy so obligatorischen Liebesgeschichte, oder in diesem Fall der Nicht-Umgang damit, finde ich stark und sowohl der Reihe als auch Helena entsprechend! Wie bei den vorherigen Bänden schon angemerkt: Ich liebe es, wie Sexualität in den Büchern enttabuisiert ist; manche Charaktere sind bi- oder homosexuell - das spielt jedoch für die Handlung keine Rolle. Es ist so normal, wie es sein sollte.

Kurzum, eine starke Reihe über weit mehr als Magie und Matriarchat, sondern eine Beschäftigung mit Gleichheit und Gerechtigkeit, Vorurteilen und Sprache. Keine runde, glatt gefeilte Geschichte sondern eine, die sich real und wirklich anfühlt; desillusioniert und zugleich auch Mut macht. Ich kann nur empfehlen, sich auf diese Welt und ihre Figuren einzulassen!


... noch ein paar Worte zu Gestaltung und Titel:
[4/5] Mir gefällt die schlichte und doch atmosphärische (und vor allem zueinander passende!) Gestaltung der Reihe und der Titel könnte stimmiger kaum sein. 


VIELEN DANK AN MONIKA LOERCHNER FÜR DAS REZENSIONSEXEMPLAR

Würdiges Ende für eine starke, ungewöhnliche Reihe mit taffen Charakteren und überraschenden Ideen, an die ich mich sicherlich noch lange positiv werde erinnern können und in die ich auch gerne wieder zurückkehre!

nachdenklich ~ realistisch ~ stark

Matriarchat in Büchern - fällt euch da außer den Amazonen noch was ein? Kennt ihr die Hexenherz-Reihe? Und bevorzugt ihr eigentlich Di- oder Trilogien?


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